Am letzten Juniwochenende gastierten die Belgium Masters im wallonischen Bilstain, und die Fahrer des deutschen Ü40-Cups nutzten zum dritten Mal die Gelegenheit, um dort im Rahmen dessen die nächsten Läufe zu absolvieren.

Der Ü40-Cup hat 40 eingeschriebene Fahrer aus 3 Nationen; 23 davon ließen es sich nicht nehmen, sich dem Abenteuer `Bilstain´ unter Rennbedingungen zu stellen.

Sechs unerschrockene Piloten der Supermoto IDM waren ebenfalls angetreten, um das Abenteuer der `landschaftlich reizvollen´, für deutsche Verhältnis allerdings etwas gewöhnungsbedürftigen Rennstrecke zu kosten: Jochen Jasinski, Nico Joannidis, Markus Class und Danni Fuhrbach sowie die Gastfahrer Marcel van Drunen und Jean-Marc Gaillard.
Die Strecke zeichnet sich durch einen ausgedehnten Off Road mit vier, schon fast an SX erinnernde „Sprünge, einer steilen Abfahrt, und einer Big Table Kombination, die den Einstieg in den Waldparcours eröffnet, aus. Wohl um den Off Road etwas `geschmeidiger´ zu machen, wurde er kurzfristig vor den Renntagen mit frischem Mutterboden aufgeschüttet; eine Entscheidung, die man in Anbetracht der Wetterlage so wohl besser nicht getroffen hätte.
Die Strecke ist schon unter normalen Verhältnissen anspruchsvoll und nötigt Fahrern und Zuschauern durchaus Respekt ab. An diesem Wochenende setzte das Wetter noch einen drauf und sorgte am Samstag mit anhaltendem Regen dafür, dass der `frische´ Off Road sich über einen guten Teil der gesamten Strecke verteilte und die Piste in eine Rutschbahn verwandelte. „Im Off Road hast du mehr Grip als dahinter„ beschrieb Jochen Jasinski die Situation treffend.
Am Sonntag wollte Petrus den Wetterfauxpas vom Samstag wohl wieder gutmachen und ließ den ganzen Tag die Sonne scheinen; mit dem Effekt, dass die Feuchtigkeit aus der umliegenden Wald- und Wiesenlandschaft aufstieg und sich die Fahrer in ihren Kombis und Helmen wie in der Sauna fühlten. Sicherlich nicht nur der sattsam bekannte Ü-40 Fahrer Harro von Bike-X-Press mag sich Gedanken darüber gemacht haben, ob er nicht unterwegs unversehens einem Kreislaufkollaps erliegen könnte.
Diese Befürchtung bewahrheitete sich zum Glück nicht, trotzdem sorgten die etwas ungünstigen Verhältnisse für die ein oder andere Blessur.
Beim Ü40 Cup sicherte sich Oege de Jong (161) die Pole Position vor Peter `Hellnut´ Helmut (67), der derzeit die Gesamtwertung anführt, und Arie van Engelen (142). Beim ersten Rennen am Samstag konnte de Jong seine Führung behaupten, Helmut gelang das mit seiner zweiten Startposition leider nicht; er ging als dritter durchs Ziel, hinter van Engelen.
Beim zweiten Rennen am Sonntag lag de Jong lange Zeit in Führung, dahinter Peter Helmut und Gavin (177). Im letzten Drittel des Rennens zeigte die Höllennuss bei Brutkastentemperaturen das bessere Durchhaltevermögen und setzte sich an die Spitze. Gavin hatte seinen dritten Platz derweil schon Ralf Eisenschmidt (82) überlassen, der seine 5. Startpostion damit um zwei Plätze verbessert hatte. Arie van Engelen war beim Start nicht ganz so gut weggekommen, hatte sich bis zur Hälfte des Rennens immerhin auf die 4. Position vorgeschoben, wo er dann allerdings auch blieb. Sichtlich froh, dass das Rennen endlich vorbei war, gingen die „AH`s schließlich in der Reihenfolge 1. Helmut, 2. de Jong und 3. Eisenschmidt durchs Ziel.
Wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, zählt der älteste Starter im Ü40 Cup immerhin 60 Lentze ( Name ist der Redaktion bekannt :->), und das muss den Jungens erstmal einer nachmachen.
Auf der Starterliste der Prestigeklasse fand sich auch für den nicht-belgischen Zuschauer der ein oder andere bekannte Name, darunter Eddie Seel und Marc Fraikin. Dass die deutschen Zuschauer die Daumen trotzdem für die vier eingeschriebenen Fahrer der Supermoto IDM drückten, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Jochen Jasinski machte denn auch schon bei der Quali klar, dass es für ihn nicht ganz nur um `Dabeisein ist alles´ging: er sicherte sich die dritte Startposition hinter Marc Fraikin und Eddy Seel. Markus Class, Danni Fuhrbach und Nico Joannidis waren mit dem 10., 14. und 18. Startplatz leider nicht so gut bedient. Insbesondere die beiden „Streckenneulinge“ Markus und Nico hatten sich für das Wochenende wohl mehr erhofft. Beide fuhren nach dem Zeittraining kopfschüttelnd von der Bahn. Nico:“ Die Strecke ist schon ganz okay, dennoch läuft es nicht so rund, wie ich es mir vorgestellt habe.“
Im ersten Rennen setzte sich Fraikin  an die Spitze des Fahrerfeldes. Eddie Seel hatte seine zweite Startposition an Jochen Jasinski abgetreten. In den darauffolgenden Runden versuchte Eddy immer wieder an Jochen vorbei zu kommen. In der ersten 180 ° Rechts wählte er im Gegensatz zu JJ stets die Außenlinie. Dadurch konnte er wegen des Geschwindigkeitsüberschusses zwar erst einmal an ihm vorbei, verlor aber ausgangs der Kurve die zweite Position direkt wieder, da hier die Innenlinie die schnellere war. Im Verlauf des Rennens schob sich Eddy dennoch an Jochen auf seinem Zweitakter vorbei. „Ich hab gemerkt, dass ich das Tempo von Fraikin nicht halten konnte. Eddy drängte und war auch schneller unterwegs als ich.  Er wäre in der Lage gewesen, die Pace von Fraikin zu halten. Bei einem seiner Überholversuche hab ich dann die Tür offen gelassen.“
Nico Joannidis hatte Pech und musste nach einem Sturz das Rennen vorzeitig beenden. „Ich habe im Off-Road das Vorderrad verloren. Dabei ist mir die Maschine auf den Fuß gefallen. Es scheint nicht so schlimm zu sein. Das zweite Rennen will ich deshalb auch fahren.“ Auch Markus Class, der freitags noch zwei vereiterte Backenzähne eingebüßt hatte und nicht zu seiner üblichen Form fand, konnte seine Startposition in der Mitte des Fahrerfeldes nicht erheblich verbessern. Besonders am Anfang „strauchelte“ er das ein oder andere Mal an der „Vierer-Buckelpiste“. In der Summe fuhr er aber ein ordentliches Rennen. Denn gerade in Bilstain ist derjenige im „Vorteil“, der die die Strecke kennt. Nicht umsonst wird sie von einigen Fahrern mit wissendem Lächeln nur  als „speziell“ umschrieben.
Marc Fraikin ging als Sieger über die Ziellinie, vor Eddy Seel und Jochen Jasinski, der mit diesem Ergebnis sehr zufrieden war. Markus Class belegte den 9. und Danni Fuhrbach den 11. Platz.
Beim zweiten Rennen verwandelte Eddy Seel seine Pole auch nicht in eine Führung. Er verlor sie an den famos startenden Jochen Jasinski. Durch einen Verbremser fiel er allerdings schon in der zweiten Runde auf den 7. Platz zurück und versuchte von da an vehement, sich wieder in das Spitzenfeld vorzuarbeiten. Marcel van Drunen richtete sich derweil hinter Fraikin ein und in der Reihenfolge Seel, Fraikin, van Drunen arrangierte man sich über den größten Teil des Rennens, wobei Fraikin erheblichen Druck auf Seel ausübte, ihn aber nicht überholen konnte. JJ attackierte seinerseits den Fahrer auf der vierten Position, Lionel Deridder. Marcus Class, der sich zunächst auf der 5. Position gehalten hatte, schied leider bereits im ersten Drittel des Rennens aus.
Vier Runden vor Ende des Rennens ließ Fraikins Druck auf Seel,womöglich aufgrund eines technischen Problems, plötzlich nach (man versteht ja nix von dem, was da so über die Lautsprecher verkündet wird:-( ), und van Drunen nutzte die Gelegenheit, sich an ihm vorbei auf den zweiten Platz zu schieben. Jochen Jasinskis Attacken auf Deridder zeigten in der vorletzten Runde ebenfalls den gewünschten Erfolg. Sieger des Rennens war Eddy Seel, vor Marcel van Drunen und Marc Fraikin. Jochen Jasinski ging als Vierter durchs Ziel, Danni Fuhrbach erneut auf dem 11. Platz. Nico Joannidis startete dann doch verletzungsbedingt nicht. „Der Fuß schwoll immer mehr an. Ich kann ihn auch nicht mehr stark belasten. In zwei Wochen ist die IDM in Dortmund, deshalb möchte ich den Start dort nicht aufs Spiel setzen.“ Verständliche Einstellung des die Gesamtwertung der IDSM in  seiner Klasse anführenden S2 Fahrers. Zur Sicherheit hat Nico am Dienstag danach den Fuß röntgen lassen. Ergebnis: Bänderdehnung. Nico:“ Darüber bin ich "froh". Ich hatte schon was Schlimmeres befürchtet. Dem Start in Dortmund steht nicht im Wege“
Highlight des Tages war natürlich das „Superfinale“, bei dem die Fahrer gegeneinander antreten, die jeweils im ersten Rennen von National und Prestige die beste Rundenzeit gefahren sind.
Marc Fraikin startete in diesem Rennen von der Pole, vor Eddy Seel und Lionel Deridder. Jochen Jasinski hatte sich als schnellster deutscher Fahrer den 6. Startplatz gesichert, Markus Class, der im Rennen allerdings nicht startete, eine gute 8. Position.
Das Führungstrio konnte sich zunächst so etablieren, Deridder schied in der zweiten Runde aus, wodurch zunächst Kevin Novelli-Vieillevoye auf den dritten Platz vorrückte, dort aber in Windeseile von Sebastien Soyeurt, Jochen Jasinski und Marcel van Drunen auf die 6. Position nach hinten gereicht wurde.
Drapeau rouge! Das Rennen wurde abgebrochen, nachdem das Motorrad von Eddy Seel nach einem dramatischen Sturz durch die -zugegebenermaßen rudimentäre- Absperrung hindurch in die Zuschauerränge katapultiert worden war. Eddy musste von den Ersthelfern aus seiner Kombi geschnitten werden und konnte nicht erneut starten, trug aber -soweit am Sonntag vom Veranstalter noch zu erfahren war- zum Glück keine folgenschweren Verletzungen davon. Auch von den Zuschauern wurde dem Vernehmen nach niemand ernsthaft verletzt. Alle Beteiligten kamen nochmal mit einem blauen Auge davon. Es hätte aber auch anders kommen können und es bleibt abzuwarten, ob der Veranstalter diesen Unfall zum Anlass nimmt,  den Standard der doch recht sparsamen Sicherheitsvorkehrungen zu überdenken. Besonders im Bereich der "Brücke", der in diesem Fall nicht nur das Gefühl von "Mitten drin, statt nur dabei" vermittelte.
Nach dem Neustart setzte sich erneut Marc Fraikin an die Spitze des Fahrerfeldes. Riesenpech hatte Jochen Jasinski, der zwar nach einem hervorragenden Start richtig gut weggekommen war. Er musste das Rennen schon bald abbrechen, weil im Gerangel um die vorderen Plätze seine Hinterradbremse den Handgreiflichkeiten eines gegnerischen Vorderrades nicht standgehalten hatte; sehr schade. Jochen:“ Es war schon zu merken, dass es bei dem Rennen um Geld geht. Da wird zum Teil „anders“ gefahren, als bei den Rennen zuvor“.
Hinter Fraikin richtete sich das Fahrerfeld dann in der Reihenfolge van Drunen, Deridder, Ashley ein. Sehr erfolgreich unterwegs war Danni Fuhrbach, der es sich nach dem Ausscheiden Jasinskis auf dem 5. Platz eingerichtet hatte und diese Position auch zunächst unangefochten halten konnte. Gegen Ende des Rennens nahte allerdings Kevin Novelli mit Riesenschritten, attackierte energisch und überholte Danni schließlich in der letzten Runde.
Wenig überraschend gewann Marc Fraikin das Rennen, vor Marcel van Drunen und Lionel Deridder.
`Voll geil´und `Son Mist, wieder in der letzten Runde` kommentierte Danni Fuhrbach seinen hervorragenden 6. Platz. Nachdem er mit seiner Oldtimer Suzi Baujahr 2005 an den Start ging, die unterwegs so viel Öl verbraucht, dass auf dem Lenkerprallschutz ein handtellergroßes Warnschild mit der Aufschrift `ÖL´ den „Mechaniker“ daran erinnern soll, auch ja vor jedem Rennen den Ölstand zu kontrollieren, hatte er diesen Erfolg beim Superfinale wohl nicht wirklich erwartet. Auch nicht, dass sein Gefährt die Strapazen zudem noch mit Wasserverlust quittierte. Ärgerlich war dann nur, dass das Rennen nicht eine Runde früher zu Ende war.
Naturgemäß unterliegt die Verfolgung des Renngeschehens von einem Punkt an der Strecke gewissen Einschränkungen. Hilfreich sind dabei immer die Kommentare des Streckensprechers, der in diesem Fall seine Kommentare allerdings in der in diesem Teil Belgiens üblichen Landessprache über die Lautsprecher schallen ließ: französisch. Die Worte `Allemagne´ und `Jocken Jasinski´ waren dabei schon fast alles, was der nicht dieser Sprache mächtige Zuschauer verständlich vernehmen konnte. Der Rennbericht mag deshalb die ein oder andere Lücke aufweisen.
Wirklich wohltuend war es deshalb, dass die Ü40-Rennen auf deutsch kommentiert wurden. Ein besonderer Dank gilt deshalb an dieser Stelle Harald Lutke von Magix-Pix, der an diesem Wochenende erfolgreich sein Debüt als Streckensprecher gab.
Ich hoffe, Ihr hattet viel Spaß beim lesen über die Belgium Supermoto Masters 2011 in Bilstain.
 
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike