Während sich die Supermoto IDM nach einer spannenden Saison mit ihrem Finale in Stendal gerade erst in die Winterpause verabschiedete, fangen bei den Fahrern und ihren Teams schon langsam wieder die Planungen und Tüfteleien für die nächste Saison an. Grund genug für mich, mal einen kurzen Blick hinter die Kulissen zu werfen, und mit dem zweimaligen Internationalen Deutschen Meister in der offenen Klasse, der S 2, Jochen Jasinski, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Jochen Jasinski gehört mit seinen inzwischen 41 Lenzen zwar schon zu den etwas gesetzteren Herren, dass er den Jungspunden aber immer noch zeigen kann, wo der Hammer hängt, hat er auch in der zurückliegenden Saison wieder eindrucksvoll bewiesen. Umso eindrucksvoller, als er in dieser Saison als einziger Pilot in der IDM mit einem Zweitakter an den Start ging, dafür zunächst überwiegend belächelt wurde und, zur Überraschung vieler, damit gleich am ersten Renntag den Tagessieg abräumte. Insgesamt reichte es trotz zweier Streichergebnisse immerhin für den 5. Platz in der Gesamtwertung. Das es auch noch besser geht, will Routinier JJ in der nächsten Saison beweisen. Aber lest selbst:
RD Foto: Jochen, eigentlich sollte die Saison 2010 deine letzte sein. Wie kam es, dass du dich in dieser Saison ausgerechnet auf einem Zweitakter doch wieder ins Getümmel gestürzt hast?
JJ: Bis letztes Jahr bin ich ja auf der großen 650er Husaberg gefahren, und habe auch viel Erfolg mit dem Motorrad gehabt. Allerdings geht die Entwicklung im Motorradsport stetig weiter, inzwischen braucht man zum Motorradfahren ein Laptop, und das ist in dem Fall nicht meine Welt. Mit dem neuen Viertakter wollte ich mich deshalb nicht mehr beschäftigen. Ich dachte mir, ich bin jetzt 40, das reicht dann auch, ich werde aufhören. Dann brachte Husaberg im Sommer einen Zweitakter als Enduro auf den Markt, und das war dann für mich eine Herausforderung.
RD Foto: Ein Zweitakter ist ja in diesem Bereich eigentlich eher ungewöhnlich, oder?
JJ: Stimmt, aber nicht unbedingt deshalb, weil das Prinzip grundsätzlich nicht mehr konkurrenzfähig wäre, sondern eher deshalb, weil niemand mehr das Prinzip verfolgt. Die von uns jetzt verwendete Technik gab es so schon vor 10 Jahren, und seitdem hat sich beim Zweitakter nichts mehr bewegt. Im Endurobereich wird schon etwas getan, allerdings passen die Anforderungen nicht zu unserem Sport. Wenn nur die Hälfte von dem, was im Viertakterbereich getan wird, in die Entwicklung des Zweitakters gesteckt würde, wäre der Zweitakter überlegen.
RD Foto: Zu Beginn der Saison wurdest du mit deinem `Projekt Zweitakter´ etwas belächelt, und hast gleich beim ersten Rennen den Tagessieg abgeräumt. Wie hast du dich dabei gefühlt?
JJ: Ich habe das ja mehr oder weniger alleine durchgezogen. Michelin, IXS und Husaberg bzw. MH-Motorräder unterstützen mich zwar nach wie vor, aber anfangs haben mich sogar die Leute ausgelacht, mit denen ich schon lange zusammenarbeite. Lediglich eingefleischte Zweitakt-Fans wie ich, haben an das Projekt geglaubt und mich zusätzlich noch mal mit Know How und Man-Power unterstützt. Als ich dann nach dem ersten Rennen oben auf dem Podium stand, war das für mich der schönste Sieg überhaupt. Ich hab zwar auch ein bisschen Glück gehabt, aber das gehört dazu, und für mich war der Sieg eine echte Genugtuung, weil wirklich niemand das für möglich gehalten hätte.
RD Foto: In der Gesamtwertung hast du den 5. Platz erreicht, und das, obwohl du in Lichtenberg und St. Wendel je ein Streichergebnis einstecken musstest. Wie beurteilst du die Saison für dich im Nachhinein?
JJ: Nach dem 1. Rennwochenende war ich gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, musste lange Antibiotika nehmen und hatte aufgrund dessen bei den nächsten Rennen Probleme mit der Konzentration; ansonsten hätte ich mich in Lichtenberg nicht dreimal an der gleichen Stelle aufs Ohr gelegt. Hätte ich in allen Rennen Punkte eingefahren, würde der Meisterschaftsstand heute anders aussehen. Sicher ist aber auch, dass ich in dem Fall dann in der nächsten Saison nicht mehr dabei wäre, weil das für mich ein perfekter Abschluss gewesen wäre.
RD Foto: Ein Podestplatz war wohl Dein `geheimes Ziel´. Auch wenn Du es nicht erreicht hast, bist du insgesamt mit der zurückliegenden Saison zufrieden?
JJ: Ich war selbst hier auf der schnellen Strecke in Stendal nur 3/10tel langsamer als die Spitze, insofern kann ich mit dem Saisonergebnis des Projektes Zweitakter insgesamt sehr zufrieden sein.
RD Foto: Das Projekt Zweitakter wird also in der nächsten Saison seine Fortsetzung finden?
JJ: Ich habe gezeigt, dass ein Podiumsplatz in der Meisterschaft für einen Zweitakter keine utopische Idee ist, weiß, wo ich stehe, und woran ich über den Winter noch arbeiten muss. Das geht aber nicht in Richtung Leistungssteigerung durch eine erhöhte PS Zahl. Mein Denken geht da eher in Richtung Set up generell. Die 100 kg Kampfgewicht (incl. Öl ohne Sprit) wäre da ein Thema. Ein anderes wäre die Optimierung des Motors für Regenwetter. Bei trockener Witterung habe ich ja oftmals die Starts gewonnen. Anders bei Regen, wie in Harsewinkel. Hierfür einen „Regenmotor“ zu entwickeln wird auch eine Winteraufgabe für mich sein.
Nachdem es in dieser Saison noch nicht geklappt hat, hänge ich noch eine Saison dran und werde alles versuchen, am Ende unter den ersten Drei zu sein, um den Zweitakter da hinzubringen, wo er meines Erachtens hingehört. Im Vordergrund steht für mich dabei aber immer der Spaß am Motorradsport.
Ich hoffe Ihr hattet viel Spaß beim Lesen des Interviews mit Jochen Jasinski, dem "Urgestein" im Supermoto, der den Zweitakter wieder salonfähig gemacht hat in der internationalen Supermoto Meisterschaft 2011.
 
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