Für die vorletzte Veranstaltung der Saison war die Internationale Deutsche Supermoto Meisterschaft zu Gast beim Freiburger Motorsportclub im Gewerbepark Breisgau.

Die Wetterprognosen ließen diesmal erheblich zu Wünschen übrig, und schon vor den Trainings am Samstag morgen hatte es derart geschüttet, dass Teile des Fahrerlagers
umziehen mussten, und das Highlight der Strecke, nämlich der Off-Road, zur Enttäuschung von Fahrern und Zuschauern für den größten Teil des Wochenendes gesperrt wurde.
Die verbleibende Asphaltstrecke hatte zwangsläufig eine hohe Rundenzahl zur Folge, und so mancher Fahrer mag dabei schon fast so etwas wie einen Drehwurm bekommen haben. Während es samstags noch angenehm warm war, jedenfalls bevor es nachmittags wieder anfing zu regnen, war es sonntags zu allem Überfluss auch noch herbstlich kühl, und der ein oder andere Fahrer schlich mit hochgezogenen Schultern und dick in Daunenweste und Mütze verpackt zur Startaufstellung.
Trotzdem hatten es sich die Freiburger nicht nehmen lassen, auch an diesem Wochenende wieder zahlreich im Gewerbepark Breisgau zu erscheinen und mit Spannung darauf zu warten, ob es auch in diesem Jahr wieder einen oder sogar mehrere vorzeitige Deutsche Meister zu feiern geben würde.
Sie wurden nicht enttäuscht.
Aber alles der Reihe nach.
C1

Das Fahrerfeld der C1 wurde in Freiburg um insgesamt 11 Fahrer verstärkt, darunter der Schweizer Reto Willimann, der sich im Zeittraining die Pole sicherte. Komplettiert wurde die erste Startreihe durch das schon hinlänglich bekannte österreichische Gastfahrer-Trio-Infernale, Manu Hagleitner, Lukas Höllbacher und Jo Stehrer, in dieser Reihenfolge, vor den regulären Cupfahrern Günther-Aslan Himsel, Alex Büttner und Janina Würterle auf den Startplätzen 5 bis 7. Beide Rennen fanden, u.a. nicht gerade zur Freude des Meisterschaftsführenden Alex Büttner, ohne Off Road, nur auf Asphalt statt.
Im ersten Lauf sicherte sich Reto Willimann den Start vor Lukas Höllbacher, Alex Büttner und Manu Hagleitner, aber schon nach Ende der ersten Runde war Lukas auf die 5. Position abgefallen und musste das Rennen schließlich abbrechen. Manuel arbeitete sich schon in der Startrunde zielstrebig nach vorne, schob sich an Alex vorbei auf die zweite Position, war damit aber offensichtlich noch nicht zufrieden. Willimann konnte zwar zunächst standhalten, musste dem Druck schließlich weichen, wurde zuerst von Manu Hagleitner und kurz darauf auch von Jo Stehrer durchgereicht, der zuvor schon Alex Büttner geschluckt hatte. Zwischenzeitlich nahte FMC-Fahrer Günther-Aslan Himsel mit Riesenschritten, schob sich zunächst an Alex Büttner und dann an Willigmann vorbei auf P3.
Über die nächsten beiden Runden änderte sich an den Platzierungen nichts, bis Alex Büttner seinen kurzen Durchhänger überwunden hatte, und sich auf dem Weg nach vorne erneut an Willimann vorbeizog. Während Hagleitner weiterhin die Spitze behauptete, wechselte man dahinter munter die Platzierungen, bis Günther-Aslan Himsel sich schließlich hinter Manu und vor Jo Stehrer auf Platz 2 einrichtete. Ein beachtliches Rennen lieferte Janina Würterle, die sich von der 7. Startposition beharrlich bis auf Platz 4 vorarbeitete.
Manu Hagleitner fuhr das Rennen nach Hause, vor Überraschungsfahrer Günther-Aslan Himsel, der seinen „Heimvorteil“ optimal nutzen konnte, und Jo Stehrer. Janina Würterle wurde Vierte, vor Alex Büttner.
Verständlich die überschwängliche Freude von Günther-Aslan Himsel über seine erste Podestplatzierung: „Ich hatte nach drei Runden keinen Roll-Off mehr. Bei den Wetterverhältnissen hab ich dann kaum noch was gesehen und zum Teil fast blind überholen müssen. Ansonsten hätte ich Manuel noch packen können. Von fünf auf zwei. Das war schön und gut.“
Mit einem Holeshot gewann Manu Hagleitner den Start des zweiten Laufs, vor Janina Würterle, die sich mit einem Zäpfchenstart (von wegen: ging ab wie ein Zäpfchen) von Startposition 7 auf 2 vorkatapultierte. Für Alex Büttner sah es zunächst auch nach einem guten Start aus, wurde dann aber von Günther-Aslan Himsel rustikal beiseite gedrängt und entging nur knapp einem Sturz. Kurze Zeit fand sich Frank Beck an dritter Stelle, konnte sich da aber nicht lange halten und wurde schnell nach hinten durchgereicht. Innerhalb der ersten drei Runden hatte sich das Fahrerfeld in der Reihenfolge Hagleitner, Würterle, Himsel, Stehrer, Maas etabliert. Manuel und Janina setzten sich mit komfortablem Vorsprung von ihren Verfolgern ab, lieferten sich aber ein heißes Rennen um die Führung. „Ich hatte im zweiten Rennen durch eine Lücke nutzend einen sehr guten Start. Bei meinem Überholmanöver Ende Start/Ziel im Laufe des Rennens hab ich schon befürchtet, dass ich Manuel zu hart ausgebremst habe. Er hat aber gemeint, es wäre in Ordnung gewesen. Naja, er hat mich ja wieder zurück geschnappt“ äußerte sich eine sichtlich erfreute Janina zum Ausgang des Rennens.
Ähnlich sah es Manuel: „ Nein hart war es nicht. Wir haben uns zwar berührt, aber das ist halt manchmal so im Rennen. Zum Glück ist keiner gestürzt.“ Mit diesem Ergebnis und Worten verabschiedete sich Manuel für dieses Jahr aus der Serie, muss er doch „staatsbürgerliche Pflichten“ erfüllen. „In Stendal bin ich nicht dabei. Da bin ich dann schon zum Bund. Ich hab zwar versucht über den Leistungssport etwas zu erreichen, aber bei „uns“ sind halt zu viele Langläufer und Skifahrer, für die die Tür offener stand.“
Derweil suchte Alexander Büttner weiterhin sein Heil in der Flucht nach vorn und ließ dabei zunächst René Maas hinter sich, übte danach erheblichen Druck auf Jo Stehrer aus, konnte an den tatsächlichen Platzierungen aber nichts mehr ändern. Sieger des Rennens wurde Manu Hagleitner kurz vor Janina Würterle. Der dritte Platz ging an Günther-Aslan Himsel, der somit sein zweites Podium und mit Janina den Tagessieg einfuhr, die Ziellinie aber nur knapp vor Alex Büttner überquerte.
„Hauptsache Punkte“ resümierte Alexander dann auch für sich das Wochenende. „Hauptsache keinen Sturz, das war meine Devise für das Wochenende, was mir auch erspart blieb (Anmerkung: Alexander musste in seinem Premierenjahr 2010 in Freiburg verletzungsbedingt die Heimreise früher antreten). Nach dem Start im zweiten Rennen war es dann aber dennoch sehr knapp mit Günther-Aslan Himsel. Da dachte ich schon, das wars jetzt. Ich hab danach versucht das beste draus zu machen. Allerdings auf einer Strecke ohne Off-Road, gerade für mich, keine gute Ausgangslage. Die Asphaltstrecke ist sehr kurz gewesen, offerierte kaum Möglichkeiten zum überholen und die Witterungslage tat ihr übriges. Janina, das kann ich neidlos anerkennen, ist gut gefahren. Sie kam sichtbar besser mit der Strecke zurecht. Obwohl Regen und Asphalt nicht so Meins sind, bin ich eigentlich zufrieden mit dem Wochenende und schaue zuversichtlich nach Stendal.“
Zum Abschluss möchte ich nicht vergessen, Eric Müller zu erwähnen. Eric, der sich bei den letzten Rennwochenenden immer wieder packende Fights mit dem „C 2 „Späteinsteiger“ Maximilian Niewiadomski geliefert hat, ist in Freiburg angetreten, um den Sack des C 2 Pokals ebenfalls zu zumachen. Auch wenn es beim Zeittraining am Samstag eher nach einem maschinellen „Totalschaden“ aussah „Wenn ich mein Moped beim Abflug anschaue tut das richtig weh“, ließ sich Eric dennoch nicht die Chance entgehen und nahm freudestrahlend den Beifall des Publikums für den vorzeitigen Pokalgewinn entgegen.

S2
Nachdem das Zeittraining ohne Off-Road gefahren wurde, bot die Startaufstellung der S2 ein etwas ungewohntes Bild. Wenig überraschend ging die Pole an S2-Neueinsteiger Pavel Kejmar, der auf seiner Bauerschmidt KTM bereits beim Training erneut überzeugen konnte. Dahinter folgte Teamkollege Kevin Würterle, der von diesem Erfolg wohl selbst ein wenig überrascht war, vor dem gesundheitlich angeschlagenen Nico Joannidis und Alexander Köckritz.
Die sonst üblichen Garanten für Nervenkitzel im vorderen Fahrerfeld dieser Klasse, Jan Deitenbach, Michi Herrmann, Dirk Spaniol und Jochen Jasinski, waren in dieser Reihenfolge erst in der zweiten Startreihe zu finden.
Ein etwas voreiliger Start brachte zunächst Pavel Kejmar an die Spitze des Fahrerfeldes, vor Dirk Spaniol, der sich an Pavel orientiert hatte und demzufolge auch etwas zu früh aus den Puschen gekommen war. Unweigerliche Folge des Frühschusses: Stop-and-Go-Strafe für beide Fahrer, deren Ablauf schon zu ersten „Diskussionen“ führte. Eigentlich war wohl der S-a-G PP in Fahrtrichtung rechts angelegt. Pavel und Dirk wurden jedoch in Fahrtrichtung links zum „Nachsitzen“ gebeten. Ein Umstand, der einen Fahrerbetreuer zu emotionalem Aufruhr veranlasste, weil „sein“ Fahrer bei anderer Gelegenheit für ein weitaus geringes `Vergehen´ bereits eine 100 Euro Strafe auferlegt bekommen hatte. Die Reklamation blieb jedoch im Motorenlärm weitgehend ungehört.
Freie Fahrt also für Kevin Würterle, der seine zweite Startposition unversehens in die Führung verwandelt sah und eifrig bemüht war, diese gegen Nico Joannidis zu verteidigen. Der wiederum hatte sich flugs auf seine Fersen geheftet und bekundete starkes Interesse an der Führung.. Dahinter machten Jan Deitenbach und Michi Herrmann das Führungsquartett vollständig, das schnell einen erheblichen Abstand zwischen sich und den Rest des Fahrerfeldes brachte. Frederik Erikson führte das Verfolgerfeld vor Jochen Jasinski an, dem schon sehr bald der mit Riesenschritten aufholende Pavel Kejmar im Nacken saß. Nachdem es Jan Deitenbach im letzten Drittel des Rennens gelungen war, sich an Joannidis vorbei zu schieben, versuchte er sich noch einige Male an Kevin Würterle, der die Tür allerdings dicht gemacht hatte und seinen ersten Sieg in der Klasse nach Hause fuhr. Deitenbach wurde Zweiter, vor Nico Joannidis, Michi Herrmann und Pavel Kejmar. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl das erste Mal in der S Klasse auf dem Podium zu stehen und dann noch ganz oben. Das ist schon etwas besonderes. Ich hatte für das Wochenende nicht geglaubt, dass es so gut läuft. Nach dem Zeittraining war ich aber recht zuversichtlich. Auch wenn ich für das Rennen auf Regen „gehofft“ habe, die Entscheidung ohne Off-Road zu fahren kam mir merklich entgegen.“ freute sich Kevin über den Ausgang des Rennens.
Nachdem während des Tages fieberhaft am Off-Road gearbeitet worden war, wurde dieser von der Rennleitung für den zweiten Lauf der S2 zunächst als befahrbar angekündigt. Diese Entscheidung wurde unter dem Gemurre einiger Fahrer jedoch kurz vor dem Rennen wieder revidiert, woraufhin Jochen Jasinski und Michi Herrmann den Off-Road einer höchstpersönlichen Begutachtung unterzogen und diesen in seltener Eintracht als befahrbar deklarierten. Die Rennleitung schloss sich diesem Gütesiegel an, kündigte erneute ein Rennen inklusive verkürztem Off Road an, und sah sich unversehens dem lautstarken Protest, den man ohne Übertreibung schon als tumultartig beschreiben kann, einiger anderer Fahrer gegenüber. Dabei ging es allerdings weniger um die Frage mit oder ohne Off-Road, als viel mehr um die Frage `rin in die Kartoffel oder raus aus den Kartoffeln´. „Das Problem ist dieses Hin und Her. Guck dich mal um, die haben alle Slicks drauf, und jetzt auf einmal bräuchten wir wieder Profil. Die geben uns zwar 10 Minuten Zeit, aber in der Zeit kannst du die Reifen nicht mehr ummontieren. Das ist doch nix“ sagte Dirk Spaniol dazu. Andere Fahrer sprachen gar von Meisterschaftsschiebung. Diese von allen daran Beteiligten doch sehr emotional geführte Diskussion gipfelte dann in der Aussage der Rennleitung: „....dann brechen wir die ganze Veranstaltung hier sofort ab.“ Nachdem u.a. durch Dirk Spaniol ein wenig Sachlichkeit einkehrte, man sich schließlich doch noch einig geworden war und das Rennen um 10 Minuten verschoben wurde, startete der zweite Lauf in der S2 inklusive Off-Road.
Wieder sicherte sich Pavel Kejmar den Start, diesmal mit perfektem Timing, und setzte sich an die Spitze des Feldes. Zunächst folgten ihm Kevin Würterle und Nico Joannidis, aber nach einem kurzen „Scharmützel“ im ersten Drittel der ersten Runde fielen beide zurück und machten Platz für Michi Herrmann, der nach dem Start die 4. Position besetzt hatte und sich sofort an die Verfolgung Pavels machte. Über die folgenden 17 Runden zeigten zwei Klassefahrer einen Zweikampf, der für die nächste Saison jede Menge Spannung und Rennspaß verspricht; Supermoto vom Allerfeinsten. In Windeseile hatten beide nämlich einen nahezu unglaublichen Abstand zum Rest des Fahrerfeldes aufgebaut, Michi wollte ganz zweifellos die Führung, während Pavel ebenso zweifellos nicht bereit war, diese aufzugeben.
Fast eine halbe Runde dahinter und ohne Chancen auf Anschluss an die Führung fand sich zunächst Jan Deitenbach, der aber offenbar die Diskussion vor dem Rennen noch im Kopf hatte und seinen Platz relativ schnell für Dirk Spaniol räumen musste, und dann von Nico Joannidis und Jochen Jasinski nach hinten durchgereicht wurde.
Pavel Kejmar siegte knapp vor Michi Herrmann und Dirk Spaniol, der sich noch im Nachhinein über seinen im ersten Lauf verschenkten Meisterschaftsvorsprung ärgerte: „Das war auf jeden Fall ein heißer Kampf, mit Nico hinten dran, der hat überall gedrückt und gedrängelt, aber ich konnte ihn hinter mir halten und wenigstens 2 Punkte wieder abknabbern, die ich beim ersten Lauf mit dem Frühstart vom Vorsprung quasi verschenkt habe. Ich sag ja, Dummheit bestraft das Leben, und mir fehlen trotzdem immer noch 9,5 Punkte. Jetzt geht´s nach Stendal, das ist ein schneller Kurs und da wird´s sicher nicht einfach werden“.
In der S2 derzeit noch unbelastet von solchen Sorgen herrschte bei Pavel Kejmar dagegen ungetrübte Freude: „Oh Mann, Michi war im Off Road schneller als ich, das hat richtig Spaß gemacht. Das war mein zweites Rennen unter nassen Bedingungen, aber seit Harsewinkel haben wir das Fahrwerk etwas härter gemacht, weil mir das mehr liegt. Der Frühstart im ersten Lauf war etwas unglücklich, so was ist mir vorher noch nicht passiert. Aber es gibt ja für alles ein erstes Mal, und nachdem ich von der neunten oder zehnten Position doch noch auf die fünfte kam, bin ich auch damit ganz zufrieden“.
Relativ zufrieden war auch Michi Herrmann, dem derzeit noch amtierenden Deutschen Meister in der S2: „Im ersten Rennen bin ich beim Start nicht so gut weggekommen, und später gab es nicht wirklich eine Möglichkeit zum Überholen. Meine Vordermänner hatten sehr geschickt die Tür zu gemacht, und meine Punkte sind mir zu wichtig, als das ich da einen Sturz hätte riskieren wollen. Der zweite Lauf war zum Glück mit Off-Road, das gehört zum Supermoto einfach dazu. Ich finde, man ist es den Zuschauern einfach auch schuldig, dass man ihnen den Off-Road und die damit verbundenen Zweikämpfe bietet, wenn es irgendwie geht. Vor allem, wenn der Verein sich so den A.... aufgerissen hat, wie der FMC das gemacht hat. Der Off-Road war definitiv befahrbar. Die schmierige Schicht wurde ja abgezogen, und der Untergrund darunter war griffig“.
Es bleibt also spannend in der S2: Nico Joannidis konnte seinen Vorsprung vor Dirk Spaniol zwar durch dessen Patzer im ersten Rennen von 5,5 auf 9,5 ausbauen, hat damit seine Schäfchen aber noch längst nicht im Trockenen. Michi Herrmann verdrängte Jan Deitenbach mit 2 Punkten Vorsprung von der dritten Position, liegt allerdings 13 Punkte hinter Dirk Spaniol. Derzeit ist alles noch möglich. Die Entscheidung über die Meisterschaft wird in Stendal fallen, und so sollte es bei einem Finale ja auch sein.
S1
Ganz anders schien es bis Freiburg in der S1 zu sein, doch nach dem Zeittraining sah es kurz so aus, als ob es auch hier nochmal spannend werden könnte. Mauno Hermunen, der bis dahin die Tabelle mit 62 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Markus Volz anführte, glänzte nämlich schon im Training nicht mit der gewohnten Überlegenheit. Auf der Strecke war er deutlich `unsicher´ unterwegs und in der Quali belegte er `nur´ Platz 4, hinter Marcel Götz, Pavel Kejmar und Markus Volz auf der Pole. Steffen Schmid, der an diesem Wochenende seinen 19. Geburtstag feierte, machte sich selber wohl mit der 7. Startposition das schönste Geburtstagsgeschenk: „Hammer, in meiner 2. schnellen Runde setzte ich die fünftschnellste Zeit. 10 Sekunden vor Schluss fiel ich zwar noch auf die 7. Position zurück, aber ich stand zum ersten Mal in der zweiten Startreihe neben einem ganz Großen wie Jürgen Künzel, während andere Topfahrer sich hinter mir einreihen mussten. Das ist schon toll“.
Während mancher schon munkelte, Mauno wolle sich vielleicht auf seinem Punktevorsprung ausruhen, und die Sache kurz vor Ende der Saison noch ein wenig spannend gestalten, sah des Rätsels Lösung ganz anders aus: Mauno hatte einen steifen Nacken, und wenn er nicht auf dem Motorrad saß, war er mit Halskrause und bis zur Nase hochgezippter Daunenweste unterwegs und machte dabei einen sichtbar unglücklichen Eindruck: „Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich war am Mittwoch motocrossen und als ich am Donnerstag aufwachte, konnte ich den Nacken nicht mehr bewegen. Bis heute ist es sogar noch schlimmer geworden. Das ist sehr schmerzhaft und es ist im Moment nicht so einfach mit dem Motorradfahren, aber es ist wie es ist und ich werde auf jeden Fall versuchen, die Punkte für die Meisterschaft zusammen zu bekommen“.
Wie auch in der S2 wurde der erste Lauf der S1 ohne Off-Road ausgetragen. Die erste Kurve nach dem Start sicherte sich Marcus Volz mit einem Holeshot vor Marcel Götz, Mauno Hermunen und Doppelstarter Pavel Kejmar. In der der Umgehung des Off-Roads änderte sich schon das Bild und Marcel Götz lag vor Volz und Kejmar in Führung, während Mauno Hermunen auf der vierten Position versuchte, sich wieder auf die dritte vorzuschieben, was ihm wenig später nach einem Fehler Kejmar`s auch gelang. Runde um Runde zogen sie aufgereiht wie Perlen auf der Kette mit Götz an der Spitze in dieser Reihenfolge weiter, derweil Markus Volz heftig nach vorne drängte, Jürgen Künzel sich an Kejmar vorbeigeschoben hatte, und Mauno auf eine Schwäche von Volz lauerte. Das Rennen neigte sich schon dem Ende zu, als Volz einem plötzlichen Angriff nichts mehr entgegensetzten konnte und seinen Platz für Hermunen räumen musste. Marcel Götz beanspruchte nach wie vor die Führung, vermutete allerdings weiterhin Markus Volz in seinem Windschatten und machte die Tür deshalb vielleicht nicht ganz so dicht, wie er es getan hätte, wenn er gewusst hätte, wer ihm tatsächlich am Hinterrad klebte. In der letzten Runde setzte der Finne alles auf eine Karte und nahm dem Schweizer buchstäblich in letzter Sekunde den Sieg. Dritter wurde Markus Volz vor Pavel Kejmar und Jürgen Künzel. Marcel konnte nach der Siegerehrung seine Enttäuschung verständlicherweise nicht ganz verbergen : „Ich hatte einen guten Start, und es hat ja bis zur letzten Runde auch gut geklappt. In der Zielgeraden hat er mich erwischt; ich muss allerdings auch sagen, dass ich eigentlich Markus Volz hinter mir vermutet habe, und nicht Mauno Hermunen, andernfalls hätte ich vielleicht noch einen Tick zugelegt. Beim Markus wusste ich, dass er in diese Lücke nicht so rein stechen würde, und es hat mich dann ein bisschen überrascht, als Hermunen kam, aber da war es dann schon zu spät. Über den zweiten Platz kann ich mich jetzt nicht so richtig freuen, weil der Zweite der erste Verlierer ist, und wenn das so kurz vor dem Ziel passiert, ist es einfach nur enttäuschend“.
Der zweite Lauf wurde mit Off-Road gefahren, und auch in diesem Rennen die gleiche Konstellation: Markus Volz schnappte sich wieder die erste Kurve, dicht gefolgt von Marcel Götz, Mauno Hermunen und Pavel Kejmar. Mauno Hermunen setzte gleich zu Beginn auf Angriff und war bereits nach einer Runde auf die zweite Position vor Marcel Götz vorgerückt, der sich aber nicht noch einmal so leicht abspeisen lassen wollte. Schon kurze Zeit später überholte er zunächst Hermunen und dann Volz, und setzte sich damit erneut an die Spitze des Fahrerfeldes, nun vor Volz, Künzel und Kejmar, die Mauno Hermunen in der Zwischenzeit ebenfalls hinter sich gelassen hatten, der seinerseits aber auch nicht so schnell aufgeben wollte, und immer wieder Angriffsversuche machte, sich schließlich aber auf der 4. Position etablierte, nachdem Kejmar an Künzel vorbei auf die dritte Position vorgerückt war und Hermunen sich nach einem letzten erfolgreichen Angriff an Künzel vorbei schieben konnte (So nun soll noch einmal einer sagen: In der Kürze liegt die Würze).
Hannes Maier zog relativ unbeirrt seine Runden auf der sechsten Position und dahinter kämpften Class und Vorlicek verbissen um Platz sieben. Nachdem Class diesen Kampf für sich entscheiden konnte, versuchte er sich gegen Ende des Rennens ebenfalls an Maier, wurde in seinen Bemühungen aber schließlich durch die schwarz-weiße Flagge unterbrochen.
Markus Schmid setzte sich erfolgreich gegen die Attacken von Harry Näpflin und André Plogmann zur Wehr und behauptete sich auf Platz 9.
Ein überglücklicher Marcel Götz entschied das Rennen schließlich für sich, vor Markus Volz und Pavel Kejmar.
