Die Internationale Supermoto Meisterschaft 2011 endete, wo sie begann: Finale auf der Rennstrecke des alten Flugplatz in Stendal, wieder mit dem MSV Dolle.

Wie bei einem Termin am zweiten Oktoberwochenende nicht anders zu erwarten, war es herbstlich kühl mit Aussicht auf den ein oder anderen Regenschauer. Nicht wenige mögen bei dieser Prognose mit Schaudern an das letztjährige Finale in Großenhain gedacht haben, das wegen deprimierenden Dauerregens letztlich buchstäblich ins Wasser fiel. So schlimm sollte es aber in diesem Jahr bei weitem nicht kommen.
Am Samstag Nachmittag ließ zwar der erste versprochene Regen die gefühlten Temperaturen nochmal um ein paar Grad abfallen, aber alle Trainings konnten wie geplant durchgeführt werden und zum Ende des Tages präsentierte der Wettergott in Form eines traumhaften Sonnenunterganges allen Beteiligten einen Ausblick auf das „sommerliche“ Spätherbstwetter am Sonntag. Der Sonntag bot daher bei anfangs zwar noch kälteren Temperaturen aber bei ansonsten besten Bedingungen den Fahrern nochmal die Gelegenheit, um die letzten –vielleicht sogar entscheidenden Punkte- zu kämpfen.
Und diese Gelegenheit wurde von den Fahrern ausgiebig genutzt. Während der Kampf um den Titel in der S1 bereits am letzten Renntag in Freiburg entschieden wurde, und es hier `nur´ noch um die Silber- und Bronzeplatzierung zu kämpfen galt, war die Meisterschaft in der S2 nach allen Seiten offen.
Beste Voraussetzungen also für spannende und emotionale Rennverläufe.
C 1
In der C1 führte Alexander Büttner die Tabelle mit einem zwar guten, aber keinesfalls zum Ausruhen einladenden, Vorsprung von 26 Punkten vor Janina Würterle an, die ihrerseits einen relativ komfortablen Abstand von 43 Punkten vor dem Drittplatzierten René Maas hatte.
Die Pole ging in der Quali allerdings an einen Fahrer, dem die Meisterschaft aufgrund seines Gastfahrerstatus zwar herzlich wurscht sein konnte, der aber dennoch ernsthafte Ansprüche auf einen Podiumsplatz in den Rennen geltend machen wollte: Lokalmatador und amtierender MX Pokal Sieger und 2012 die MX Masters fahrende Michael -Mikn- Kartenberg hatte bereits am ersten Renntag der Saison in Stendal den Finallauf der Amateure gewonnen, musste sich beim seinem ersten C 1 Rennen der Sandbahn von Harsewinkel beugen und trat dementsprechend motiviert an.
Den zweiten Startplatz sicherte sich Alex Büttner vor Max Nölte und Jo Stehrer. Für Janina Würterle und René Maas reichte es leider nur für die Plätze 8 und 10.
Mikn Kartenberg dominierte denn auch gleich das erste Rennen und setzte sich sehr schnell an die Spitze des Fahrerfeldes. Alex Büttner konnte zwar zeitweilig Druck aufbauen, hielt die Pace aber nicht dauerhaft. Ausgerechnet im Off Road, wo Alex normalerweise immer Strecke gutmachen kann, zollte er dem „Spezalisten“ regelmäßig Tribut und verlor so viel Distanz, dass er diese auch durch seine etwas höhere Geschwindigkeit auf der Asphaltpiste nicht wettmachen konnte.
Janina war beim Start hervorragend weggekommen und folgte, wenn auch mit Abstand, auf der dritten Position vor Kai Löbe und Thomas Rehle. In dieser Reihenfolge verlief der erste Lauf mehr oder weniger ereignislos. Mikn Kartenberg gewann das Rennen souverän, Alex ging als Zweiter durchs Ziel und zementierte damit endgültig seinen Titel als Deutscher Meister in der Klasse C1, die neue Vizemeisterin Janina Würterle wurde Dritte.
Im zweiten Lauf gewann Alex Büttner den Start, vor Mikn Kartenberg, der sich vor der Startkurve verbremste, sowie Jo Stehrer, und setzte sich auch zunächst deutlich vom Fahrerfeld ab. Mikn Kartenberg ließ sich von seinem etwas verpatzten Start aber nur kurz irritieren, und machte sich zügig an Alex´ Verfolgung. Auch hier konnte er im Off Road viel Boden gutmachen und hatte sich damit schon bald an Büttners Hinterrad geheftet, dem es aber über einige Runden gelang, die Tür dicht zu lassen. Nach gut der Hälfte des Rennens musste er sich im Off Road geschlagen geben, versuchte aber weiter, seinen Kredit auf dem Asphalt auszuspielen. Eingangs der Kurve nach der Startgeraden gelang ihm dies auch kurz, aber bereits im Off Road war es damit schon wieder vorbei. Mikn flog an ihm vorbei auf die Führungsposition und blieb dort bis zum Ende des Rennens. Alex Büttner wurde Zweiter vor Jo Stehrer. Janina Würterle hatte in diesem Rennen leider etwas Pech und ging `nur´ als Siebte durchs Ziel.
Gaststarter Mikn war jedenfalls sehr zufrieden mit seinem Ergebnis: „Supermoto hat mich eigentlich schon immer gereizt. Ich mag es, Motorräder am Limit zu bewegen und nachdem ich Anfang der Saison in der Amateurklasse schon gesehen habe, dass es gut klappt, war ich sehr gespannt, wie es in der C-Klasse mit einem ordentlichen Motorrad funktionieren würde. Über den ADAC Saarland wurde dann der Kontakt zum Team Bauerschmidt hergestellt, und so hat sich das dann ergeben. Ich bin Anfang des Jahres zum ersten Mal Supermoto gefahren, deshalb wusste ich eigentlich nicht, wie ich außerhalb der Amateurklassen einzustufen sein würde. Das es dann so gut laufen würde, damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. In Harsewinkel lief es ja nicht ganz so gut. Wegen eines Motordefektes konnte ich erst das zweite Training mitfahren, und in der Quali ist es dann passiert: auf der Sandbahn habe ich zu stark gedriftet, habe dann das Gas zu gemacht und auf einmal war der Kopf auf dem Boden, die Lichter waren aus und das war´s dann. Dabei habe ich mir das Fibulaband im Fuß gerissen, das Sprunggelenk angebrochen und ein Band in der Schulter gerissen. Das war insofern ärgerlich, als ich zwei Wochen später noch den vorletzten Pokallauf fahren und dabei Achter werden musste, um den Meistertitel zu sichern. Das Finale ist morgen, aber zum Glück habe ich es vorher schon geschafft, so dass ich heute hier mitfahren konnte. Ich denke mal, Alex hat es ruhig angehen lassen, um seine Punkte nicht zu gefährden, aber ich bin mit dem Wochenende natürlich trotzdem sehr zufrieden“.
Angesichts seines Meistertitels trägt Alex Büttner die zweifache Niederlage gegen Mikn mit Fassung: „Aus meiner Sicht ist das Wochenende prima gelaufen. Das ganze Team ist natürlich mit mehr Anspannung als sonst hier angereist. Nach den ersten Trainingsläufen haben wir gesehen, dass es von der Geschwindigkeit und allem super passt, so dass wir die Sache dann sehr zuversichtlich angegangen sind. Ich war zwar Anfangs motiviert, gegen Mikn zu gewinnen, aber nach knapp der Hälfte des ersten Rennens dachte ich mir, dass es wichtiger ist, etwas ruhiger zu werden und lieber die Meisterschaftspunkte als den Sieg im Auge zu behalten. Mikn war superschnell unterwegs und es hat sehr viel Spaß gemacht, gegen ihn zu fahren, da ist es keine Schande, dass er gewonnen hat. Ich bin glücklich mit meinem zweiten Platz und freue mich riesig über den Meistertitel. Für mich war das ein sehr schönes Jahr und mein neues Team Grebenstein Aprilia Deutschland hat mir ein Supermotorrad zur Verfügung gestellt, mit dem ich auf Anhieb gut zurecht gekommen bin. Bis auf das etwas niederschmetternde Ergebnis in Dortmund, wo ich beim Überrunden durch „unglückliche“ Umstände gestürzt bin, habe ich dieses Jahr viel Spaß gehabt. Dafür möchte ich mich beim Team, den Sponsoren, zu nennen wäre hier nochmals Team Grebenstein sowie Rip ´N´ Roll und Michelin Deutschland, meinen Eltern, meiner Freundin, und allen, die sonst dazu beigetragen haben, ganz herzlich bedanken. Im nächsten Jahr werde ich mal sehen, was in der S1 für mich geht. Anfang des Jahres bin ich mit der Wildcard ja schon ein paar S-Läufe mitgefahren und habe dabei gesehen, dass man von den letzten Startpositionen ganz gut an die ersten Zehn heranfahren kann. Mal sehen, was geht, wenn man von einer günstigeren Position starten kann. Ernsthafte Konkurrenz werde ich wohl nächstes Jahr noch nicht sein, aber von schnelleren Fahrern kann man ja nur lernen. Die Top Ten habe ich auf jeden Fall ins Auge gefasst.“
Ebenfalls zufrieden ist Vizemeisterin Janina Würterle: „Vor der Saison habe ich mir vorgenommen, die Top Drei zu schaffen und darüber hinaus das schnellste Supermotomädel europaweit zu bleiben; beide Erwartungen wurden erfüllt. Insofern bin ich mit der Saison 2011 im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Geärgert habe ich mich nur über die meiner Meinung nach überflüssige Aktion eines Konkurrenten und daher zwölften Platz in St. Wendel. Aber das ist Geschichte und entschädigt wurde ich dafür in Freiburg, wo ich nach dem Start auf der elften Position gelandet bin und mich mit den schnellsten Rundenzeiten auf den vierten Platz vorkämpfen konnte. Meinen Erfolg verdanke ich dieses Jahr ganz klar wieder meiner Familie (auch wenn es des öfteren „Krach“ auf dem Rennplatz gab und ich Papa so einige Nerven gekostet habe hehe) und meinen Sponsoren. Besonders zu nennen wären hier WP, die mir in einer spontanen Aktion für Freiburg ein neues Fahrwerk erfolgreich verbaut haben. IXS, die mir aus der „Mist ich habe kein Helm“ Patsche vor Dortmund geholfen haben. Auch Christ Waschsysteme, denen ich meinen T 5 zu verdanken habe, ohne den ich mir mein Training derzeit fast nicht vorstellen könnte. Last but not Least. Team Bauerschmidt, die mich in den letzten drei Rennen super unterstützt haben: Bei einem Reifentest auf dem Hockenheimring haben wir uns klasse mit Thomas Bauerschmidt verstanden. Hier erzählte er, dass er auch nichts gegen einen schnellen S 2 Fahrer in seinem Team hätte. Naheliegend haben wir dann auf „gut Glück“ Pavel gefragt, der sofort hell auf begeistert war. So kam es dann zu der Unterstützung von Team Bauerschmidt in den letzten drei Rennen und ein neuer S 2 Fahrer „tauchte“ für Bauerschmidt in Harsewinkel auf.
Nächstes Jahr werde ich wohl in einer der S Klassen starten. In welcher ist noch nicht ganz klar. Egal wo, es wird bestimmt eine neue und interessante Erfahrung werden.
Man darf also gespannt sein, was sich bei Janina im nächsten Jahr ergibt. Die Konstellationen ihrer „Gegner“ können auf jeden Fall in beiden Klassen interessant werden.
S2
An Spannung kaum noch zu überbieten waren die letzten, alles entscheidenden Läufe in der S2. Insgesamt 3 Fahrer durften sich noch mehr oder weniger realistische Hoffnungen auf den Meister- oder Vizetitel machen. Allen voran natürlich der Meisterschaftsführende Nico Joannidis, dessen Anspruch mit 225,5 Punkten bei einem Vorsprung von 9,5 Zählern auf den Zweitplatzierten Dirk Spaniol jedoch alles andere als gesichert war und für Michi Herrmann existierte mit 203 Punkten nach zwei Streichergebnissen in St. Wendel wenigstens noch die Möglichkeit auf den Vizetitel. Jan Deitenbach lag mit 201 zwar nur zwei Zähler hinter Michi Herrmann, allerdings waren für ihn die Chancen auf Meister- oder Vizemeister bei derart motivierten Konkurrenten wohl nur vorsichtig als praxisnah einzustufen. Auch Jochen Jasinski hätte von den Punkten her noch Chancen gehabt, die ebenfalls realistisch betrachtet aber eher theoretischer Natur waren. Was wohl mit ein Grund war, weshalb er sich bei den Rennen aus dem eigentlichen Meisterschaftskampf „rausgehalten“ hat.
Im Zeittraining machte Michi Herrmann seinen Anspruch mit der Pole vor Pavel Kejmar und Jochen Jasinski dann auch gleich dingfest. Die beiden Titelanwärter Spaniol und Joannidis reihten sich daneben und dahinter auf den Startpositionen 4 und 5 ein.
Den Start des 1. Laufs entschied Michi Herrmann für sich, Nico Joannidis heftete sich nach einem guten Start kurz an seine Fersen, musste aber schnell zunächst für Pavel Kejmar und kurz danach für Jochen Jasinski Platz machen. Kejmar übte derweil schon erheblichen Druck auf Herrmann aus, dem dieser zwar zunächst Stand halten, nach wenigen Runden aber doch weichen musste, ohne dabei den Anschluss an die Führung aus den Augen zu verlieren. Beide setzten sich schnell vom Rest des Fahrerfeldes ab, Jochen Jasinski zog zunächst unbehelligt von Positionskämpfen auf dem 3. Platz seine Runden, während Nico Joannidis auf der 4. Position sich unversehens über die nächsten 4 Runden gegen den drängelnden Dirk Spaniol zur Wehr setzen musste, schließlich als zweiter Sieger aus diesem Zweikampf hervorging und auf Platz 5 zurückfiel. Danni Fuhrbach, der zu Beginn der Saison noch etwas holperig unterwegs war, in der letzten Hälfte der Saison aber durchweg gute Leistungen gezeigt hatte –sofern sein Maschine ebenfalls mit spielte-, setzte seine 6. Startposition auch im vorletzten Rennen der Meisterschaft gut um, und hielt sich über mehr als die Hälfte des Rennens auf dieser Position. Dem Tabellenvierten, Jan Deitenbach, war es nicht gelungen, seinen 7. Startplatz in eine günstigere Platzierung zu verwandeln und sah in der zweiten Hälfte des Fahrerfeldes seine Hoffnungen auf den dritten Platz in der Meisterschaft wohl endgültig schwinden.
Nachdem er an Joannidis vorbei war, machte Spaniol sich an die Verfolgung Jasinskis, dem er sich Runde um Runde näherte und kurz vor Ende des Rennens auch überholen konnte. Den Meisterschaftsstand im Hinterkopf wollte sich Joannidis so schnell aber auch nicht geschlagen geben und setzte nun alles daran, Spaniol auf den Fersen zu bleiben um den ohnehin geringen Vorsprung nicht noch weiter schrumpfen zu lassen. Kurz vor Ende des Rennens konnte er Jochen Jasinski hinter sich lassen, ging als Vierter hinter Spaniol, Herrmann und Kejmar durchs Ziel und war dem Meistertitel damit aber nicht näher als vorher.
Der 2. Lauf brachte Routinier Jasinski nach einem guten Start an die Spitze des Fahrerfeldes, gefolgt von Pavel Kejmar, Dirk Spaniol und Michi Herrmann. Kejmar ging noch in der ersten Runde vorbei, Herrmann der sich in der Zwischenzeit schon Dirk Spaniol einverleibt hatte, folgte wenig später nach. Nico Joannidis blieb von diesem Gerangel verschont und behauptete sich auf der 5. Position, die er nach dem Start beibehalten hatte. Danni Fuhrbach erneut auf der sechsten Position, vor Jan Deitenbach und Kevin Würterle.
Wie bereits im ersten Lauf setzten sich Pavel Kejmar und Michi Herrmann mühelos vom Rest des Fahrerfeldes ab und lieferten sich ein heißes Rennen um die Führung.
Jasinski folgte mit respektablem Abstand, zog aber erneut unbehelligt vom von Spaniol und Joannidis angeführten Verfolgerfeld seine Runden, wobei Joannidis vollends damit zufrieden zu sein schien, dass Spaniol direkt vor ihm lag und damit keine Gefahr für den Meistertitel darstellte. Hinter den beiden dagegen fand heftiges Gerangel um die Positionen statt. Würterle hatte sich zwischenzeitlich an Deitenbach vorbeigeschoben und übte beharrlichen Druck auf Fuhrbach aus, dem dieser jedoch zunächst souveränen Widerstand entgegensetzte. Erst nach einem ärgerlichen Bremsfehler Fuhrbachs konnte Würterle vorbei, und bis Danni wieder genug Speed aufbauen konnte, hatten auch Jan Deitenbach und André Prehn die Gelegenheit genutzt, ihm ihren Auspuff zu zeigen. Bis zum Ende des Rennens änderte sich an den Positionen nichts mehr, und auch Pavel Kejmar ließ sich den Sieg trotz Michi Herrmanns erbittertem Widerstand nicht mehr nehmen. Dritter wurde Jochen Jasinski auf seinem Zweitakter, für den ein Platz auf dem Podium des letzten Rennens der Meisterschaft sicher ein zufriedenstellender Saisonabschluss ist.
Obwohl Nico Joannidis in dieser Saison kein Rennen gewinnen konnte, und er bis zum Schluss um den Titel kämpfen musste, hat seine beständige Fahrweise seinen Traum Wirklichkeit werden lassen: Nico ist der Internationale Deutsche Meister 2011 in der Klasse S2. Damit ist der 22jährige nach Bernd Hiemer (Open) der jüngste Fahrer, der den Titel bisher tragen durfte. Der Vizetitel ging an Dirk Spaniol und Michi Herrmann schaffte es trotz seiner verletzungsbedingten Nullrunden, den dritten Platz auf dem Meisterpodium für sich zu beanspruchen.
Nach Ende des letzten Rennens war wohl niemand glücklicher, als Nico Joannidis. Alle Anspannung der letzten Renntage fiel sichtbar von ihm ab, als er sowohl von seinem jubelnden Team als auch den Konkurrenten um den Titel beglückwünscht wurde und als er den Helm abnahm, konnte man ihn auch mal wieder strahlen und lachen sehen: „Vor dem ersten Rennen war ich nervös, bei der Anreise war ich nervös, zwei Wochen vorher war ich auch schon nervös; das war schon ziemlich krass. Ist aber trotzdem alles gut gelaufen. Im ersten Rennen hatte ich einen guten Start, war auch kurz Zweiter, aber ich wusste vorher schon, dass ich die sowieso alle vorbeilassen würde, weil ich eigentlich in beiden Rennen nur hinterm Dirk bleiben musste. Im zweiten Lauf hatte ich das Problem, dass dicht hinter mir vier oder fünf Fahrer waren, und ich wusste, dass ich die auf keinen Fall vorbeilassen und ich nicht stürzen durfte, weil es sonst für mich vorbei gewesen wäre. Ich bin froh, dass es vorbei ist, das war echt brutal heute.“
Kurz und bündig kommentierte Dirk Spaniol das Ergebnis: „Nico hat´s verdient und ferdisch. Er ist das ganze Jahr am beständigsten gefahren, hat keine großen Fehler gemacht und technisch ging´s auch ziemlich gut. Ich habe leider in Freiburg den Fehler mit dem Frühstart gemacht, in Dortmund bin ich vielleicht ein bisschen zu vorsichtig gefahren, und das hat sich jetzt eben gerächt. Es gab hier schon noch eine realistische Chance für mich, aber dann hätte es bei Nico schon ein technisches Problem oder ähnliches geben müssen, und es ist gut, dass nichts passiert ist. Ich freu´ mich für Nico. Wir haben damals zusammen angefangen und er ist auch bei mir gefahren, da passt das schon.“
Michi Herrmann, der mit Hoffnungen auf den Vizetitel gestartet war, konnte trotz des dritten Platzes in der Meisterschaft seine Enttäuschung nicht ganz verbergen, trug es aber dennoch mit Fassung: „Klar, dass ich gerne wieder Meister geworden wäre, aber aufgrund der Umstände ist der dritte Platz ganz okay; die Verletzung hat mich doch relativ weit zurück geschmissen. Aber auch heute konnten wir noch mal zeigen, dass wir schlagkräftig sind und dass wir auch gegen einen überragenden Pavel Kejmar mithalten können. Ich bin stolz auf die Leistung, die mein Team während der ganzen Saison gezeigt hat und stolz auf die Leistungen der Sponsoren, die sie mir trotz meiner Verletzung das ganze Jahr über entgegenbrachten. Ich denke, nachdem wir trotz allem jetzt noch mit einem dritten Platz hier stehen, haben wir es uns verdient, das mal kräftig zu feiern.
S1
Nachdem Titelverteidiger Mauno Hermunen den Meistertitel schon seit dem vorletzten Renntag in Freiburg sicher in der Tasche hatte, war er beim Finale in Stendal nicht dabei. Ihn hatte es verständlicherweise nach Mettet/Belgien zum 25. Superbiker gezogen, um dort bei der Jubiläumsveranstaltung ebenfalls einen Titel zu verteidigen, nämlich den des Superbikers 2011. Was ihm in dem durch Wetterkapriolen gebeutelten Mettet auch gelang.
Das tat der Spannung im Kampf um Silber und Bronze in dieser Klasse allerdings keinen Abbruch. Markus Volz hatte sich bis zu Letzt auf dem zweiten Platz hinter Mauno behaupten, und sich zudem einen komfortablen Punktevorsprung zum Drittplatzierten Marcel Götz sichern können. Marcel Götz konnte durch seine grandiosen Erfolge bei den Rennen in Freiburg einen zwar etwas unerwarteten, deshalb aber nicht weniger willkommenen Satz nach vorn machen, und den bis dahin Drittplatzierten Markus Class um einen mickrigen Punkt auf den vierten Platz verdrängt. Punktgleich mit Markus war Pavel Kejmar, und von beiden konnte man sicher sein, dass sie sich im Kampf um den dritten Platz in der Meisterschaft nicht so leicht geschlagen geben würden.
Jürgen Künzel, der bereits sechs Deutsche Meistertitel auf seinem Konto verbuchen kann, war ebenfalls noch ein Kandidat, mit dem man beim letzten Rennen der Saison hätte rechnen müssen, wäre er denn nicht wie Mauno in Mettet gestartet.
Die erste Startreihe ging in der Quali im Verhältnis 3:1 an Suzuki und KTM (auch wenn KTM Bauerschmidt als Team 2 Mal auftauchte): Pole Position sicherte sich Markus Class, vor Pavel Kejmar und Petr Vorlicek. Markus Volz, der es aufgrund seines Punktevorsprungs guten Gewissens etwas ruhiger angehen lassen konnte, startete von der 4. Position. Marcel Götz begnügte sich mit der 5. Position, was seiner Motivation allerdings nicht hinderlich war. Gleich beim ersten Rennen gelang ihm ein sensationeller Start, der ihn schon nach weniger als einer halben Runde in Führung vor Markus Class brachte, der den Start gewonnen hatte. Nicht weniger motiviert machte sich Markus aber sogleich an die Verfolgung und konnte Marcel durch etwas mehr Leidenschaft im Off Road schnell wieder einkassieren. Pavel Kejmar wollte seinerseits das Gerangel nutzen, um Götz zu überholen, ging dabei aber so rustikal zu Werke, dass Götz ein kurzer Ausflug ins Grün nicht erspart blieb und Markus Volz ebenfalls noch vorbei huschen konnte. Götz reihte sich an vierter Position vor André Plogmann und Steffen Schmid ein, der sich am letzten Renntag der Saison von seiner besten Seite zeigte. Petr Vorlicek stürzte unverschuldet bei einem Blockpass Überholmanöver von Pavel in der langen Links im Off Road aber nicht weniger spektakulär, büßte neben einigen Positionen dabei zudem seinen kompletten Helmschild ein, blieb aber zum Glück unverletzt.
Die hart erkämpfte zweite Position brachte Kejmar jedoch kein Glück, kurz nach dem Manöver stürzte er in der 180 Gradkehre nach Start/Ziel, behinderte Markus Volz, der sich zwar im Sattel halten konnte, aber erneut Platz machen musste für Marcel Götz.
Wie aus dem Nichts hatte sich in der Zwischenzeit der mit einer Wild Card aus der S 3 gestartete Lukas Höllbacher vorgearbeitet und saß nach noch nicht mal einem Drittel des Rennens Markus Volz im Nacken, kassierte ihn und übte sofort Druck auf Marcel Götz aus. Mit einer schwungvollen Attacke setzte sich Lukas vor den Schweizer, der sogleich auch noch von Markus Volz überrumpelt wurde. Inzwischen auf der Vierten Position angekommen, musste sich Marcel sofort gegen André Plogmann zur Wehr setzen, der ihn im Off Road immer mal wieder überholte, sich aber erst nach mehreren hartnäckigen Versuchen dauerhafter gegen den routinierten Schweizer durchsetzen konnte.
Doch auch für André galt: wie gewonnen so zerronnen. Nachdem er sich knapp eine Runde auf der vierten Position halten konnte, ging er zu Boden und wurde danach nach hinten durchgereicht. Das half Marcel allerdings nicht wesentlich weiter, denn inzwischen hatte sich Pavel Kejmar von hinten schon wieder herangearbeitet und zog denn auch recht zügig an Marcel vorbei auf die vierte Position.
Sieger des Rennens wurde Markus Class, der damit sein erstes Rennen in der S1 in dieser Saison gewann und dem dritten Platz in der Meisterschaft damit ein Stück näher gekommen war. Der zweite Platz ging recht überraschend an Lukas Höllbacher, der es selber wohl fast nicht glauben konnte, Markus Volz wurde Dritter.
Auch im zweiten Lauf legte Marcel Götz einen Bilderbuchstart hin und ging kurzzeitig vor Class, Volz und Kejmar in Führung. Wieder im Off Road ging Class vorbei und lieferte Marcel damit an Pavel Kejmar aus, der -ebenfalls im Off Road- an Markus Volz vorbeigezogen war und weiter nach vorne drängte. Aus dem ersten Rennen vorgewarnt, versuchte Götz durch geschicktes Taktieren, eine erneute Konfrontation mit Kejmar zu vermeiden, war damit aber nur kurzzeitig erfolgreich. Kejmar zog schließlich mit einem grenzlastigen Manöver an ihm vorbei, Götz strauchelte, ging kurz zu Boden und fiel auf den neunten Platz zurück. Auf dem Weg an die Spitze war nun kurz vor Ende des Rennens lediglich Markus Class noch hinderlich, doch der wurde in der letzten Kurve des Off Roads mit einer deutlich aggressiveren, Aktion wie vorher schon Götz, kurzerhand mit einem frontalen Blockpass ins Grün befördert. Beim Eishockey nennt man so etwas wohl Bodycheck, beim Supermoto heißt es „voll in die Karre rein“. Allerdings, nur im Eishockey ist es erlaubt.
Markus Class reichte der zweite Platz für die Bronzeplatzierung in der Meisterschaft, Markus Volz ging als dritter durchs Ziel und wurde damit Vizemeister in der Klasse S1. Marcel Götz gelang nach seinem Sturz immerhin noch der 4. Platz vor André Plogmann und Steffen Schmid.
Markus Volz, der im zweiten Rennen nur noch einen Punkt zum Vizemeister brauchte, war mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden: „Ich wollte auf jeden Fall sicher ankommen. Man hat gesehen, dass ich vorne gut mitfahren kann, aber gegen Ende des Rennens habe ich etwas abreißen lassen, weil mir die Gefahr doch zu groß wurde noch einen Sturz zu riskieren und mit Null Punkten nach Hause zu fahren. Ich bin Vizemeister geworden, und damit bin ich zufrieden. Man setzt sich als Ziel natürlich immer den Meistertitel, aber Hermunen ist in der S1 derzeit nicht angreifbar. Viel dagegen setzen kann ich nicht, ich kann nur auf Fehler und Stürze von ihm hoffen, was ich aber gar nicht will. Fair gewinnen hat für mich auf jeden Fall Priorität, und wir werden sehen, was dann nächstes Jahr dabei herauskommt.“
Für Markus Class war es ein erfolgreiches Finale, das auch so etwas wie eine kleine Entschädigung für das Desaster beim Cup of Nations bedeutete: „Spanien war wegen meines zweimaligen Ausfalls total demotivierend. Heute einmal Erster, einmal Zweiter, das ist schon ein kleines Happy End für mich. Ich hätte im zweiten Lauf nochmal versuchen können, an Pavel heranzufahren, aber für mich hätte es keinen Unterschied gemacht, wenn ich erster geworden wäre, insofern hätte das wenig Sinn gemacht. Über die Aktion im Off Road war ich stinkesauer, aber vielleicht sieht man sich ja mal wieder.“
Pavel Kejmar wird im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein, und sieht seine Chance dabei ganz klar im Off Road: „Ich werde den Winter über nur Motocross trainieren. Auf dem Asphalt ist das Leistungsniveau relativ ausgewogen, während sich im Off Road viele Fahrer nicht ganz so wohl zu fühlen scheinen. Wenn man dort viel Boden gutmachen kann, ist die Chance gut, dass man diesen Vorsprung auch über den Asphalt halten kann.“
Tommy Deitenbach zog am Ende der Saison ein positives Resümee: „Es war eine spannende und interessante Saison, die auch ein paar kleine Überraschungen bereit hielt. Einige der Fahrer haben sich wirklich gut entwickelt. Wenn ich mir Fahrer wie André Plogmann oder Steffen Schmid so ansehe, freut es mich, dass wir auch in der internationalen Klasse junge deutsche Fahrer dabei haben, die sich durchbeißen. Ein bisschen vermisst habe ich die Showeinlagen der Fahrer nach den Rennen, das ist bei allem Ernst so ein wenig untergegangen. Aber wie man heute gesehen hat, haben sie es ja nicht verlernt. Die nächste Saison verspricht auf jeden Fall, wieder spannend zu werden, wobei ich es positiv finde, dass wir auch nächstes Jahr wieder zwei internationale Meisterschaften fahren werden. Für das nächste Jahr würde ich mir allerdings gerne etwas mehr Öffentlichkeit wünschen.“
Zunächst mal gibt es aber frischgebackene Titelträger, und die ließen sich bei der traditionellen Meisterfeier zum Saisonabschluss auch ausgiebig feiern. Ob nun Dirk Spaniol mit Afro Look und kanariengelber Satinhose optisch die siebziger Jahre auferstehen ließ, Markus Volz auf einem rasanten Holz`moped´ hereingetragen wurde, ein Bobby Car zu „politischen“ Aussagen zweckentfremdet wurde oder ein Mauno-Double das Zelt mit einem Megaburnout in einen blickdichten Hexenkessel verwandelte, die Stimmung kochte und konnte auch durch den ein oder anderen unangebrachten Misston nicht dauerhaft getrübt werden. Oder, wie es am nächsten Tag in jenem sozialen Netzwerk nachzulesen war, dessen Name hier mal wieder nicht genannt werden soll: „ Besser ging nicht“.
Ich hoffe, Ihr hattet viel Spaß beim Lesen über das Supermoto IDM Finale vom 08.10.2011 bis 09.10.2011 in Stendal und freut Euch auch schon auf den Beginn der neuen IDMS Saison 2012
 
 
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike