Der dritte Renntag der IDM / DM im Supermoto fand am ersten Juniwochenende im bei Fahrern und Publikum gleichermaßen beliebten Wendelinuspark im saarländischen St. Wendel statt.

Der Wendelinuspark kommt den Idealvorstellungen von einer Supermotopiste sehr nah und ist aufgrund seiner abwechslungsreichen Streckengestaltung mit ausgedehntem Off Road, vielen Kurven und der langen Start-/Zielgeraden schon bei guten Wetterbedingungen eine Herausforderung für Mensch und Material.
Für das anstehende Wochenende hatte der Wetterbericht allerdings Gewitter und beständigen Regen angesagt, was sich auf einer solchen Strecke schnell als Lapsus erweisen kann.
Zu den Trainings am Samstag zeigte sich das Wetter für das erste Juniwochenende noch von seiner allerbesten Seite. Strahlend blauer Himmel, sommerliche Temperaturen, sowie ein beständiges laues Lüftchen machten den Aufenthalt im Freien zum puren Vergnügen und sorgten auch an diesem Wochenende wieder für Picknickstimmung auf den Rängen. Gut beraten war allerdings, wer zusätzlich zur Sonnenbrille auch die für ein Picknick notwendige Verpflegung mitgebracht hatte. Anders als an anderen Strecken beschränkt sich das Futterangebot in St. Wendel fast schon traditionell auf Pommes und gegrillte Würstchen in mehreren Variationen. An einer versteckten Ecke gibt es zwar noch einen kleinen Crepesstand mit der üblichen Auswahl, da aber die Betonung dabei auf `klein´ liegt, musste man dort schon ein bisschen Geduld mitbringen. Vor allem, wenn man zwei Kunden mit Sammelbestellungen vor sich hatte, die alle auf einem einzigen Crepes-Teller gezaubert werden mussten.
Bei einem ungewöhnlich vollgepackten Programm -die Quali der S2 lt. Zeitplan erst für 20:00 Uhr terminiert- rückte ein `ordentliches Abendessen´ zu verträglicher Uhrzeit in weite Ferne, und spätestens bei der dritten `Variation vom Grillwürstchen´ drängte sich sehr deutlich das Gefühl auf, dass weniger eben doch nicht immer mehr ist. Eine etwas reichhaltigere Auswahl wäre sicher nicht verkehrt gewesen.
Was sich ebenfalls im Lauf des Samstags aufdrängte, war der Eindruck, dass dieses Rennwochenende unter keinem besonders guten Stern zu stehen schien. Es gab einige Stürze, die den Einsatz der Sanitäter notwendig machten, eine besonders heftige Kollision direkt vor der Boxengasse erforderte gar die Anforderung eines Rettungshubschraubers, der aber trotz zahlreicher Verletzter glücklicherweise unverrichteter Dinge wieder von Dannen ziehen konnte.
Besonders dicke erwischte es einen Fahrer, für den St. Wendel in der Saison 2011 letztlich das Aus für den Meistertitel bedeutet hat. Michi Herrmann stürzte im zweiten freien Training auf dem Anlieger im Off Road so unglücklich, dass er seine Bekanntschaft mit dem örtlichen Krankenhauspersonal erneuern konnte, und sich dort an den Gedanken gewöhnen musste, St. Wendel auch in diesem Jahr mit zwei Nullrunden zu verbuchen. Ungeachtet dessen schien er sich ein Restchen schwarzen Humor bewahrt zu haben. Nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus soll er gesagt haben: „Zumindest habe ich es diesmal bis zum zweiten freien Training geschafft“.
Es wäre Michi zu wünschen, dass es bei diesen beiden Nullrunden bleibt, und er in Stendal wieder dabei sein kann. Auf jeden Fall gute Besserung von hier aus nach Rottleben.
Obwohl das Programm aufgrund der sturzbedingten Unterbrechungen nur noch in der Light-Version durchgezogen wurde -einige Präsentationen wurden abgesagt-, startete die Quali der S2 mit knapp 10 Minuten Verspätung erst um 20:12 Uhr.
Es zeigte sich, dass es in dieser Klasse mit Jochen Jasinski eine konstante Größe gibt, und die Chancen auf den Meistertitel für ihn mit jedem Renntag ein Stück fester gezurrt werden. JJ sicherte sich mit einem souveränen Vorsprung von über einer Sekunde die Pole Position vor Dirk Spaniol und Jan Deitenbach.