„Ich bin total happy, ich dachte erst, mit Off-Road wird es für mich ein bisschen schwierig, weil ich nicht sooooo der Off Road Experte bin. Aber ich habe gemerkt, dass ich auf dem Asphalt eine Stelle habe, an der ich ganz klar schneller bin als Mauno, und als ich dann auf eins lag habe ich mir gedacht, den Sieg gibst du nicht mehr her“.
Markus Volz hätte gerne wenigstens einmal gewonnen, war mit dem Wochenende aber eigentlich zufrieden: „Mein Hauptziel war es, den Abstand auf Class noch etwas auszubauen, und das ist mir gelungen“.
Der vierte Platz reichte Mauno Hermunen zwar zum Erhalt seiner Meisterschaft, besiegelte aber auch gleichzeitig das erste Podest der Saison ohne Mauno. Ebenfalls besiegelt wurde die Tatsache, dass Mauno wohl der Einzige ist, der die Meisterschaft so gut wie unbeachtet durch das anwesende Publikum vorzeitig gewonnen hat. Gefeiert und mit Ovationen und Sekt überschüttet wurde er nämlich abseits des Podiums an der Teambox „nur“ durch seine Teamkollegen.
„Es war für mich ein schwieriges Rennen. Es gibt nicht viele Möglichkeiten zum Überholen, aber ich habe meinen Titel erfolgreich verteidigt, und das reicht mir.“ Ein wenig enttäuscht schien er über das Verhalten ihm gegenüber schon zu sein, aber viel mehr wollte er nach dem Rennen nicht sagen.
Im Gesamtklassement bleibt Markus Volz mit 227 Punkten auf Platz 2. Shooting Star der Woche ist zweifellos Marcel Götz, der nach seinen beiden hervorragenden Platzierungen den Tagessieg sowie insgesamt jetzt 200 Punkte eingefahren hat und damit den dritten Platz in der Gesamtwertung belegt. Pavel Kejmar und Markus Class tummeln sich mit je 199 Punkten auf den Plätzen 4 und 5 und haben damit 7 Zähler Vorsprung vor Jürgen Künzel auf dem 6. Platz. Die Entscheidung wird also auch hier in Stendal fallen. Einen zusätzlichen „Spannungsbogen“ formt dabei die Tatsache, dass am gleichen Wochenende in Mettet/Belgien das 25jährige Jubiläum des Superbikers stattfinden wird, jener legendären Supermoto-Veranstaltung, bei der u. a. einige der besten Supermotofahrer der internationalen Szene vor mehr als 30.000 frenetischen Zuschauern um Titel und Ehre des Superbikers 2011 kämpfen werden. Das der Gewinner der Jubiläumsveranstaltung in die Geschichte des Superbikers eingehen wird, bedarf dabei wohl keiner besonderen Erwähnung.
Mauno Hermunen, der Superbiker des Jahres 2010, wird jedenfalls nach seiner Titelsicherung in der Supermoto IDM definitiv dort starten, und man darf gespannt sein, wie viele Fahrer sich ebenfalls noch dazu entschließen werden.
Eine Entscheidung gegen Stendal wäre durchaus nachvollziehbar. Für nicht nachvollziehbar halte ich allerdings das mangelnde Fingerspitzengefühl bei der Terminplanung für das Finale in Stendal, denn selbst das Supermoto of Nations musste in 2009 bereits „einsehen“, dass für einige Fahrer das „Superbiker Festival in Mettet“ durchaus prestigeträchtiger und auch lukrativer ist; vom sportlichen Wert im Vergleich mal völlig abgesehen. Auch vermute ich, dass sich das Medieninteresse wesentlich westlicher orientieren wird. Ein Umstand, der dem Ausrichter von Stendal sicher auch nicht gerecht wird.
All dies hätte man mit ein wenig „Einsicht“ im Vorfeld der Terminplanung erkennen und dem Finale in Stendal somit auch die Teilnahme des amtierenden und auch neuen internationalen deutschen S 1 Meisters an der Abschlussfete sichern können. Denn auch 2010 war Mauno bereits vor dem Finale in Großenhain der Meistertitel sicher, und er "fuhr" trotzdem dort mit. Aber da gab es ja auch keine Terminkollision.
  
Ich hoffe, Ihr hattet Viel Spaß beim lesen über die Supermoto IDM DM am 17.09.2011 und 18.09.2011 in Freiburg.
 
 
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike