Die Wetterprognosen für das Supermoto IDM Wochenende 26.08.2017 / 27.08.2017 in Cheb hatten zwar sommerliche Temperaturen, dazu aber Regen und Unwetter vorausgesagt, die sich jedoch in sturzbachartigen Regengüssen in der Nacht von Freitag auf Samstag erschöpften. Diese hatten den im trockenen Normalzustand brettharten Offroad in eine derartige Rutschbahn verwandelt, dass dieser zum Unmut der Fahrer bis zum späteren Samstagnachmittag komplett gesperrt blieb.

Dies war allerdings nicht der einzige Umstand, der in Teilen des Fahrerlagers für Unmut sorgte. Zum dritten Mal war die Supermoto IDM in diesem Jahr auf der Kartarena Cheb, die man von der Strecke her mögen kann, oder auch nicht, zu Gast. Ansonsten gab es am Gesamtkonzept der Anlage nicht viel auszusetzen.

Seit dem letzten Besuch in 2016 gibt es jedoch einen neuen Betreiber auf der Anlage, und dieser verfolgt bei der Vermietung der Kartbahn ganz offensichtlich ein völlig anderes Konzept, als sein Vorgänger: die Anmietung der Anlage für eine Wochenendveranstaltung ist eine Sache, die Übernachtung der über hunderte von Kilometern angereisten Teams freilich eine ganz andere. Selbstverständlich übernachten Fahrer und Teams der Supermoto IDM im überwiegenden Fall im Fahrerlager. Warum nicht daraus Kapital schlagen, und sich mit einer Übernachtungsgebühr von 10,-- € pro Nase ein kleines Zubrot verdienen? Den Teams bleibt ja nichts anderes übrig, als das Geld auf den Tisch zu legen. Nach Hause fahren können sie schlecht, und ins Hotel wird deshalb auch niemand gehen. Kein Problem also, die Jungs zusätzlich zum gezahlten Startgeld für die Übernachtung auf dem Gelände ein weiteres Mal zur Kasse zu bitten. Wer nun aber denkt, dieser Obolus beinhalte an einem heißen Sommerwochenende die Möglichkeit auf Nutzung auch nur einigermaßen sauberer Sanitäreinrichtungen, der ist auf dem Holzweg. Reinigung vor und erst recht während der Veranstaltung war exklusive. Punkt.

Ob es schwarzer Humor war, oder der Realität entsprach, kann ich nicht beurteilen, aber es gab Aussagen, der Zustand der Sanitäreinichtungen hätte sich seit der Anfang August ebenfalls hier ausgetragenen österreichischen SuMo Meisterschaft nicht mehr geändert und man habe ein Wiedersehen mit der seinerzeit dort geleerten Shampooflasche gehabt.

Der ADAC wusste als Veranstalter auch keinen besseren Rat, als den Fahrern zu empfehlen, sich mit Beschwerden über den Zustand der Duschen und Toiletten an den Betreiber der Anlage zu wenden, um dort ggfs. ein Umdenken zu erreichen. Fürs nächste Jahr soll daran gedacht werden, eine diesbezügliche vertragliche Regelung zu treffen. Mal sehen, ob es ein nächstes Mal gibt.

 

Weiteres Manko war –ganz im Gegensatz zu den Vorjahren, die Frage der Verpflegung. Sicher, es waren hauptsächlich Teams vor Ort, die ihre Verpflegung überwiegend von zu Hause mitbringen. Trotzdem war das Restaurant über das ganze Wochenende meistens gut gefüllt, was zu teilweise recht langen Wartezeiten führte, die die Dauer der Pausen zwischen den Rennen deutlich überstieg. Verpflegungssupergau war die Mittagspause am Sonntag, weil die Küche mit unveränderter Personalanzahl ebenfalls für die wohlverdiente Verpflegung der `Truppe´, also Streckenposten und ADAC-Mitarbeiter, sorgte. Nur gut, dass es keine Zuschauer oder sonstigen Gäste auf die Kartbahn gezogen hatte, die sich am einzigen Verpflegungspunkt weit und breit hätten mit Essen versorgen müssen. Denn neben dem Schlange stehen, hätten sie zum Dank für ihre Geduld, ein kaltes Essen serviert bekommen.

 

Und damit wären wir auch schon beim größten Manko der Renntage in Cheb: die Veranstaltungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil sich niemand dort hin verirrt, der mit Fahrern oder Teams nichts zu tun hat. Und wenn sowieso nur Insider da sind, dann braucht man keinen Streckensprecher, keine Flaggenparade, keine Gridgirls, kein Podest fürs Podium und noch nicht einmal eine Nationalhymne für die Sieger. Da gibt es bei jedem Kindergartenseifenkistenrennen mehr Spektakel, als man es bei der Internationalen Deutschen Supermoto-Meisterschaft in Cheb erleben darf. So begeistert man den Nachwuchs nicht für den Sport, so macht man ihn auch nicht populär, und ob man so Sponsoren für diesen Sport erwärmt, darf zumindest bezweifelt werden. Schade eigentlich, Supermoto hat Besseres verdient. Womit dann sicherlich auch ein Rennbericht von und auf offizieller Seite inkludiert wäre.

 

Die Trainings fanden wegen des desolaten Off-Roads auf verkürzter Strecke ausschließlich auf Asphalt statt. Erst zum Zeittraining durften die Piloten der S1 sich auf der kompletten Strecke tummeln, was sich für den einen als gut, für den anderen als weniger gut herausstellte.

Markus Class, der erst zwei Wochen zuvor vom Finale der WM in Kolumbien den Titel des Vizeweltmeisters mit nach Hause gebracht hatte, sicherte sich im Zeittraining bei hochsommerlicher Hitze mit inzwischen schon gewohnter Souveränität die Pole Position.

Markus Volz mit Blitzstart bei der Supermoto IDM in Cheb 2017Beim Start des ersten Rennens hatte Markus Class jedoch das Nachsehen, und musste einem sackschnell davonzischenden Markus Volz den Vortritt lassen. Schon nach kurzer Zeit hatte Class seinen Fauxpas jedoch wettgemacht und die Führung des Fahrerfeldes übernommen. Dort konnte er schnell einen komfortablen Abstand heraus und somit das Rennen unangefochten nach Hause fahren. Volz gab sich derweil alle Mühe, sich seinen Verfolger , Gaststarter Milan Sitniansky, vom Hals zu halten, musste diesen aber schließlich doch ziehen lassen, und fiel auf den dritten Platz zurück.
André Plogmann, der sich nach der Quali mit dem sechsten Startplatz zufrieden geben musste, konnte sich beim Start um eine Position verbessern, wurde dann aber von Teamkollegen Andreas Buschberger auf seinem Weg nach vorn aufgehalten. Ein technischer Defekt Buschbergers zwang diesen schließlich zur Aufgabe und bescherte Plogmann so zu guter Letzt den vierten Platz, der für den amtierenden Deutschen Meister zwangsläufig nur wenig zufriedenstellend war: „Leider lief es beim Zeittraining gestern schon nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Position 6 ist nicht die Position, auf der ich stehen möchte. Die Ausgangslage war heute dementsprechend nicht so toll. Wir haben zwar heute morgen noch etwas Neues ausprobiert, was auch gut funktioniert hat, das ändert aber nichts an der Ausgangsposition. Beim Start konnte ich dann einen Platz gutmachen, von der Fitness her bin ich eigentlich auch gut aufgestellt, aber trotzdem habe ich mich im Rennen mit dem Überholen etwas schwer getan. Eine richtige Erklärung habe ich nicht, Motorrad lief gut, die Andre Plogmann Supermoto IDM DM Cheb 2017Michelin-Reifen waren perfekt, und ich selber habe mich eigentlich auch richtig gut gefühlt. An Markus Volz bin ich nach Andreas´ Ausscheiden auch noch gut herangekommen, aber zum Schluss war das Rennen einfach 5 Minuten zu kurz, um noch auf den dritten Platz zu kommen. Naja, mal sehen, wie es im zweiten Lauf klappt.“

Nachdem Markus Volz in dieser Saison bisher etwas Pech hatte, freute er sich über den Podiumsplatz natürlich sehr: `Ich bin mit dem Ergebnis natürlich sehr zufrieden. Die Quali lief für mich perfekt, das war das absolute Maximum, was ich herausholen konnte, und ich habe mich sehr wohl gefühlt auf dem Motorrad. Die Reifen haben top getroffen, das Fahrwerk haben wir am Freitag sehr sehr gut abgestimmt bekommen, und entsprechend gut war das Ergebnis. Bei den letzten Rennen war der Abstand des zweiten zu Class etwa 1 Sekunde, und dass ich gestern nur 2/10tel hinter Markus Class war, ist für mich ein absoluter Knaller. Eigentlich bin ich Motocrosser, Kartbahnrennen liegen mir jetzt von Hause aus nicht so. Aber ich habe ja jetzt schon einige Jahre Supermoto auf dem Buckel, und mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran. Letzte Woche war ich noch zum Training auf einer Kartbahn in Frankreich, habe mit Unterstützung von Mark Reiner Schmidt auch noch etwas an meinem Fahrstil verändert, was mir sicher heute auch weitergeholfen hat. Wie gesagt, ich habe mich wohlgefühlt auf der Strecke, sowohl bei den Trainings als auch beim Rennen heute. Der Start ist mir gelungen, wie ich es mir vorgenommen hatte, ein zwei Runden konnte ich Class auch standhalten, er hat zwar ordentlich gedrückt, und auch einiges versucht um vorbeizukommen, aber letztlich ist mir schon klar, dass er einfach schneller ist, und auch sein muss. Es lässt sich ja nicht abstreiten, dass er einfach besser ist als ich. Insofern habe ich versucht, zu blocken, was ging, aber nach einem kleinen Fehler war er dann auch vorbei. Danach bin ich weiter eine gute Pace gefahren, aber nicht mehr 110%. Bei der Linkskurvenausfahrt im Off Road ist mir dann das Hinterrad weggerutsch, so dass ich mich fast verabschiedet hätte, Milan konnte neben mich kommen, und an den Sprüngen ist er dann vorbei. An den Punkten hat sich für mich aufgrund Milans` Gaststatus nichts geändert, „geärgert“ hat`s dennoch. Priorität fürs zweite Rennen ist zunächst mal, den Start zu gewinnen, und dann so lange wie möglich die hinter mir fahrenden zu blocken, und möglichst nochmal aufs Podium zu kommen.”

Peter Banholzer bei der Supermoto IDM DM Cheb 2017Sehr zufrieden mit seinem Ergebnis war Peter Banholzer, der von der achten Position gestartet war und nach einem guten Rennen letztlich den fünften Platz erreichte. `In der Quali bin ich nicht so gut zurecht gekommen, aber wir haben dann noch etwas am Fahrwerk verstellt, so dass ich in der drittletzten Runde mein bestes Ergebnis fahren konnte, und beim Rennen jetzt hat es auch gut funktioniert. Der Off Road hier liegt mir richtig gut, Schaafheim wäre eigentlich auch nicht schlecht gewesen, aber da hatte ich ja das Pech mit der Bremse. Demnächst kommt der Harzring, der mir von der Strecke auch sehr gut gefällt, und danach werde ich sehen, wo ich stehe.
Der Start war hier jetzt nicht so gut, aber ich habe mich danach trotzdem auf der Geraden echt gut einreihen können. Nachdem es vor mir innen ein bisschen gescheppert hat, konnte ich außen rum gleich zwei Plätze gut machen, zusätzlich ist vor mir noch ein Fahrer ausgeschieden, was für mich natürlich auch positiv war. Danach konnte ich noch eine Weile gut am André Plogmann dranbleiben, aber in den letzten zwei Runden habe ich leichte Probleme mit den Unterarmen bekommen, so dass ich ihn ziehen lassen musste. Trotzdem bin ich mit der Platzierung mehr als zufrieden.`

Markus Volz gewann auch den Start des zweiten Rennens, jedoch musste er Markus Class auch in diesem Lauf schnell die Führung überlassen. Dort baute Class seinen Vorsprung stetig aus und gewann auch den zweiten Lauf souverän vor seinem Teamkollegen Andreas Buschberger.
Nach dem unglücklichen Ausgang des ersten Rennens war Buschberger hochmotiviert an den Start gegangen, konnte sich gleich beim Start um zwei Positionen verbessern, lieferte sich danach einen engagierten Kampf mit Markus Volz auf der zweiten Position und wurde schließlich auch belohnt: `Eigentlich lief es fahrerisch das ganze Wochenende für mich recht gut. Die Trainings, die ja noch ohne Off Road Andreas Buschberger bei der Supermoto IDM DM Cheb 2017gefahren wurden, waren sowieso optimal, weil ich wegen meinem gebrochenen Schlüsselbein im Off Road noch etwas gehandicapt bin. Bei der Quali lief es dann nicht ganz so gut, ich bin nicht frei gefahren, sondern etwas verkrampft. Im ersten Rennen hätte es gut laufen können, wenn da nicht der Defekt mit dem Bremsschlauch gewesen wäre. Ich vermute, dass er beim Start durch ein kleines Anhadern womöglich etwas beleidigt war, und während des Rennens hat er sich dann ganz gelöst, aber zum Glück ist ja nichts passiert. Das zweite Rennen lief dann auf jeden Fall optimal. Es hat mich zwar einige Mühe gekostet, an einem so routinierten Fahrer vorbeizukommen, aber schließlich hat sich eine kleine Möglichkeit geboten, die ich nutzen konnte. Danach konnte ich mein Rennen heimfahren, und darüber bin ich natürlich sehr glücklich. Das nächste Rennen in Schwanenstadt ist zwar nicht direkt ein Heimrennen, weil die Strecke am Freitag vorher erst aufgebaut wird, und insofern für jeden Fahrer völlig neu ist. Beim Off Road durfte ich ein wenig mitwirken, aber gebaut wurde er unter der Obhut von Hannes Maxwald, dem siebenfachen österreichischen Staatsmeister, und ich bin sicher, das wird ein richtig geiles Event werden, auf dass ich mich jetzt schon freue. ´

 

Markus Volz wurde auch im zweiten Lauf Dritter.

 

Für Markus Class hätte es in Cheb nicht besser laufen können, so ganz zufrieden war er am Ende des Wochenendes dann aber doch nicht: Markus Class bei der Supermoto IDM DM Cheb 2017`Ich hab zwar beide Läufe gewonnen, aber so ganz rund hat es sich für mich nicht angefühlt. Die Strecke hier ist nicht so mein Ding, die letzten beiden Jahre hatte ich hier immer nur Pech, und irgendwie schlägt sich dass dann auch nieder. Vom Gefühl her wars zwar dieses Jahr besser als die letzten beiden, aber 100%ig wars trotzdem nicht. Kurz gesagt bin ich froh, dass es rum ist, auch wenn ich mit dem Ergebnis natürlich zufrieden bin.`

Einige Worte des amtierenden Vizeweltmeisters zur WM dürfen natürlich an dieser Stelle nicht fehlen: `Kolumbien war auf jeden Fall eine großartige Erfahrung und vom Ergebnis hätte es nicht besser laufen können. Beim ersten freien Training habe ich mich erst einmal überschlagen und dabei auch noch richtig weh getan, so dass ich gedacht habe, okay, das wars dann, aber bis zum Zeittraining hab ich mich aufrappeln und mit frischen Reifen dann doch eine Top-Zeit hinter Thomas Chareyre hinlegen können. Sonntags zu den Rennen war ich dann auch wieder topfit, im ersten Rennen war ich bis zur vorletzten Runde auf Platz 2, im Off Road habe ich dann einen blöden Fehler gemacht, so dass Marc Reiner mich erwischt hat, aber der Vorteil bei drei Läufen ist natürlich, dass es nicht ganz so schlimm ist, wenn du einen verpatzt. Ansonsten war die Atmosphäre auf der Rennstrecke einfach unglaublich, ich habe so etwas noch nicht erlebt, und man kann es auch gar nicht beschreiben. Was dort geboten wird, sei es an Zuschauern, Service, Fernsehberichten etc., das ist einfach der Wahnsinn. Ich denke mal, bei den nationalen Meisterschaften wird es auch nicht sooo bombastisch sein, aber was wir da erlebt haben, das war schon irre und hat richtig Spaß gemacht.`

 

Das österreichische Schwanenstadt wird am Wochenende 09./10.09.2017 Gastgeber des vorletzten Renntags der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Supermoto sein. Servus und Pfürti also bis dahin.

 

 

 

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