Der vierte von sieben Renntagen der Supermoto IDM 2012 fand am Wochenende 30.06./01.07. auf dem Flugplatz in Stendal statt, und stand für das Team der Michelin Reifenwerke unter keinem sehr günstigen Stern.

Dabei hatte am Samstag eigentlich alles ganz positiv begonnen.
Jochen Jasinski, der bisher die Tabelle in der Klasse über 450m³, der S2, mit einer lupenreinen Siegesserie anführt, war zwar nach einem schweren Sturz bei bei den Belgium Supermoto Masters in der Woche zuvor noch leicht angeschlagen, aber dennoch am Samstag morgen bester Laune und optimistisch, was seine zu erwartende Performance auf der Piste anbelangte.
Obwohl für das komplette Wochenende starker Regen und Gewitter vorhergesagt waren, taten sommerliche Temperaturen und ein laues Lüftchen ein Übriges, versprachen eine angenehme Rennatmosphäre und -anders als bei der Schlammschlacht in St. Wendel- gute Streckenverhältnisse.
Während die Trainings noch routiniert absolviert wurden, fiel bei der Qualifikation in der nationalen Cupklasse C2 ein erster Wermutstropfen in den bis dahin vorherrschenden Sommer-Sonne-Gutelaune-Cocktail: Michelin Pilot und Tabellenzweiter Markus Rutz musste in der Zeitnahme wegen eines gebrochenen Auspuffkrümmers vorzeitig aufgeben, konnte dabei aber von Glück sagen, dass ihm schon relativ zu Beginn der Quali eine Rundenzeit gelungen war, die ihm schlussendlich die dritte Startposition bescherte, die er im ersten Lauf am Samstag nachmittag in den vierten Platz umsetzen konnte.
Der zweite Wermutstropfen: Jochen Jasinski rutschte während der Qualifikation der S2 aus der langen Rechtskurve, landete dabei schmerzhaft ausgerechnet auf der lädierten rechten Schulter, konnte sich aber wieder aufrappeln, und sicherte sich mit einigen Löchern mehr in der Lederkombi trotzdem die Pole Position.
Jürgen Künzel hingegen, der zu Beginn der Trainings ein eher weniger gutes Gefühl gehabt hatte, steigerte sich im Lauf des Nachmittags und fuhr in der Qualifikation der S1 in den letzten Runden den dritten Startplatz ein.
Im Verlauf der letzten Zeitnahmen hatte sich der Himmel zusehends zugezogen und der stärker werdende Wind ließ schon ahnen, das die versprochene Gewitterfront sich langsam aber sicher in Richtung Stendal aufgemacht hatte. Noch vor Mitternacht krachte es denn auch gehörig, und was im ca. 20 km entfernten Tangermünde „nur“ wie ein knapp halbstündiges Sommergewitter mit Hagel und anschließendem starken Regen aussah, entpuppte sich in einer schmalen Schneise zur Rennstrecke als ausgewachsenes Unwetter mit Sturmböen und sintflutartigem Regen, welches das halbe Fahrerlager unsanft aus den Betten warf.
Jene Teams, die das Pech hatten, in der ersten Reihe des Fahrerlagers direkt entlang der Rennstrecke ihre Zelte aufgeschlagen zu haben -zu diesen gehörte auch das Team der Michelin Reifenwerke- versuchten im knöcheltiefen Wasser verzweifelt und teilweise vergeblich, Markisen, Pavillons und sonstiges Equipment davon abzuhalten, durch gewaltige Stumböen davon geweht zu werden und unterwegs weiteren Schaden anzurichten. Ein völlig übernächtigter Markus Haas beschrieb die Ereignisse am Sonntagmorgen so: „Die Nacht war `etwas´ stressig. Gegen 3 Uhr heute Nacht gab es ein Unwetter. Wir sind dann gleich raus und haben über eine Stunde lang versucht, die Zelte zu halten, und alles, was es sonst noch zu halten gab. Das Problem war, dass wir dafür einfach nicht genügend Hände hatten. Uns hat es sämtliche Zelte abgebaut und wir haben einen Riesenschaden an den Vorzelten. Im halben Fahrerlager sind auf der Vorderseite die Zelte kaputt, die Teams hinter dem Wall waren zum Glück geschützter. Besonders hart hat es unseren Fahrer Sebastian Diss getroffen: sein Wohnwagen erlitt erhebliche Schäden.“
Tatsächlich bot das Fahrerlager am Sonntagmorgen einen ungewohnt farblosen Eindruck, weil die bunten Zelte und Unterstände der Teams samt ihrem verbogenen Gestänge und zerfetzten Planen unbrauchbar irgendwo im Hintergrund deponiert worden waren.
Unbrauchbar war zunächst auch der Off Road Bereich, der deshalb für die Warm ups und die ersten Rennen des Tages gesperrt wurde, und erst zu den Rennen der beiden Königsklassen nach Mittag instandgesetzt war.
Im ersten Rennen für das Supermoto Team Michelin Reifenwerke des Tages, dem zweiten Lauf der C2, setzte sich die Pechsträhne von Michelin Pilot Markus Rutz fort. Bei einem spektakulären Sturz verletzte er sich am linken Handgelenk, musste sich von den Streckensanitätern begutachten lassen und konnte das Rennen nicht fortsetzen. Wie sich inzwischen herausstellte, hat er sich beim Sturz einen Bruch des Kahnbeines zugezogen und musste sich daher in chirurgische Obhutbegeben.. Die OP, bei dem ihm eine stablilisierende Schraube eingesetzt wurde, verlief derart positiv, dass Markus bereits wieder auf das nächste Rennen schielt.
Jochen Jasinski absolvierte trotz belgischer Nachwehen und Sturzes in der Quali beide Läufe mit gewohnter Routine, und setzte mit souveränen Siegen in beiden Läufen seine Serie fort.
Für Jürgen Künzel sollte sich sein `nicht ganz so gutes Gefühl´ vom Samstag bestätigen. Im ersten Lauf hielt er sich zunächst auf der vierten Position, ging aber bereits in der zweiten Runde nach einem Überholversuch durch den Fünftplatzierten zu Boden, und nahm das Rennen als Zehnter wieder auf. Die darauf folgende Aufholjagd brachte ihn erneut auf die sechste Position, allerdings musste er kurz vor Ende des Rennens erneut zu Boden, kam dabei mit dem rechten Fuß unter das Hinterrad, und konnte nicht wieder aufstehen. Das Rennen wurde abgebrochen und mit den Platzierungen der Vorrunde gewertet, was für Jürgen den sechsten Platz bedeutete.
Die Einführungsrunden des zweiten Rennens ließen sich dank des medizinischen Fortschritts und der Errungenschaften der Pharma-Industrie wider Erwarten gut bewältigen, so dass JK sich nicht nur die Teilnahme am Rennen zutraute, sondern kurzerhand in der vierten Runde sogar die Führung übernahm. Kurz danach wurde der Lauf wegen eines Sturzgeschehens ebenfalls abgebrochen, und etwa eine Stunde später neu gestartet. Auch hier gelang Jürgen Künzel ein exzellenter Start, der ihm wiederum ab der vierten Runde die Führung bescherte. Ein Schaltfehler hatte im letzten Drittel des Rennens jedoch einen weiteren Sturz zur Folge. Trotzdem konnte Jürgen Künzel sich immerhin den fünften Platz und damit weiterhin die Chancen auf den Meistertitel in der Klasse sichern.
„Es war natürlich ein bisschen schade, dass ich im zweiten Lauf nochmal gestürzt bin, aber ich bin trotzdem sehr froh über die Punkte, die ich trotz allem noch geholt habe. Nach dem ersten Lauf habe ich gedacht, es geht überhaupt nicht, und deshalb freue ich mich natürlich über jeden Punkt.“
Inzwischen steht fest, dass der Fuß in allen Farben des Regenbogens schillert und erheblich angeschwollen, aber wenigstens nicht gebrochen ist. Inwieweit die Bänder in Mitleidenschaft gezogen worden sind, bleibt noch abzuwarten.
Unterm Strich also trotz recht zufriedenstellender Punkteausbeute eine eher durchwachsene Bilanz für die Piloten des Michelin Reifenteams.
In der anstehenden Sommerpause können sich die Fahrer des Supermoto Teams Michelin Reifenwerke nun Zeit nehmen, ihre Blessuren auszukurieren, ein wenig zu relaxen und sich auf die letzten drei Renntage dieser Saison vorzubereiten.
Anfang August geht es dann in Riesa weiter, und es steht zu hoffen, dass die Michelin-Fahrer bis dahin wieder fit sind und mit gewohntem Kampfgeist in den Endspurt um die Meisterschaft stürzen können.
 
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike