Die Intermoto Anfang März ist fast schon traditionell der Startschuss für die Supermoto-Saison in Deutschland.

So trafen sich auch in 2012 wieder zahlreiche Zweiradfans auf dem Messegelände in Saarbrücken, um im reichhaltigen Angebot der Aussteller zu stöbern, neues, altbekanntes und teilweise historisches rund ums Motorrad zu bestaunen und -für viele der alljährliche Höhepunkt der Intermoto- sich beim Kräftemessen der Supermotopiloten auf dem Außengelände reichlich Appetit auf die kommende Saison zu holen.

Sie wurden nicht enttäuscht. Neben den Teilnehmer der Amateure-Süd und des Ü40-Cups, die in Saarbrücken bereits ihre ersten Wertungsrennen bestritten, hatten es sich auch in diesem Jahr wieder einige hochkarätige Fahrer der Supermoto IDM nicht nehmen lassen, kurz vor Saisonbeginn völlig ohne Wertungsdruck und einfach mal nur `zum Spaß´ auszutesten, wo sie stehen, und was man in dieser Saison von ihnen erwarten kann.
Dabei waren natürlich die beiden Saarländer Dirk Spaniol, Vizemeister der S2 und in Saarbrücken mit Bart und ausklingender Erkältung am Start, und Markus Volz, Vizemeister in der S1, die eigentlich schon zur Serienausstattung der Intermoto gehören, und die auf heimischem Boden ganz zweifellos die Sympathie der Zuschauer auf ihrer Seite hatten und dies auch sichtlich genossen.
Mit Nico Joannidis, dem amtierenden Deutschen Meister in der Klasse S2, war ein weiteres Juwel der deutschen Supermoto-Szene am Start. Nico war vor vier Jahren schon einmal in Saarbrücken dabei, und hatte gemeinsam mit seinem Teamchef erst in der Woche zuvor spontan entschieden, in Saarbrücken mal ein `bissle versuchen´, zu fahren. „Ich bin seit dem letzten Jahr in Stendal kein Supermoto mehr gefahren“ gibt Nico zu. „Während der Winterpause bin ich nur Motocross gefahren. Wir haben den Hubraum reduziert – ich fahre dieses Jahr in der S 1, haben von Öhlins ein neues Fahrwerk, und da wollen wir einfach mal sehen, wie es läuft“
Ebenfalls nicht zum ersten Mal dabei war Jan Deitenbach, der in der Supermoto IDM bis vor kurzem noch in Spaniols DSR Suzuki Team in der Klasse S2 am Start war, und sein Können ab dieser Saison mit eigenem Team unter Beweis stellen möchte.
Seine Intermoto-Premiere feierte Steffen Schmid, der die letzte Saison in der S 1 als Rookie des Jahres beendete, und in diesem Jahr gleichfalls in der S1 fahren wird, und sich dort gute Chancen ausrechnet. Steffen trat in Saarbrücken mit einem nur leicht modifizierten Serienmotor an: „Das Aggregat ist absolut Serie, wir haben nur etwas am Ansaugtrakt „gearbeitet“ und einen anderen Auspuff montiert. Unseren Rennmotor wollen wir noch ein bisschen schonen, wird aber rechtzeitig zum ersten Rennen in Harsewinkel einsatzbereit sein. Mehr will ich dazu im Moment noch nicht sagen.“
Ein erlesenes 3er S1 Fahrerfeld also, das bei den diesjährigen Läufen der Supermoto IDM in direkter Konkurrenz miteinander stehen wird, und die Gelegenheit in Saarbrücken nutzte, sich, bei allem Spaß an der Sache, eingehend zu beschnuppern. Komplettiert wurde die S1 Riege durch die „Bike Biker“ der S2, Dirk Spaniol und Jan Deitenbach.
Während Volz sämtliche Trainingsläufe unangefochten an der Spitze dominierte, ging es dahinter durchaus wechselhaft zu. In der Quali sicherte sich Joannidis die zweite Startposition, Steffen Schmid konnte die dritte für sich beanspruchen, vor Deitenbach und Spaniol.
Im ersten Rennen konnte Volz seine Pole gekonnt umsetzen, und gewann schnell einen souveränen Vorsprung vor dem restlichen Fahrerfeld, angeführt von Dirk Spaniol. Dahinter reihten sich Schmid, Deitenbach und Joannidis ein, wobei letzterer sich auf der 5. Position ganz offensichtlich nicht einzurichten gedachte. Erste Angriffsversuche im ersten Drittel des Rennens auf Deitenbach hatten schnell den gewünschten Erfolg, während Schmid sich als etwas härtere Nuss erwies, und zwischenzeitlich sogar leichten Druck auf Spaniol ausüben konnte. Joannidis ging in der Spitzkehre zum Off-Road beim In-Fight mit Steffen kurz zu Boden, holte aber schnell wieder auf und setzte seinen Druck auf Schmid fort. Als es schließlich ans Überrunden ging, musste Steffen sich allerdings der Cleverness und dem etwas höheren Speed sowie der größeren Erfahrung des amtierenden Deutschen S 2 Meisters geschlagen geben, und ihm die dritte Position überlassen, nachdem auch er, an gleicher Stelle und Situation wie Nico zuvor, kurz Bekanntschaft mit dem Bodenbelag gemacht hatte. Volz ging als überlegener Sieger vor Spaniol und Joannidis durchs Ziel. Schmid belegte den 4. Platz vor Deitenbach.
Dirk Spaniol, der in Saarbrücken mit neuer `Frisur´ und den Überresten einer Grippe antrat, konnte in der Quali nur den 5. Platz für sich gewinnen, und war mit seinem Ergebnis im Rennen deshalb völlig zufrieden: „Nach dem nicht so guten Ergebnis in der Quali hatte ich nicht erwartet, dass noch ein zweiter Platz für mich herausspringt. Nachdem Markus Volz beim Start vor mir stand, dachte ich mir, dass ich mir eigentlich für den Start überhaupt keine Gedanken machen müsste, weil Markus vor mir schön wegziehen würde. Hat auch gut funktioniert, ich hätte ihn sogar fast noch überholt, den Start aus der zweiten Reihe zu gewinnen wäre ja auch was gewesen, das hat aber dann doch nicht geklappt. Während des Rennens hat der Schmid dann noch ein bisschen gedrückt, aber die Fahrer hinter mir haben sich zum Schluss gegenseitig etwas behindert, sodass ich relativ unbehelligt davonziehen konnte. Wir haben über den Winter natürlich am Motorrad einiges verändert, u. a. sind die Fahrwerkskomponenten eigentlich komplett neu, und das hat sich im Vergleich zum Vorjahr hier schon in schnelleren Zeiten niedergeschlagen. Ich habe viel Motocross trainiert, weil der Off-Road ja immer so ein bisschen mein Manko war. Auf dem Asphalt läuft es ja eigentlich ganz gut, deshalb ist es in diesem Jahr mein Ziel, im Off-Road schneller zu werden, und ich bin optimistisch, dass mir das auch gelingt. Leicht verschmitzt: Mein Ziel für die Saison 2012? Ich bin bescheiden, ´einen Platz besser als im letzten Jahr würde mich schon zufrieden stellen´“.
Turbulenter ging es beim zweiten Rennen des Tages in der offenen Klasse zu: Markus Volz, offensichtlich von seinem sourveränen Erfolg im ersten Rennen beflügelt, legte einen klassischen Frühstart auf den Asphalt, und musste deshalb die Führung bei der folgenden Stop-and-Go-Strafe an Dirk Spaniol abgeben, der bis dahin nach einem guten Start an zweiter Position vor Jan Deitenbach gefolgt war. Dahinter pilotierten Nico Joannidis, Yves Lindegger und Steffen Schmid, denen sich Volz nach Abbüßung seiner Strafe an die Fersen geheftet hatte. Zwischenzeitlich hatte Deitenbach die Führung übernommen, Joannidis die Gelegenheit genutzt, sich ebenfalls an Spaniol vorbeizuschieben und in einem Aufwasch Deitenbach um die Führung zu bringen. Kurz darauf stürzte Spaniol, bekam sein Moped nicht schnell genug wieder in die Gänge und musste damit seine Hoffnungen auf einen Sieg begraben. Währenddessen hatte sich Deitenbach wieder an die Spitze vor Joannidis gesetzt, dem Steffen Schmid sogleich im Nacken saß, der sich aber gleichzeitig gegen die Angriffsversuche von Markus Volz zur Wehr setzen und dementsprechend seinen Weg nach vorne nicht mit genügend Enthusiasmus verfolgen konnte. In den folgenden Runden wechselten die Positionen so häufig, dass selbst aufmerksame Beobachter leicht den Überblick verloren, und auch die beteiligten Fahrer schienen kurzfristig aus den Augen verloren zu haben, dass es an der Spitze mit Jan Deitenbach einen Fahrer gab, der sich an ihrem Gerangel nicht beteiligte. Erst relativ gegen Ende des Rennens eilte Steffen Schmid mit Markus Volz im Schlepptau hinter Jan an der Spitze her, konnte ihn aber nicht mehr erreichen. Markus Volz gelang es mit einem furiosen Endspurt in der Zielkurve noch, sich unter dem Jubel des Publikums an Schmid vorbei auf die zweite Position zu schieben. Nico Joannidis wurde Vierter, Dirk Spaniol belegte nach einer beeindruckenden Aufholjagd den fünften Platz.
Jan Deitenbach, der gleich beim ersten Renngeschehen mit neuem Team einen Sieg einfahren konnte, zeigte sich mit dem Ergebnis vorsichtig zufrieden: „Die wichtigste Änderung für mich ist in dieser Saison natürlich die Trennung vom DSR Suzuki Team und der Neuanfang mit dem Johannes-Bikes Suzuki,Weimar. Mit Dirk habe ich 8 Jahre verbringen dürfen, für die ich ihm sehr dankbar bin; aber es ist nun an der Zeit, meine eigenen Wege in DM und EM zu gehen. Mit dem Zeittraining war ich ganz zufrieden, mit dem ersten Rennen noch nicht. Wir haben noch ein paar Probleme mit der Bremse und das war heute für mich das erste Mal Supermotofahren in diesem Jahr. Aber der Speed ist da, und jetzt versuchen wir, uns langsam zu steigern und zu sehen, was uns die Saison bringt. Wir werden für mich ein Motorrad aufbauen, das sehr nah an einer 450er ist. Man sieht ja in der S1, dass die Fahrer mit dem 450ern immer schneller sind. Mir liegen Motorräder, die sehr viel Kraft auf die Strecke bringen, eher weniger, und deshalb haben wir versucht, den Hubraum sehr zu dosieren.“
Rundum zufrieden mit seinem Motorrad war Nico Joannidis nach dem ersten Testlauf unter Rennbedingungen: „Das Motorrad ist super, obwohl wir noch gar nicht wirklich daran gearbeitet haben. Der Hubraum wurde reduziert, das Fahrwerk wurde eingebaut, lediglich ein paar Klicks verstellt, und das war´s auch schon. Wir waren bisher noch nicht einmal testen, aber es funktioniert schon richtig gut. Im ersten Rennen gab´s einen spannenden Zweikampf mit Steffen Schmid, bei dem ich durch den Sturz im Off-Road kurz den Anschluss verlor. Als ich dann in der vorletzten Runde wieder an ihm dran war, bin ich im Off-Road innen vorbei.
Es war ein cooles Rennen, hat Spaß gemacht. Ich weiß, dass ich von der Kondition her topfit bin, das Motorrad ist super, und jetzt müssen wir eben sehen, wie´s in der Saison läuft.“
Markus Volz hatte am Morgen noch ein wenig bei der Reifenwahl gepokert, und sich dann vorne für einen etwas älteren Regenreifen entschieden: „Ich dachte eigentlich, dass ich gegen Ende des Rennens etwas den Druck würde herausnehmen müssen, aber der Reifen hat wirklich gut gehalten, so dass ich ein sehr schönes Rennen fahren konnte. Für diese Saison habe ich mit mvd einen neuen Sponsor für mein Outfit, in dem ich mich sehr wohl fühle, und das auch optisch sehr gut ankommt. Vom Motorrad her gibt es im Vergleich zur letzten Saison keine gravierenden Änderungen. Hinten haben wir neue Stoßdämpfer, die wir derzeit noch testen. Bisher bin ich damit auch ganz zufrieden, es wird sich aber noch zeigen müssen, wie es sich weiter entwickelt. Die S1 wird in diesem Jahr ja durch neue Fahrer ergänzt, die sich bisher sehr vielversprechend gezeigt haben. Es wird an jedem Rennwochenende für 5 oder 6 Fahrer ein erster Platz möglich sein, es könnte für die gleichen Fahrer aber auch nur ein fünfter oder sechster Platz werden. Bei jedem Renntag könnte somit alles durcheinander gewürfelt werden, und man muss einfach sehen, wie es unterm Strich dann aussieht. Die S1 wird auf jeden Fall sehr sehr spannend werden.“
Einer der Fahrer, den man in der S1 auf jeden Fall mit auf der Rechnung haben sollte, ist Steffen Schmid. Der erst 19-jährige Baden-Württemberger überzeugte in der letzten Saison bereits mit guten Ergebnissen in der S1 und avancierte in dieser Klasse zum Aufsteiger des Jahres. Dies nicht von ungefähr. Steffen ist eigentlich ein Prototyp eines ehrgeizigen Sportlers. Er verfolgt sein Trainingsprogramm konsequent sowie konzentriert und zeigt die gleiche Disziplin auch an Rennwochenenden.
In Saarbrücken konnte man erkennen, dass er vom Speed her durchaus mit dem vorderen Fahrerfeld der S1 mithalten kann, und dass, obwohl er den Rennmotor für die Intermoto noch zu Hause gelassen hatte. Seine Erwartungen für Saarbrücken wurden auf jeden Fall erfüllt: „Für mich lief es an diesem Wochenende gut. Mein Ziel war es, wenigstens in einem Rennen aufs Podest zu fahren, und insofern bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Die Konkurrenz in der S1 ist nicht zu unterschätzen, das konnte ich ja beim Zweikampf mit Nico Joannidis sehen. Zu guter Letzt war er einfach schneller als ich, und vielleicht auch etwas routinierter. Aber alles lief sehr fair ab, und es hat richtig Spaß gemacht. Ich werde auf jeden Fall bis zum ersten Rennen weiter trainieren, das Motorrad wird noch etwas optimiert und dann muss man einfach abwarten, wie es dann für uns läuft. Mein Ziel für das Ende der Saison ist auf jeden Fall ein Platz unter den ersten Fünf.“
Alles in allem kann die Intermoto Saarbrücken also auch in diesem Jahr wieder als gelungener Auftakt der Supermoto-Saison betrachtet werden. Bis es dann Ende April in Harsewinkel ernst wird, wird in den Teams weiter trainiert, optimiert und ausprobiert werden, damit zum ersten Renntag der Supermoto IDM Fahrer und Material in Bestform sind.
Insofern kann man das Ausscheiden Mauno Hermunens aus der IDM sicher mit einem weinenden und einem lachenden Auge betrachten. Einerseits ist Mauno ganz sicher ein Ausnahmetalent und war nicht nur aufgrund seines fahrerischen Könnens eine Klasse für sich und eine Bereicherung für die S1. Auf der anderen Seite bietet sein Weggang aber gleich mehreren Piloten eine echte Chance auf den Meistertitel und damit eine Garantie auf eine spannende Rennsaison.
In dem Sinne: Lasset die Spiele beginnen!
Ich hoffe Ihr hatte ein wenig Freude beim lesen über den Supermoto IDM Auftakt 2012 auf der Intermoto in Saarbrücken und freut Euch auch auf das erste Supermoto Rennwochenende am 28. und 29.04.2012 in Harsewinkel.
 
 
 
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