Fast wie damals, als noch niemand etwas von Corona gehört hatte, aber irgendwie doch anders: am Wochenende 18.06.2022 / 19.06.2022 fand der zweite Renntag in der Internationalen Deutschen Meisterschaft IDM IDSM im Supermoto auf dem spektakulären Straßenparcours des Wendelinusparks im saarländischen St. Wendel statt.

Anders als noch im letzten Jahr gab es -wie bereits in Schaafheim- keinerlei coronabedingte Einschränkungen mehr, dennoch blieb die Zahl der Zuschauer an diesem Wochenende deutlich überschaubar und erreichte bei weitem nicht den Umfang, den man aus früheren Jahren in St. Wendel kennt. Die fast unerträglich heißen Temperaturen von um die 37 Grad mögen dazu zwar beigetragen haben, allerdings haben die Supermotistas der IDM gerade in St. Wendel schon ähnliche und höhere Temperaturen erlebt, ohne dass sich das normalerweise sportbegeisterte St. Wendeler Publikum davon hätte abhalten lassen, in Massen an die Rennstrecke zu strömen. Auch scheint die Akzeptanz der von der -letzlich im öffentlichen Straßenraum stattfindenden- Veranstaltung Supermoto IDM IDSM DM St Wendel 2022unmittelbar betroffenen Anlieger zuletzt abgenommen zu haben: ein großer Teil der Fläche oberhalb der Mauer, auf der traditionell Getränke- und Wurstbuden und damit auch zahlreiche Zuschauer Platz fanden, war in diesem Jahr recht großflächig abgesperrt. Der Dank muss deshalb ausdrücklich der Stadt St. Wendel gelten, durch deren Unterstützung diese großartige Veranstaltung -letztlich der einzig verbliebende Zuschauermagnet der Serie- überhaupt nur möglich ist.

Mit mehr als 20 eingeschriebenen Fahrern -plus einiger Gastfahrer- ist die S1 in diesem Jahr so reichhaltig gefüllt wie selten zuvor, allerdings beschränkt sich die Anzahl derer mit realistischen Chancen auf einen der vorderen Plätze trotzdem auf eine Handvoll. Nichtsdestotrotz sorgt ein gut gefüllter Track dafür, dass neben dem schieren Tempo zum Erfolg am Ende des Rennens auch eine gehörige Portion Erfahrung und Glück gehören. Das beginnt schon im Zeittraining, bei dem es gilt, im Verkehr auf der Strecke ausreichend freie Bahn für eine schnelle Runde zu finden, geht über den Start, bei dem sich in der ersten Kurve eine Masse von Fahrern knubbelt, von denen ein jeder bemüht ist, in einer möglichst guten Position ins Rennen zu gehen, und endet bei den Überrundungen, bei denen die Spitzenfahrer nicht nur ihre eigenen Fähigkeiten, sondern auch die des zu überrundenden Fahrers in ihr Kalkül einbeziehen müssen.

Simon Vilhelmsen konnte in St. Wendel aus persönlichen Gründen nicht dabei sein, aber mit Markus Class und dem in Schaafheim nicht gestarteten Marc-Reiner Schmidt waren in St. Wendel gleich zwei Ausnahmefahrer mit Aussichten auf den Tagessieg am Start. Dass beide konkurrenzlos unterwegs sind zeigte sich ein weiteres Mal in der Qualifikation, bei der Markus Class sich mit hauchdünnem Vorsprung von Marc-Reiner Schmidt, aber "deutlichem" Abstand zu den Mitbewerbern, die Pole Position sicherte. Tim Szalai erreichte die dritte Startposition, vierter im Bunde der ersten Startreihe wurde Peter Banholzer. Die zweite Startreihe wurde von Jan Deitenbach, Nico Joannidis, Peter Mayerbüchler und Gastfahrer Sebastian Bouillon gestellt.

Marc Reiner Schmidt Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 Wer sich nun auf ein direktes Kräftemessen zwischen Class und Schmidt gefreut hatte, wurde leider enttäuscht: Markus Class war in der letzten Runde im Zeittraining so unglücklich gestürzt, dass er sich eine schmerzhafte Verletzung am Handgelenk zuzog. Ungeachtet dessen stieg er zum ersten freien Training am Sonntagmorgen auf sein Motorrad, musste aber auf der Strecke schnell einsehen, dass an einen Start bei den Rennen am Nachmittag nicht zu denken sein würde. Enttäuscht packte er mit einer ziemlich geschwollenen Hand gegen Mittag seine sieben Sachen und fuhr nach Hause.

Der Sieger der beiden Läufe in der S1 war damit so gut wie vorprogrammiert, spannend würde es jedoch bei den darauffolgenden Platzierungen werden.

Den Start des 1. Laufs gewann Marc-Reiner Schmidt erwartungsgemäß mit einem Holeshot, jedoch wurde der Lauf bereits wenige Runden nach dem Start nach einem Sturz von Rasmus Priergaard in der Kurve nach Start/Ziel abgebrochen und neu gestartet.

Auch beim Restart hatte Schmidt die Nase vorn, vor Tim Szalai, Peter Banholzer und Nico Joannidis sowie Jan Deitenbach und Gaststarter Sebastian Bouillon. Banholzer stürzte noch in der ersten Runde und überließ Joannidis damit die dritte Position vor Jan Deitenbach und Sebastian Boullion. Während Schmidt sich mühelos absetzte, entbrannte hinter Tim Szalai auf Position 2 zwischen Nico Joannidis und Jan Deitenbach ein heißer Kampf um den dritten Platz, im Lauf Nico Joannidis vor Jan Deitenbach Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 dessen es Joannidis gelang mal mehr mal weniger Abstand zu Deitenbach herauszufahren. Boullion folgte auf Fünf, kam aber nicht auf Schlagweite an Deitenbach heran und konnte deshalb aus dem Geschehen vor ihm auch keinen Vorteil ziehen. Peter Banholzer, der nach seinem Sturz weit zurückgefallen war, holte während dessen gewaltig auf und kam im letzten Drittel des Rennens wieder bis auf die sechste Position nach vorn, musste sich im weiteren Rennverlauf aber damit zufrieden geben. Marc-Reiner Schmidt gewann den ersten Lauf mit einem gewaltigen Vorsprung von 12,5 Sekunden auf Tim Szalai auf Platz 2. Auf den allerletzten Metern wurde es zwischen Joannidis und Deitenbach nochmal richtig spannend: mit viel Glück konnte Nico Joannidis seinen 3. Platz auf dem Podium gerade noch retten: „Glück gehabt, das hätte auch leicht schief gehen können. Das Zeittraining gestern war aus meiner Sicht mit dem sechsten Platz schon eine Katastrophe; trotzdem bin ich beim Start heute gut weggekommen, und war eigentlich auch relativ ungefährdet auf der dritten Position unterwegs. Probleme gabs erst, als es ans Überrunden ging. Es sind halt sehr viele Leute auf der Strecke Nico Joannidis II Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 unterwegs, da kommst du mal rechts mal links vorbei, musst teilweise auch hinterherfahren weil´s nicht vorbeigeht, so dass sich der Abstand zum Jan verringert hat. In der letzten Kurve vor dem Ziel hatte ich noch einige zu überrundende Fahrer vor mir, und da hast du dann das Problem, dass die Jungens nach der Kurve und kurz vor dem Ziel vom Gas gehen, supergefährlich sowas. Wenn du mit Vollgas aus der Kurve kommst und fährst dann auf, kann das einen Riesenunfall geben, deshalb musste ich zwangsläufig auch vom Gas und konnte auf den letzten Metern nicht so richtig durchziehen, so dass Jan sehr dicht rangekommen ist. Letztlich ist aber für mich alles gut gegangen, und das ist ja die Hauptsache“.

Tim Szalai, der im zweiten Jahr in der S1 fährt, war mit seinem 2. Platz jedenfalls hochzufrieden: „Ich habe im letzten Jahr durch die Teilnahme an der Weltmeisterschaft und besonders durch die Trainingseinheiten in der französischen Nationalmannschaft mit Chareyre sehr viel gelernt, vor allem, mehr mit dem Kopf zu fahren und es mental ruhiger angehen zu lassen. Das hat mir für die IDM sehr viel gebracht. Beim Start jetzt habe ich zugesehen, meine gute Position zu halten, was mir auch sehr gut gelungen ist. Peter Banholzer ist kurz nach dem Start zurückgefallen, danach war Nico Joannidis hinter Tim Szalai Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 mir und ich war mir ziemlich sicher, dass ich schneller bin als er. Trotzdem ist es natürlich immer stressig, wenn jemand relativ dicht hinter dir ist, du achtest besonders drauf, keine Fehler zu machen, und dann machst du sie natürlich erst recht. Mit dem Stress umzugehen, daran muss ich noch arbeiten. Ansonsten bin ich mit dem Ergebnis natürlich sehr zufrieden, und hoffe, dass es im zweiten Lauf ebenso gut funktioniert.“

Auch im zweiten Lauf ging der Start mit einem Holeshot an Marc-Reiner Schmidt, gefolgt von Peter Banholzer und Sebastien Boullion. Tim Szalai, hatte diesmal keinen guten Start erwischt, ging danach auch noch zu schnell in die erste Kurve, musste deshalb teils geradeaus fahren und drängte damit nicht nur Jan Deitenbach ins Bankett.
Hendrik Froehlich Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 Kurzzeitig konnte sich Hendrik Fröhlich hinter Boullion als Vierter platzieren, musste sich aber nach der Spitzkehre den nachdrängenden Joannidis, Mayerbüchler und , Szalai geschlagen geben. Joannidis war kurz darauf auch an Boullion vorbei, während die nachfolgende Riege sich zunächst hinter diesem einreihte.

Erneut setzte sich Schmidt an der Spitze relativ schnell vom Rest des Fahrerfeldes ab, Banholzer blieb diesmal oben und etablierte sich auf Platz 2, Joannidis folgte auf Platz 3 vor Boullion und Szalai, Mayerbüchler fiel auf die siebte Position zurück während Deitenbach nach seinem Ausflug ins Bankett bis auf die vierte Position aufgeholt hatte.

Marc-Reiner Schmidt war derweil schon mit fast 10 Sekunden Vorsprung auf und davon, Peter Banholzer folgte unbehelligt auf Platz 2. Tim Szalai, der sich von seinem schlechten Start offensichtlich nicht entmutigen lassen wollte, ging schließlich zunächst an Boullion und kurze Zeit später an Nico Joannidis vorbei auf die dritte Position. Jan Deitenbach hatte erneut Pech: in der vorletzten Runde rutschte ihm in der Kurve das Vorderrad weg, er ging kurz zu Boden und verlor erneut zwei Plätze, so dass es für ihn schlussendlich der sechste Platz wurde.


Marc-Reiner Schmidt gewann auch den zweiten Lauf des Tages absolut souverän mit mehr als 16 Sekunden Vorsprung vor dem zweitplatzierten Peter Banholzer, der damit zwar durchaus zufrieden war, sich aber vom Gesamtergebnis des Wochenendes etwas mehr erhofft hatte: „Ziemlich durchwachsen alles. Im ersten Rennen hatte ich einen bisschen schlechteren Start, da war Tim vor mir. In der dritten Runde nach dem Off Road in der schnellen Rechtskurve auf Peter Banholzer Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 die Gegengerade gekommen und ziemlich weit gerutscht. Danach musste ich dann erstmal zum Moped rennen und bin als 17. oder so wieder ins Rennen gekommen. Ich konnte zwar noch auf die sechste Position vorfahren, aber ich hatte mir heute Morgen schon ein etwas besseres Ergebnis vorgestellt. Im zweiten Rennen gelang der Start besser, so dass ich direkt auf Platz 2 war, mich danach auch noch ein bisschen frei fahren und die Position halten konnte. War schon okay, ärgerlich nur, dass es im ersten Rennen nicht auch so gut funktioniert hat. Trotzdem macht es in St. Wendel immer richtig Spaß, der Off Road ist super, und die Stimmung ist hier auch immer gut. Von daher bin ich eigentlich ganz zufrieden mit dem Wochenende. War ja erst der zweite Renntag und ich hoffe mal, dass es in Wittgenborn zwei Mal für die ersten Drei reicht, auch wenn das nicht gerade meine Lieblingsstrecke ist. Darf auch gerne ein bisschen kühler sein als dieses Wochenende…“

Dritter wurde Tim Szalai vor Nico Joannidis.


Marc Reiner Schmidt Start Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 Nach dem Ausscheiden von Markus Class war der Doppelsieg für Marc-Reiner Schmidt quasi vorprogrammiert; dennoch zollte er seinem einzigen Konkurrenten in der IDM den ihm zustehenden Respekt: „Der Sieg kommt jetzt nicht ganz unerwartet, aber sehr schade dass Markus sich gestern verletzt hat, er war ja gestern extrem stark unterwegs und ich denke, das wären heute sehr spannende Rennen geworden. Ich wünsche ihm auf jeden Fall schnelle und gute Besserung, damit wir Ende Juli bei Supermoto of Nations in Mettet für das Team Deutschland gemeinsam die Flagge hochheben können. Wir beide sind auf jeden Fall gesetzt, der dritte Fahrer steht noch nicht fest, aber ich denke mal, das wird sich bald entscheiden, und ich glaube, dass wir in diesem Jahr extrem gute Chancen haben.“

Zum Schluss soll ein weiterer Fahrer zu Wort kommen, der zwar nicht aufs Podium, dennoch aber mit bemerkenswertem Erfolg in der S1 unterwegs war. Eigentlich in der S2 gelistet, startete "Deutschlands" Freestyler Kai Haase im 2. Lauf der S1 mit einer Wild Card und erreichte dort in einem Fahrerfeld von 27 Kai Haase Supermoto IDM DM IDSM ST Wendel 2022 Fahrern einen beachtlichen 9. Platz: „Ich hatte im letzten Jahr in der S2 zwei Einsätze, wo ich mit dem Motorrad von André Plogmann dabei war, vor diesem Wochenende habe ich einen Tag in Waldorf trainiert, war vorher auf einer mega-anstrengenden Freestyle Veranstaltung und habe mich eigentlich diese Wochenende gar nicht so fit gefühlt; umso mehr freue ich mich natürlich über den Erfolg. An dieser Stelle möchte ich mich zunächst mal ganz herzlich bei MH Motorräder und Daniela von Michelin für den Support und das super Team bedanken, und auch bei Leon Heimann, der mir sein altes Motorrad überlassen hat. Nach der Performance im letzten Jahr in der S2 haben mich viele gefragt warum ich dieses Jahr nicht in der S1 starte, aber ich bin letztes Jahr in Oschersleben das letzte Mal Supermoto gefahren, deshalb wollte ich zuerst mal wissen, auf welchem Stand ich bin. In der S2 habe ich eben allerdings schon realisiert, dass ich da nicht wirklich hingehöre, aber Eddy Ferch hat da ja eben auch gut gegengehalten, war ein cooler Fight mit ihm, weil er tatsächlich schneller war, aber ich hab mich einfach breit gemacht und konnte so zwei Laufsiege in der S2 einfahren. Den Gaststart in der S1 bin ich mit den Reifen aus dem zweiten Lauf S2 gefahren, und das habe ich dann auch körperlich schon gemerkt. Die Hitze war einfach zu dolle heute.
Die meisten Überholmanöver konnte ich im Off Road fahren, ich bin im Moto Cross aufgewachsen, danach zum Freestyle gewechselt, Dreck und Sprünge liegen mir also auf jeden Fall, auf dem Asphalt habe ich dann aber immer wieder Zeit verloren. Mir fehlt im Moment einfach die Zeit, mehr auf dem Asphalt zu trainieren. Ich war vor zwei Wochen das erste Mal auf einer Rennstrecke trainieren und da war alles über 150 ganz klar außerhalb meiner Komfortzone. Trotzdem konnte ich von dort einiges mitnehmen was ich heute umsetzen konnte. Zwei Laufsiege in der S2 und in der S1 bin ich auch sehr gut mitgefahren, ich bin absolut zufrieden mit dem Wochenende. Die Hitze war wirklich sehr sehr sehr `warm´, aber davon abgesehen hatte ich super viel Spaß und ich freue mich schon auf Wittgenborn und den Rest der Saison.“

Der dritte Renntag findet am Wochenende 02.07.2022 / 03.07.2022 auf dem Vogelsbergring in Wittgenborn statt.

RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike