Am Wochenende 19./20.Mai 2012 ging die Supermoto IDM 2012 auf dem alten Flugplatz im sächsischen Großenhain in die zweite Runde.
Die supermotobegeisterten Großenhainer hatten sich im letzten Jahr eine Auszeit von der Traditionsveranstaltung genommen -es konnte aufgrund der beabsichtigten Umbaumaßnahmen des Trägers auf und um das Flugplatzgelände herum keine definitive Zusage gemacht werden-, nachdem in 2010 zunächst ein Tornado den ursprünglich angesetzten Termin zunichte gemacht hatte, und am Ersatztermin die Final-Rennen aufgrund sintflutartigen Regens abgesagt werden mussten.


Die Nachwirkungen des Tornados waren damals noch überall sichtbar und sorgten für ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend. Es regnete bei der Anreise, es regnete bei den Trainings, es regnete bei der Quali und es regnete während der ersten Rennen. Es regnete so penetrant, dass die Strecke im Lauf des Samstages zwischendurch mehrfach zeitaufwändig instand gesetzt werden musste, aus den Lautsprechern dröhnte passenderweise immer mal wieder Billy Talents `Rusted from the Rain“, und als sich der trübe Tag endlich mit den ersten Rennen der nationalen Klassen dem Ende zuneigte, war es so duster geworden, dass die Sicht auf der Strecke so gut wie Null war, und das letzte Rennen aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde.
Am Sonntag morgen regnete es immer noch, das Warm-up wurde verschoben, erste Forderungen nach einem Rennabbruch wurden laut, überall gab es lange Gesichter, lustlos umherschluffende Menschen und hitzige Diskussionen im Fahrerlager, mit Fahrern, deren Sprechern, mit dem Veranstalter und der Rennleitung. Am späten Vormittag hofften einige nur noch darauf, die Rennleitung möge endlich ein Einsehen haben und dem Elend ein Ende bereiten, damit man endlich in trockene Klamotten kriechen und sich auf den Weg nach Hause machen oder auf die Meisterfeier ins trockene und warme Zelt gehen konnte.
Gegen Mittag schließlich war es so weit: die Veranstaltung wurde abgebrochen, die Meisterfeier fand am frühen Nachmittag statt und so nahm eines der wohl deprimierendsten Final-Wochenenden der jüngsten Supermotogeschichte sein Ende.
Auf der Heimfahrt winkte die „Kleine Röder“ aufgeregt zum Abschied, man winkte freundlich zurück und konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass ausgerechnet dieses kleine, unscheinbare Gewässerchen schon am nächsten Tag als Hochwasserkatastrophe die Schlagzeilen der Nation beherrschen würde.
Wen kann es da noch wundern, wenn man bereits Tage vor der Veranstaltung besorgt den Wetterbericht im Auge behielt, und vor der Anreise nach Großenhain von überfluteten Häusern und überschwemmten Straßen geträumt hat?

Aber alle Sorge war überflüssig; beim Come-Back am vorletzten Maiwochenende zeigte sich der Militärflugplatz, auf dem der wohl legendärste Jagdflieger des Ersten Weltkrieges, der `Rote Baron´ Freiherr von Richthofen, ausgebildet wurde, von seiner besten Seite.

Die Schäden aus 2010 sind mehr oder weniger beseitigt, und derzeit wird eifrig daran gewerkelt, das Gelände in einen Mitmach-Erlebnispark umzubauen.
Überall sind inzwischen alte Kampfjets, Hubschrauber und Militärfahrzeuge ausgestellt, und wer mag, kann -wie übrigens das komplette Team Bauerschmidt- gegen ein „kleines“ Entgelt sogar eine Runde in einem alten Panzer drehen,


An anderer Stelle erinnert eine neu errichtete Gedenksäule daran, dass sich auf dem Flugplatz in Großenhain ein Basispunkt für die Anfang des 18. Jahrhunderts von August dem Starken in Auftrag gegebene und von einem der bedeutendsten deutschen Kartographen, August Zürner, durchgeführte Vermessung des Kurfürstentums Sachsen, befand.

Historischer Boden also für den mit Spannung erwarteten zweiten Renntag der Supermoto IDM.

Strahlend blauer Himmel, sommerliche Temperaturen und eine reichliche Auswahl an Speisen und Getränken, angefangen bei Maibowle über Backfisch, Wurstgulasch und Soljanka, taten ein übriges und lockten zahlreiche Zuschauer auf die Strecke, die sich auf eine spannende Neuauflage der Traditionsveranstaltung freuten.

Klammheimlich hatte auch ein alter Bekannter und Waterworld 2010-Protagonist den Weg auf den Flugplatz gefunden. Petr Vorlicek, der bis zur letzten Saison noch in der S1 für das DSRSuzuki-Team fuhr, und inzwischen mit Mauno Hermunen zum SHR Team nach Ingeländ gewechselt ist, hatte in Lichtenberg neue Teile getestet, und nutzte die Gelegenheit für einen Abstecher zu seinen ehemaligen Kumpels in der IDM: „Es ist so schön, mal wieder hier zu sein, Freunde zu treffen und die tolle familiäre Atmosphäre zu genießen. Alle sind so nett und freundlich hier, das ist in Italien leider etwas anders, auch wenn der Wechsel aus sportlicher Sicht sicher sowohl für Mauno als auch für mich die richtige Entscheidung war. Wir sind beide dort sehr erfolgreich, wobei ich mich mit Mauno überhaupt nicht vergleichen will. In Ottobiano habe ich ihn nach dem dritten Rennen gefragt: `Hej, ist das noch mein Kumpel da drin, oder bist du jemand von einem anderen Planeten?´. Es ist einfach unfassbar, und ich glaube, es sind nicht alle so glücklich wie wir, dass er so eine Leistung abrufen kann.“

Schon seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, nach denen Mauno bei den Rennen in St. Wendel als Gastfahrer mit am Start sein würde. Das mochte Petr in Großenhain aber nicht definitiv bestätigen: „Wenn wird kommen, dann mit dem ganzen Team. Ich hätte auf jeden Fall Lust dazu, und Mauno sicher auch. Zeitmäßig würde es schon passen, aber bisher gibt es dazu noch keine Zusage von der Teamleitung .“
Na, denn vielleicht bis St. Wendel. It was nice having seen you again, Petr. Loads of success for the series to both of you!!!

Wenn man sich dann schon mal auf dem glatten Parkett der internationalen Kommunikation bewegt, kann man auch dabei bleiben, wenn man ein paar Schritte weiter einem Landsmann Petrs begegnet. Die Rede ist von Milan Sitniansky, einem der drei S3 Aufsteiger, die sich den Umweg über die Cup-Klassen "erspart" haben. "Ich bin 16 Jahre alt und komme aus der tschechischen Republik. Und, hmm...hmm..., und ich fahre Supermoto" Waren die ersten Worte des sympatischen Aufsteigers, der bereits in Harsewinkel ein Überraschungsmoment mit seiner dortigen Leistung setzte. Danach plauderte er etwas über seinen sportlichen Werdegang, wobei der "English for Beginners" Interviewer ein wenig ins Schwitzen kam. "Wie viele andere auch, habe ich ca. 2002 mit Moto Cross angefangen, zuerst mit einer 50er und danach mit ner 65 Kawa weiter gemacht. Mein Vater führte mich dann an den Supermoto Sport heran. Er fuhr selber Supermoto, kaufte mir dann irgendwann ein Motorrad, baute sie als Supermoto um, und damit fing das ganze dann richtig an. Das müsste so vor 8 Jahren gewesen sein. Großenhain kenne ich noch aus dem Jahr 2010, dort gewann ich die S3. In 2011 war die Konkurenz wesentlich größer mit Lukas und Maxi. Die beiden fahren ja jetzt auch in der S1. Die S1 ist natürlich noch eine ganz andere Hausnummer. Hier fahren die besten Fahrer um die Internationale Deutschen Meisterschaft, und natürlich haben die S1 Bikes viel mehr Power. Darauf musste ich mich erst einstellen. Ich dachte, ich würde mich bestenfalls erstmal so um die 10. Position herum einpendeln. Über meine 5. Startposition bei der Quali heute bin ich überrascht und sehr glücklich; das ist mein bisher größter Erfolg. Ich denke, es ist mit darauf zurück zu führen, dass ich für Großenhain ein neues Bike bekommen habe, eines das ein bisschen schneller ist als das, was ich noch in Harsewinkel fuhr. Ich habe mehr trainiert seitdem, und das sind wahrscheinlich die Gründe, warum es hier bis jetzt noch etwas besser funktioniert hat als am ersten Renntag. Zu den Spezifikationen des stärkeren Motorrades kann ich nicht viel sagen, so genau kenne ich mich nicht in den technischen Feinheiten aus. Ich hoffe jetzt eigentlich "nur", morgen wird sich das Ergebnis aus der Quali fortsetzen. Da würde ich mich riesig freuen" sprachs, und radelte auf seinem Minibike davon. Um es vorweg zu nehmen: Für den 5ten reichte es fast im zweiten Lauf, denn diesen beendete er auf einem sehr beachtlichen 6ten Platz.

Und nun:

Der extrem schnelle Großenhainer Parcours ist mit langen Geraden und wenigen scharfen Kurven keine typische Supermotostrecke. Die Fahrbahn erinnert mit ihren großen, aneinander gesetzten Betonplatten eher an eine Rüttelplatte denn an eine Rennstrecke. Zwischen den Platten klaffende zentimeterbreite Fugen und zahllose Unebenheiten stellen besondere Anforderungen an Mensch und Material, und haben der Strecke beim Reifensupport der Teams teils den Ruf eines Reifenkillers eingebracht.

Aufgrund der eher ungewohnten Fahrbahnverhältnisse konnte man deshalb zusätzlich gespannt sein, wie sich die Piloten an diesem Wochenende schlagen würden.

S2

Bereits die Qualifyings zeigten, was von diesem zweiten Renntag zu erwarten sein dürfte. Jochen Jasinski räumte in der S2 erneut mit Leichtigkeit die Pole Position ab. Dirk Spaniol musste seinen Platz in JJ´s Windschatten allerdings für einen S2-Neueinsteiger räumen. Der Belgier Jean-Marc Gaillard war in Harsewinkel noch in der S1 gestartet, wird aber für den Rest der Saison versuchen, sehr zum Verdruss des ein oder anderen Fahrers, die S2 aufzumischen: „In der S1 muss ich für die Starterlaubnis zahlen, in der S2 fahre ich ohne Startgeld. Ich habe vor kurzem mit Dunlop einen Vertrag für die S2 abgeschlossen, deshalb starte ich jetzt in dieser Klasse. In Belgien gibt es leider nicht so viele Supermotostrecken und dort fährt man als Amateur. Die Strecken in Deutschland sind einfach besser, und weil hier Profis starten, sind die Anforderungen einfach höher. Hier in Großenhain stand ich ja vor ein paar Jahren schon einmal auf dem Podium; mal sehen, wie es für mich läuft.“

Dirk Spaniol konnte die dritte Startposition sichern, und Jan Deitenbach war der Vierte im Bunde der ersten Startreihe.


1. Lauf

Der Beginn des 1. Laufs gab dem Begriff `Frühstart´ eine völlig neue Bedeutung: Routinier Dirk Spaniol brannte einen so frühen Frühstart in die Piste, er war so früh unterwegs, dass er schon fast an der ersten Kurve war, bevor der Rest des Fahrerfeldes überhaupt gestartet war. „Ich bin losgefahren, als das Licht anging. Warum? Frag mich nicht, keine Ahnung. Ich bin dann einfach weiter gefahren“ äußerte sich Dirk zu diesem Fauxpas. Jochen Jasinski ließ sich davon nicht beirren und machte sich -gleich nach dem das Licht ausging, also dem eigentlichen Startsignal- als Zweiter auf den Weg. Danni Fuhrbach hatte sich nach einem sensationellen Start von der siebten Position hinter JJ geklemmt, verfolgt von Gaillard und Jan Deitenbach, leistete dem harnäckig drängelnden Gaillard verbissenen Widerstand, musste sich aber in der sechsten Runde geschlagen geben. Gaillard setzte sich zwar sofort ab, allerdings reichte es nicht, um dem inzwischen davon gezogenen Jasinski gefährlich zu werden. Nachdem Spaniol seine Stop-and-Go-Strafe absolviert hatte, musste er sich als Elfter wieder einreihen und begann sofort damit, das Fahrerfeld von dort aufrollen.

Fuhrbach verteidigte seine dritte Position gegen Deitenbach und Würterle, der sich auf die vierte Position vorschieben konnte, nachdem Deitenbach erneut wegen eines Getriebeschadens zurückgefallen war und gleich danach Platz für Spaniol machen musste, der inzwischen auch wieder heran war.
Jochen Jasinski gewann den ersten Lauf erneut souverän vor Jean-Marc Gaillard und Danni Fuhrbach, der damit für sein neues Team 711 um Olaf Hilger (der Name des Teams basiert auf dem Umstand, dass Olaf vor seinem Unfall in Harsewinkel seine Aprilia immer mit der Startnummer 711 pilotierte) auf nagelneu designetem Untersatz überglücklich und die Welt umarmend das erste Podium der Saison nach Hause fahren konnte: „Ich hatte einen super Start und konnte mich auf Platz 3 hinter Jochen einreihen. Nachdem Dirk seine Strafe abgesessen hat, war ich auf zwei, bis plötzlich Gaillard an einer ganz komischen Stelle an mir vorbei ist. An der Stelle hatte ich damit gar nicht gerechnet, naja, ist passiert. Danach habe ich mich nur noch breiter als hoch gemacht, das kann ich richtig gut und hat ja auch super geklappt

2. Lauf

Den Start des zweiten Laufs „gewann diesmal“ Jochen Jasinski, jedoch hing Jean-Marc Gaillard ihm von Beginn an wie eine Klette am Hinterrad. In Jochens Bemühen, das lästige Anhängsel abzuschütteln, und Jean-Marcs Bemühen, dies zu verhindern, waren beide dem restlichen Fahrerfeld schnell auf und davon. Weiter hinten pokerten während dessen Deitenbach, Würterle und Spaniol um die dritte Position, die Deitenbach nach einem Ausrutscher im Off Road an Würterle abgab, und Spaniol in einem Aufwasch auch noch vorbeiziehen ließ. Wenig später machte er kurzen Prozess mit Kevin Würterle, und setzte sich schnell in Richtung Spitze ab. Probleme mit der Bremse machten allerdings seine Pläne, wenigstens Gaillard noch sein Hinterrad zu zeigen, zunichte, so dass er schließlich als Dritter durchs Ziel ging. Jasinski gewann auch diesen Lauf, und führt damit die Tabelle mit 4 von 4 Laufsiegen unangefochten an: „Ich kann sicherlich zufrieden sein. Viele haben ja gerätselt, wie mein Zweitakter auf dieser Strecke funktionieren würde, aber eigentlich ist es so gekommen, wie ich es mir auch gedacht habe. Wir waren ja letztes Jahr auch ganz erfolgreich in Stendal, und die Strecken sind relativ identisch. Dirk hat mir natürlich mit seinem Frühstart auch ein bisschen geholfen, aber alles in allem war das Wochenende sehr gut für mich.“


Dirk Spaniol kommentierte seinen dritten Platz als Relativierung des Gesamtergebnisses kurz und deftig: „Der versöhnliche Abschluss eines Scheiß-Wochenendes. Nach dem Frühstart im ersten Rennen hatte ich im zweiten Rennen auch noch Probleme mit der Vorderradbremse. Der Start
hat im zweiten Rennen gut funktioniert, aber dann kam Gaillard vorbei und die beiden anderen sind dann auch noch vorbei gezogen, die ich ja später zum Glück wieder ganz gut eingeholt habe. In der Lücke konnte ich dann auch zuerst ganz gut aufholen, aber dann hat die Bremse Probleme gemacht, sodass ich dann wieder aufpassen musste, dass von hinten niemand nach kommt. Im Grunde konnte ich dann nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Mal abwarten, als nächstes sind wir ja in St.Wendel…..“ Bei diesen kryptischen Schlusssatz darf man sicherlich gespannt sein, was sich Dirk dann an Überraschungen einfallen lässt, sollte er ganz oben stehen:-)

Die Ergebnisse der S2 wurden von der Rennleitung zunächst nur als vorläufiges Endergebnis verkündet, weil gegen den Start von Jean-Marc Gaillard nach dem ersten Lauf technischer Protest eingelegt wurde. Man vermutete, dass sein ursprünglich für die S1 gemeldetes Motorrad weniger als den für die S2 vorgeschriebenen Hubraum aufweisen würde.
Der Motor wurde also nach zweiten Rennen geprüft, mit dem Ergebnis, dass alle Vorgaben erfüllt und der Protest somit haltlos war. Gaillard wird also auch in St. Wendel seinen Ehrgeiz daran setzen können, die bislang konkurrenzlose Tabellen-führung Jochen Jasinskis in Frage zu stellen.

S1

Spannender als ein Krimi gestaltete sich das Qualifying der S1: Pavel Kejmar legte gleich zu Beginn mit einer guten Zeit vor, die Markus Class nach zwei Anläufen aber toppen. Michi Herrmann hielt sich lange auf der 3. Position, wurde aber drei Runden vor Schluss erst von Markus Volz dann von Milan Sitniansky verdrängt. Lokalmatador Jürgen Künzel ließ es langsam angehen, war erst in der letzten Minute überhaupt unter den ersten Fünf Platzierungen auszumachen, sicherte sich dann aber den dritten Startplatz. Markus Class, der von Pavel Kejmar noch einmal überboten worden war, legte in der vorletzten Runde der Quali die Latte nochmal ein Stückchen höher, und sicherte sich um 0,344 Sek die Pole vor Kejmar.

Bei den Rennen der S1 ging es schließlich recht turbulent zu.

Die alles entscheidende Frage war: welcher der Konkurrenten auf den beiden Spitzenpositionen wird am längeren Hebel sitzen? Im ersten Lauf war diese Frage recht schnell beantwortet. Markus Class ging nach einem Klassestart vor Markus Volz, Jürgen Künzel und Michi Herrmann in Führung und verschaffte sich schnell Abstand vor seinen Verfolgern. Zwischen den beiden Landsmänner Kejmar und Siniansky kam es gleich in der ersten Runde zu einem Gerangel, in Folge dessen Kejmar zu Boden ging, und damit alle Hoffnung auf einen siegreichen Zweikampf mit Markus Class begraben musste.
Wenig später kam es im Kampf um die zweite Position zu einem Scharmützel zwischen Jürgen Künzel und Markus Volz, als Künzel versuchte, im Off Road an Volz vorbeizuziehen, dabei kurz die Kontrolle über sein Motorrad verlor, und dabei so unglücklich in Volz Motorrad knallte, das beide Bekanntschaft mit dem Bodenbelag machten. Während Künzel recht schnell wieder auf den Rädern war, musste Volz den größten Teil des Fahrerfeldes an sich vorüberziehen lassen, bevor er sich wieder einreihen konnte.

Michi Herrmann machte sich diesen Umstand zu nutze und zog auf die zweite Position vor Lukas Höllbacher und Nico Joannidis, der sich zu dem Zeitpunkt noch auf der vierten Position hielt. Wenig später ging ihm aufgrund technischer Probleme allerdings die Puste aus, und er musste nach kurzem Widerstand zunächst André Plogmann, dann Steffen Schmid ziehen lassen und wurde im restlichen Verlauf des Rennens noch weitere drei Plätze nach hinten durchgereicht.

Markus Class gewann den ersten Lauf überlegen vor Michi Herrmann und Newcomer Lukas Höllbacher, der darüber mehr als glücklich war: „Mit dem freien Training war ich noch nicht so ganz zufrieden, aber beim Zeittraining hat alles prima geklappt. Startplatz sieben in der zweiten Startreihe war eine gute Ausgangsposition für die Rennen. Beim Start bin ich dann nicht ganz so gut weggekommen, aber in der ersten Kurve war ich innen und konnte so wieder etwas gutmachen. Im Verlauf des Rennens gelang es mir, auf die dritte Position vorzufahren und mich bis zum Schluss dort zu halten. Zum Ende des Rennens war ich allerdings so fertig, dass es für weitere Angriffsversuche nicht mehr reichte und es mir dann wichtiger war, den dritten Platz sicher nach Hause zu fahren.“

Michi Herrmann war mit seinem ersten Podium in der S1 nach außen hin auch ganz zufrieden, hätte sich für seinen zweiten Platz allerdings andere Umstände gewünscht: „Großenhain ist nicht unbedingt meine Strecke, und der zweite Platz ist mehr, als ich mir von der sechsten Startposition aus erhofft hätte. Der Sturz von Jürgen und Markus ( Volz ) war ein Glücksfall für mich, und ich wäre glücklicher, wenn ich den zweiten Platz selber eingefahren hätte. Es war nicht daran zu denken, an Markus ( Class ) heranzufahren, dafür ist meine und unsere Performance im Moment noch nicht gut genug aufeinander abgestimmt, aber es ist ein Anfang, auf den wir aufbauen können.“

Auch im zweiten Rennen ging Markus Class gleich nach dem Start in Führung, Markus Volz, Pavel Kejmar und Jürgen Künzel reihten sich dahinter ein. Michi Herrmann gab gleich nach dem Start Vollgas und klebte schon in der dritten Runde an Künzels Hinterrad. Vor ihm versuchte Kejmar, sich im Off Road an Volz vorbeizumogeln, ging dabei wohl etwas zu schwungvoll vor, weswegen es beide weit nach außen trieb, Künzel die entstandene Lücke zum vorbeihuschen nutzte und sich damit auf die 2. Position brachte.
Volz tat kurz entschlossen das in der Situation sich anbietende, wenngleich fragwürdige, verließ im Eifer des Gefechtes kurz die Strecke und setzte sich vor Künzel erneut auf Position 2. Künzel fand sich auf diese Weise unversehens wieder den Attacken von Pavel Kejmar ausgesetzt, der kurze Zeit später dann auch an ihm vorbeizog. Wenig später ereilte Markus Volz das gleiche Schicksal und Kejmar machte sich nun mit Riesenschritten an die Verfolgung von Markus Class. Dieser hatte bis dahin von den Rangeleien hinter ihm profitiert, und den von ihm zu Beginn des Rennens eingefahrenen Vorsprung stressfrei halten können. Nachdem sich Kejmar an seine Fersen geheftet hatte, legte er nochmal einen Zahn zu, um Kejmar auf jeden Fall außerhalb der Schlagdistanz zu halten. Class gewann auch den zweiten Lauf vor Kejmar und Volz.

Aufgrund der fragwürdigen Aktion im Off Road, die aber erst nach Rücksprache mit den dortigen Streckenposten erfolgte, wurde Markus Volz nach dem Rennen wegen `Abkürzens´ eine +5 Plätze-Strafe aufgebrummt, die ihn in der Wertung letztlich auf die achte Position zurückwarf. Jürgen Künzel rückte dadurch auf die dritte Position vor und Michi Herrmann darf seinem Punktekonto die Wertung für den vierten Platz zufügen.
Ob beide sich darüber so richtig freuen können, sei mal dahingestellt, aber entscheidend am Ende der Saison ist letztlich die Anzahl der Punkte, und nicht die Frage, wie man an die Punkte gekommen ist.

Definitiv erfreut über inzwischen 3 von vier Laufsiegen war auf jeden Fall Markus Class: „Der Sonntag hätte für mich nicht besser laufen können. Beide Rennen gewonnen, das erste locker, das zweite nicht ganz so locker, aber konstant, und das ist für mich das Wichtigste.“

Alles in allem also wieder ein spannungsgeladenes Rennwochenende in ansprechendem Rahmen, das durch traumhaftes Sommerwetter gekrönt wurde. Einziger Wermutstropfen für viele Fahrer war wohl lediglich die doch recht ansehnliche Anzahl von Negativentscheidungen der Rennleitung. So gab es in den Klassen S1 und S2 während Zeitnahme und Rennen insgesamt 6 Ahndungen wegen Verlassens der Strecke bzw. Überholens unter Gelb, die für die betroffenen mit dem Verlust schnellster Runden bzw. +5Plätze in der Wertung bedeuteten. Allesamt Ahndungen, die selbst bei nicht betroffenen Fahrern zum überwiegenden Teil auf völliges Unverständnis stoßen, weil so etwas nach eigenem Bekunden vieler Fahrer offensichtlich `fast jeder´ mal die Strecke verlässt und auch in Großenhain gemacht hat.

Die im Vergleich zu anderen Renntagen hohe Anzahl von Auffälligkeiten kann demnach also eigentlich nicht darin begründet sein, dass sich an diesem Wochenende tatsächlich 6 Fahrer nicht an die Regeln hielten, während an anderen Renntagen die Regeln von allen beachtet werden.
Vielmehr liegt die Vermutung nah, dass in Großenhain strenger kontrolliert wurde als sonst, dabei aber möglicherweise nicht mit gleichem Augenmerk auf alle Fahrer geschaut wurde oder auch geschaut werden konnte.

Binsenweisheitsmodus an: Regeln sind dazu da, beachtet zu werden und es ist ein alter Hut, dass sich ohne entsprechende Kontrolle und ggfs. Strafen kaum jemand jemals an Regeln halten wird. Binsenweisheitsmodus aus.

Aber: wenn schon strenger kontrolliert wird, dann sollte dies zum einen auf allen Strecken einer Rennserie gleichermaßen passieren, und zum anderen muss auf jeden Fall sichergestellt sein, dass diese Kontrolle möglichst lückenlos die Piste abdeckt, und nicht nur die trifft, die das Pech haben, zufällig erwischt oder zufällig von einem ansonsten damit nicht beauftragten Streckenposten gesehen zu werden.

Ich hoffe, Ihr hattet ein wenig Freude beim lesen über die Supermoto IDM / DM vom 19.05.2012 bis 20.05.2012 auf dem Flugplatz in Großenhain und freut Euch auch über das kommende Supermoto Festival in St. Wendel am 02.06.2012 und 03.06.2012.

 

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