Ab 20:38 Uhr lieferten die Piloten der S1 mit einem wahren Quali-Krimi zur „besten Sendezeit“ - den krönenden Abschluss des Samstagabends: Pavel Kejmar hielt über 4/5tel der Distanz die Bestzeit. 6 Minuten vor Schluss legte Markus Class mit einer Zehntelsekunde nach, wurde aber kurz darauf vom Österreicher Hannes Maier von der Pole verdrängt, und schaffte es mit seiner letzten freien Runde noch auf 0,009 Sekunden an dessen Bestzeit heran, und musste sich infolgedessen aber mit der zweiten Startposition zufriedengeben.
Lukas Höllbacher legte ebenfalls kurz vor Toresschluss nach, und sicherte sich damit den letzten freien Platz in der ersten Startreihe, vor Plogmann, Joannidis, Voorwinden und Künzel. Welcher Nervenkitzel da geboten wurde, zeigen die eingefahrenen Zeiten in beeindruckender Weise: die der ersten beiden Startreihen lagen innerhalb einer Sekunde und versprachen heiße Positionskämpfe für die Rennen am Sonntag.
Am Sonntag hatte sich die angekündigte Schlechtwetterfront dann pünktlich mit Regen, Wind und kühleren Temperaturen eingefunden und die Zuschauer auf den Rängen unter Regenschirme und in wetterfeste Kleidung gezwungen.
Eine dichte Wolkendecke versprach alles mögliche, aber keine Verbesserung, und spätestens mittags hatte der immer wieder einsetzende Regen den Off Road in eine Schlammpiste verwandelt, deren Ausläufer sich bis zum ersten Lauf der S2 fast über die ganze Strecke hinzogen und für die Rennen eine Rutschpartie über die komplette Distanz in Aussicht stellten.
S2
Lokalmatador Dirk Spaniol sorgte beim ersten Lauf mit einem Holeshot für Jubel seines heimischen Publikums, musste aber nach nicht mal einer Runde die Führung an Jochen Jasinski abgeben, der sich auf der dreckstarrenden Piste offensichtlich wohl fühlte. Danni Fuhrbach, der von der 8. Position gestartet war, konnte sich nach einem exzellenten Start zunächst auf der vierten Position hinter Jan Deitenbach einreihen, musste das Rennen aber nach einem Sturz in der zweiten Runde mit einer ausgerenkten Schulter beenden. Frederik Eriksson übernahm Dannis vierte Postition vor Kevin Würterle, und konnte schließlich die dritte Position einnehmen, nachdem Deitenbach sich ausgebremst hatte und erst wieder hinter Würterle einreihen konnte.
Während sich hinter ihm der Rest der Meute rutschend und schlingernd mit Dreck bewarf, zog Jasinski unbeeindruckt seine Runden und fuhr erneut einen souveränen Sieg nach Hause. Dirk Spaniol wurde Zweiter und Frede Eriksson freute sich als Dritter im Bunde über sein erstes S2-Podium in der IDM.
Den Start des zweiten Laufs entschied JJ bei zwangsläufig noch katastrophaleren Streckenverhältnissen für sich, Dirk Spaniol rutschte gleich in der ersten Kurve weg und musste einen guten Teil des Feldes an sich vorüber ziehen lassen, und Kevin Würterle war nach einem sehr guten Start kurz in der Position, Jochen Jasinski zu attackieren. Der Routinier an der Spitze wollte sich aber so leicht nicht abzocken lassen, griff in seine Trickkiste und zwang Würterle zu einer Reaktion, in deren Verlauf er zu Boden ging und danach das Feld noch hinter Spaniol von neuem aufrollen musste. Danach heftete sich zunächst Zweitakterkollege „Köcke“ Köckritz an Jasis Fersen, machte aber Platz für Eriksson, der sich damit das zweite Podium des Tages sicherte. Der Titel des `Racers of the Day´ ging aber ohne jeden Zweifel an Danni Fuhrbach. Nach dem Sturz im ersten Rennen hatte er sein Moped mit ausgekugelter Schulter aus dem Off Road noch in die Boxengasse gefahren, war aus Sorge um seine Startberechtigung für das zweite Rennen vor den anrückenden Sanitätern getürmt, und hatte sich die Schulter kurzerhand von seinem Dad richten lassen. Kurz vor dem zweiten Rennen konnte man ihn noch mit Armschlinge durchs Fahrerlager schlendern sehen, und ernsthaft hätte wohl niemand damit gerechnet, dass er überhaupt starten würde. Denkste. Er startete von seiner achten Position, als wenn nichts gewesen wäre, und fuhr in einem furiosen Rennen auf den, nicht nur unter diesen Umständen,
sagenhaften dritten Platz. Als er sein Moped vor dem Siegerpodest zum Stehen brachte, wechselte sich sein überschäumender Jubel mit Schmerzenslauten ab, aber das konnte sein Freude kein bisschen trüben. R.E.S.P.E.K.T. kann man da nur sagen. Seine eigene Schilderung des Wochenendes klang dann so:“Erstes Rennen guter Start, Platz 4, dann im Off Road im Anlieger rausgeflogen, Köckritz in mich rein, Schulter raus. Als ich dann irgendwie in der Fahrerbox angekommen bin, habe ich nur geschaut, dass die Sanis mich nicht kriegen. Wir haben dann im Fahrerlager die Schulter selber wieder gerichtet. Beim ausziehen hab ich gemerkt, dass die Schulter „kommt“. Da hab ich meinem Vater gesagt, er soll ziehen. Vom Schmerz her war das keine gute Idee. Mein Vater meinte dann, ich soll nicht fahren, aber ich wollte es auf jeden Fall probieren, dann rolle ich eben nur rum, damit ich nicht noch einen Nuller habe, und das hat verdammt gut geklappt. Die letzten vier Runden haben mir Jan und Dirk ziemlich zugesetzt, kurz zuvor nahmen die Probleme und die Schmerzen in der Schulter wieder zu, war echt kein Vergnügen. Ab da hab ich nur noch gedacht: Mach das, was du gut kannst, breit machen, einfach nur breit und fahr das Ding nach Hause. Hat geklappt, hätte ich selber nicht geglaubt.“
Fredrik Eriksson konnte sich nach seinem im ersten Lauf erzielten ersten Podiumsplatz in der Deutschen Meisterschaft überhaupt, im zweiten Lauf sogar noch um einen Platz verbessern, und erschien zur Siegerehrung in Begleitung von Spiderman. Merkwürdig war wohl, dass Superhelden im Kino immer viel größer aussehen; aber das kann auch ein Trick sein. „Der Start war schlecht, aber nach knapp 3 Runden konnte ich doch einige Fahrer überholen und relativ gut nach vorne kommen. Die Konditionen im Off Road haben mir gefallen und dort konnte ich ziemlich Tempo machen und Strecke gutmachen. Ich bin mit den Platzierungen sehr zufrieden und freue mich, dass ich an diesem Wochenende gleich zweimal aufs Podium fahren konnte.
Ein Funken Selbstironie blitzte bei Jochen Jasinski auf, den es in der Einführungsrunde zum zweiten Lauf in den Matsch geworfen hatte: „Ich habe irgendwann mal gesagt, wer sich in der Einführungsrunde hinlegt, ist ein Idiot. Da kann man sich ja vorstellen, was ich mir jetzt anhören kann“ grinste er nach dem zweiten Rennen. „Ansonsten ist es für mich prima gelaufen, ich habe das Tempo so gehalten, dass der Abstand zu Frede blieb und ich ansonsten das Risiko möglichst gering halten konnte. Es war sowas von rutschig, dass man jederzeit damit rechnen musste, wegzurutschen und irgendwo im Matsch zu liegen. Ich habe mich bemüht, viel Reserve einzubauen, und mit dem Ergebnis kann ich dieses Wochenende wieder mehr als nur zufrieden sein.“
S1
Nach dem knappen Ergebnis der Quali schlug das anhaltend schlechte Wetter einen weiteren Spannungsbogen für die Rennen der S1.
Der Start des ersten Laufs ging klar an Markus Class, der sich auch schnell vom Rest des Fahrerfeldes absetzen konnte. Gegen Mitte des Rennens ging er jedoch nach einem kleinen Fehler kurz zu Boden und bot damit dem bis dahin auf Position zwei lauernden Hannes Maier die Möglichkeit zum Führungswechsel. Jürgen Künzel hatte sich bis dahin bereits auf die dritte Position vorgearbeitet und setzte nun alles daran, Maier die Führung streitig zu machen. Class musste auch Pavel Kejmar und Maik Voorwinden noch ziehen lassen, bevor er sich auf der fünften Position wieder einreihen und sich daran machen konnte, zu retten, was noch zu retten war. Voorwinden war schnell von der vierten Position verdrängt, und fiel aufgrund technischer Probleme letztlich auf den 9. Platz zurück. Class versuchte bis zum Schluss vorzufahren und heizte Kejmar gewaltig ein. Am Ergebnis ließ sich allerdings trotz vehementer Versuche nichts mehr ändern, sodass Hannes Maier als erster die schwarz-weiße Flagge passierte, vor Jürgen Künzel, Pavel Kejmar und Markus Class. Lukas Höllbacher, der nach einem guten Start zunächst die dritte Position halten konnte, fiel nach einem Sturz zurück und wurde siebter.
Im zweiten Lauf gelang dem jungen Österreicher ein Blitzstart, der ihm kurzzeitig die Führung vor Kejmar und Voorwinden bescherte, doch bereits nach einer knappen Runde musste er diese an Pavel Kejmar abtreten. Nur wenig später zog auch Maik Vorwinden an Höllbacher vorbei auf die zweite Position, danach musste er für Markus Class Platz machen, und konnte auch dem inzwischen auf die fünfte Position herangefahrenen Jürgen Künzel nicht lange standhalten. Danach fiel Lukas immer weiter zurück, bis er in der elften Runde schließlich ganz ausschied.
Kejmar behauptete derweil die Führung vor Maik Voorwinden, und für Class und Künzel bot sich die Gelegenheit, ein heißes Duell um die dritte Position auszufechten. Ein ums andere Mal versuchte Künzel, an Class vorbeizukommen, und setzte ihn gehörig unter Druck. Allerdings boten die Streckenverhältnisse der zu dem Zeitpunkt komplett eingesauten Fahrbahn keinen Raum mehr für gewagte Manöver, so dass Künzel sich schließlich mit dem vierten Platz begnügen musste und war -aufgrund des Gaststarts von Hannes Maier- mit der Ausbeute trotzdem zufrieden:
„Das war auf jeden Fall ein gutes Rennen, trotz der widrigen Umstände. Der achte Startplatz war zwar nicht so toll, aber ich hatte am Start ein bisschen Glück, und bin dann gut nach vorne gekommen. Wichtig war in dem Rennen, dass man sitzen bleibt und sieht, dass man durchkommt, und dabei noch möglichst viele Punkte mitnimmt. Das ist gelungen, und insofern bin ich sehr zufrieden.“
Sieger des Rennens wurde Pavel Kejmar, der sich darüber unmittelbar nach dem Rennen aber eher verhalten freute: „Mein Start war okay, mir ist zwar kein Holeshot gelungen, aber ich kam als Zweiter weg. Lukas machte auf der Start-/Zielgeraden einen kleinen Fehler, so dass ich an ihm vorbei konnte. Der Off Road war super beim zweiten Rennen, der Asphalt nicht so toll, aber es hat gereicht, um einen guten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten herauszufahren. Ich bin sehr froh, dass ich gewonnen habe, aber vielleicht muss ich es noch eine viertel Stunde sacken lassen, damit ich das auch zeigen kann.“
Keinen Hehl aus seiner Freude über den zweiten Platz, und damit sein erstes Podium in der IDM- machte hingegen Maik Voorwinden: „Das war ein super Rennen für mich. Ich hatte einen guten Start, und die Streckenverhältnisse kamen mir sehr entgegen. Ich mag es sehr, wenn die Strecke nass und schmutzig ist, so dass für mich alles gut funktioniert hat.“
Markus Class, der auch nach einem Sieg eher selten durch dramatische Gefühlsausbrüche auffällt, konnte seinen dritten Platz trotzdem mit einem Lächeln quittieren: „Für mich war der Renntag ganz okay. Im ersten Rennen habe ich ein bisschen Pech gehabt, weil ich gestürzt bin, konnte danach aber noch intensive Schadensbegrenzung betreiben. Im zweiten Lauf war der Start nicht ganz glücklich, trotzdem bin ich noch Dritter geworden, und nachdem Hannes als Gast am Start war, habe ich zweimal Punkte für den dritten Platz mitgenommen. Es hätte zwar besser laufen können, aber ich bin auf jeden Fall zufrieden.“
Nach drei von acht Renntagen hat sich an den Tabellenführungen der S1 und S2 nichts geändert. Jochen Jasinski führt mit 150 von 150 möglichen Punkten die Tabelle der S2 vor Dirk Spaniol ( 112 P ) an. Markus Class behauptet mit 137 Punkten weiterhin die Spitze der S1 vor Jürgen Künzel mit 121 Punkten.
Die nächsten Läufe der IDM werden am 30.06.2012 und 01.07.2012 auf dem Flugplatz in Stendal Borstel ausgetragen. Der ein oder andere Fahrer wird sicherlich den knappen Monat für Trainings- und Testfahrten nutzen. Allen voran sicherlich JJ Jasinski und Danni Fuhrbach, die bestimmt die belgischen Masters fahren werden.
Es bleibt also spannend in der IDM, und wer selber mal erleben möchte, mit wie viel Enthusiasmus und Können die Fahrer in der IDM an den Start gehen, der sollte sich auf den Weg zum Flugplatz in Stendal machen. Auch wenn entsprechende Promo-Plakate wahrscheinlich nur gewohnt spärlich in der Landschaft verteilt sein sollten: Keine Sorge, es findet statt, und es wird spannend.
Ich hoffe, Ihr hattet ein wenig Freude beim lesen über die Supermoto IDM / DM vom 02.06.2012 bis 03.06.2012 im Wendelinuspark von St. Wendel und freut Euch auch über das kommende Supermoto Festival in Stendal am 30.06.2012 und 01.07.2012.
 

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