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„Slicks oder Regenreifen“ das ist die Frage

In die zweite Runde ging die Supermoto IDM am Wochenende 18./19.05. auf dem Flugplatz im sächsischen Großenhain.
Die Großenhainer sind ein motorsportbegeistertes Völkchen, das bei den Rennen der Supermoto IDM stets für gefüllte Zuschauerränge sorgt, sofern das Wetter einigermaßen mitspielt. Leider zählten die Renntage auf dem geschichtsträchtigen Flugplatz in Großenhain in den letzten Jahren nicht zu Petrus´  Lieblingsevents, so dass die Veranstaltungen in Großenhain einem großen Teil der Teilnehmer auch wegen ungastlicher bis hin zu unzumutbaren Wetterverhältnissen in Erinnerung geblieben ist. In 2010 sorgte ein Tornado Anfang Mai dafür, dass im Vorfeld gleich die ganze Veranstaltung abgesagt werden musste, nur wenige Monate später fiel das komplette Finale 2010 wegen sintflutartigen Dauerregens buchstäblich ins Wasser, und auch in den Jahren darauf war Regen ein häufiger Gast auf der Strecke.

Auch für den diesjährigen Renntag in Großenhain hatten die Wetterfrösche nichts Gutes prognostiziert, allerdings kam es zum Glück dann nicht ganz so schlimm, wie vorhergesagt. Trotzdem verbrachte die Supermotogemeinde den zweiten Renntag des Jahres zum großen Teil frierend unter einer dichten Wolkendecke, die sich nur dann und wann öffnete,  um der versammelten Supermotoelite am Boden in Erinnerung zu rufen, wozu Regenreifen erfunden wurden, und dass Entscheidungen dazu da sind, getroffen zu werden, selbst wenn sie sich im Nachhinein als falsch erweisen können. Und davon konnte am Ende dieses Wochenendes auch das normalerweise für alle, selbst widrigste, Umstände gerüstete Team der Michelin Reifenwerke ein Lied singen.
Von eindeutigen, und zwar eindeutig trockenen, Streckenverhältnissen profitierte Laura Höllbacher beim ersten Rennen der S3 am Samstag Nachmittag. Nachdem sie beim Zeittraining den zweiten Startplatz für sich herausgefahren hatte, konnte sie beim ersten Rennen den dritten Platz nach Hause bringen. Bei aller Freude über diesen Erfolg blieb sie nach dem Rennen jedoch mit einem skeptischen Blick gen Himmel realistisch: „Das Rennen war richtig geil, bis auf den Start natürlich wieder mal. Der Off Road liegt mir jetzt nicht so, aber ansonsten ist das hier eine schnelle Strecke, und ich bin mit dem dritten Platz sehr zufrieden. Morgen wird es wahrscheinlich regnen, und da muss ich einfach mal abwarten, wie es wird. Ich versuche zwar bei jedem Rennen, immer mein Bestes zu geben, aber andererseits fahre ich bei Regen lieber ein bisschen langsamer, als dass es mich hinschmeißt, und ich dann an was weis ich welcher Position lande.“ Das zweite Rennen am Sonntag fand dann tatsächlich auf nasser Strecke und glitschigem Off Road statt, so dass es für einen zweiten Podiumsplatz für Laura leider nicht reichte.
Das gemeinsame Zeittraining der Klassen S1 und S2 verlief für die von den Michelin Reifenwerken unterstützten Fahrer erneut erfolgreich: mit Lukas Höllbacher, Manuel Hagleitner und Markus Volz werden drei der vier Fahrer in der ersten Startreihe der S1, von  den Michelin Reifenwerke unterstützt. In der S2 verpasste Markus Class die Pole S2 knapp, legte auf seinem Zweitakter jedoch in der Gesamtbetrachtung beider internationaler Klassen die drittschnellste Runde auf den Asphalt: „Die Strecke hier in Großenhain liegt mir eigentlich. Dass es im Zeittraining nicht ganz funktioniert hat, lag allerdings definitiv nicht am Equipment. Zwischenzeitlich bin ich zwar mal Bestzeit gefahren, aber irgendwie habe ich meinen Flow nicht so richtig gefunden. Es hat einfach nicht richtig gepasst, aber sowas passiert eben auch mal. Mit den Zeiten bin ich aber dennoch ganz zufrieden, und ich denke, dass es bei den Rennen morgen wieder besser funktioniert.“
Wie bereits am ersten Renntag in Harsewinkel fuhren beide Klassen die jeweils ersten Rennen getrennt, der zweite Lauf wurde gemeinsam gefahren, jedoch getrennt gewertet.
Nach relativ trockener Fahrbahn am Samstag waren Wetter- und Streckenverhältnisse am Sonntag nahezu unberechenbar. Beim Start des ersten Laufs S2 war die Fahrbahn größtenteils nass, der Off Road aufgeweicht und glitschig. Nachdem es nicht mehr regnete, versprach die Strecke, im Verlauf des Rennens teilweise abzutrocknen, so dass die Wahl der richtigen Reifen für die Teams keine leichte Entscheidung war. Markus Class hatte beim Start zusätzlich Pech und kam beim Start deutlich ins schlingern: „Ich stand mit dem Motorrad auf einem Flecken Matsch und kam nicht so recht von der Stelle. Da nützen die besten Reifen nichts.“ Class ging deshalb als dritter Fahrer in die erste Kurve, machte sich sogleich an die Verfolgung seiner Vordermänner und ging schlussendlich als Sieger des ersten Laufs der S2 durchs Ziel. Dirk Spaniol, dem von seiner 13. Startposition ein Traumstart gelungen war, verbesserte damit seine Position auf einen Schlag um 8 Plätze, reihte sich zunächst als fünfter ein, und sah letztlich als siebter Fahrer die schwarz-weiße Flagge. „Also mein Regenfahrwerk ist schon mal super; dabei haben wir auf jeden Fall richtig gute Arbeit geleistet, obwohl wir es eigentlich auf trockene Strecke abgestimmt haben“ grinste er. „Und die Michelins sind für die Streckenverhältnisse auch optimal. Von mir aus kann es ruhig die ganze Zeit regnen. Solange es nicht wie aus Eimern schüttet, ist mir das völlig egal.“
Beim ersten Lauf der S1 waren die Streckenverhältnisse nicht besser geworden. Aufgrund der nassen Fahrbahn und extrem schmierigem Off Road gab es außerhalb der Ideallinie kaum einen Halt für die
Reifen, mit der Folge, dass jedes Überholmanöver zu einem völlig unkalkulierbaren Risiko wurde. Die einzigen Positionsänderungen gab es deshalb unmittelbar nach dem Start, nach dem Markus Volz als Dritter vor Lukas Höllbacher in die erste Kurve ging. André Plogmann hatte nach einem guten Start, der ihn in aussichtsreicher Position brachte, gleich in der ersten Runden Pech, machte vor dem Off Road Bekanntschaft mit dem Untergrund, holte zunächst wieder auf und bremste sich danach an gleicher Stelle selbst aus.
Im Quartett an der Spitze des Fahrerfeldes siegte angesichts der Umstände Vernunft vor Ehrgeiz, und man ging in der Reihenfolge durchs Ziel, in der man sich in der ersten Runde eingerichtet hatte. Markus Volz wurde Dritter vor Lukas Höllbacher. 
„Ich hatte mir für das erste Rennen Podium zum Ziel gesetzt, und der Plan ist aufgegangen. Das Rennen gefiel mir eigentlich sehr gut, obwohl ich beim Start leichte Probleme hatte, wegzufahren. Ich hatte hinten zwar einen Regenreifen montiert, war aber trotzdem nicht ganz so schnell weg, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Die Strecke war an einigen Stellen abgetrocknet, so dass Slicks dort wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen wären. Allerdings war der trockene Streifen sehr schmal, so dass man mit Slicks keine Chance mehr gehabt hätte, sobald man die trockenen Bereiche verlassen hat. Ich bin mit meinem dritten Platz vollauf zufrieden, und werde für das zweite Rennen auf jeden Fall das Wetter im Auge behalten.“
Das letzte Rennen des Tages, der gemeinsame zweite Lauf von S2 und S1, sorgte dann zum Abschluß des Rennwochenendes für Spannung pur. Markus Class ging nach einem guten Start zunächst auf der zweiten Position in die ersten Runden, Lukas Höllbacher folgte auf Position 4, gefolgt von André Plogmann und Markus Volz.
Nachdem Markus Class gestürzt war und das Feld von hinten aufrollen musste, gab es an der Spitze des Fahrerfeldes eine Folge von Positionswechseln, im Rahmen derer sich André Plogmann und Markus Volz ein heißes Rennen mit ihren S1-Widersachern lieferten. Lukas Höllbacher sicherte sich die Führung in der S1 und brachte diese auch sicher nach Hause, währenddessen bot Markus Class dem Publikum eine sehenswerte Aufholjagd, die ihn insgesamt auf die 9. Position und damit auf die 3. Position der S2 katapultierte, Markus Volz erreichte mit einem erneuten dritten Platz das zweite Podium des Tages und André Plogmann blieb seiner Linie „ein schlechtes, ein gutes“ treu, und nahm nach dem Desaster des ersten Rennens den vierten Platz in der S1 mit nach Hause. „Das erste Rennen war mal wieder nichts. Ich bin den Table viel zu optimistisch angegangen und dachte schon beim Anfahren „ oh oh, wenn du da mal nicht zu schnell bist. Ja. War ich dann auch. Im zweiten Rennen hat´s dafür umso besser funktioniert. Podium wäre zwar schön gewesen, aber über den vierten Platz freue ich mich auch.“
Der Sieg im zweiten Rennen machte für Lukas Höllbacher den „Patzer“ aus dem ersten Rennen wett: „Das war wegen des unbeständigen Wetters ein wirklich schwieriges Wochenende. Letztlich kann man nur froh sein, dass es nicht so schlimm geworden ist, wie es vorausgesagt war, insofern bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden. Das erste Rennen war jetzt nicht sooooo toll, aber das war mein Fehler, weil ich mich einfach für die falschen Reifen entschieden habe. Ich hatte hinten geschnittene Slicks, und habe auf der nassen Fahrbahn schlicht den Start verhauen. Im zweiten Rennen hat es dafür gepasst, und ich bin total zufrieden mit dem Motorrad, mit dem großartigen Team, den Reifen und der Unterstützung durch die Michelin Reifenwerke, so dass ich das Wochenende unterm Strich als vollen Erfolg verbuchen kann.“
In die dritte Runde geht die Supermoto IDM schon am Wochenende 31.05/01.06. im schönen St. Wendel.