oder Ich will Spaß, ich gib Gas
Des einen Leid, des anderen Freud: wie es der Terminplan zur Supermoto DM angekündigt hat, sollte der fünfte Renntag der Supermoto IDM eigentlich an der Erdgasarena in Riesa stattfinden. Unvorhergesehene Umsetzungsschwierigkeiten führten nun allerdings dazu, dass für den Beginn des Endspurtes der diesjährigen Meisterschaft relativ kurzfristig ein anderer Veranstaltungsort gesucht werden musste. Schnell geriet dabei eine Rennstrecke in den Fokus, die sich bei Fahrern in der Vergangenheit einen guten Namen gemacht hat:
der Harzring in Reinstedt.
Es ist schon eine Weile her, dass dort ein offizielles Supermotorennen stattfand. 2003 war der Pokal zuletzt auf dieser Rennstrecke zu Gast, aber in der Zwischenzeit hat sich der Harz-Ring zu einer der beliebtesten Supermoto Trainingsstrecken in Deutschland gemausert, und hochkarätige Events haben in Reinstedt ihre Heimat: angefangen beim legendären 24-Stunden-Rennen, über die Super-Six, die Supermoto Langstrecken WM, bis hin zum Forest Cup.
Auf dem Harz-Ring weiß man also ganz genau, worauf es beim Supermoto ankommt, und die Betreiber des Rings waren dankenswerter Weise gerne bereit, den MSV Riesa bei der Ausrichtung des fünften Renntages zu unterstützen, und damit endlich die Premiere der DM Klassen auf dem Harz-Ring zu feiern.
Nachdem die Veranstaltung quasi aus dem Ärmel auf die Beine gestellt werden musste, lief an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht alles ganz rund. Im Fahrerlager herrschte nerviges Gedränge, und wenn man nicht mit einer eigenen Verpflegungsstation angereist war, hätte man sich auch eine etwas reichhaltigere Auswahl an kleinen Speisen gewünscht. Etwas gewöhnungsbedürftig ist ganz sicher das Konzept der Streckengestaltung. Die erhöhte Zuschauertribüne liegt im Rücken des Start-/Zielbereichs, so dass man als Zuschauer das Fahrerfeld nur in einer Staubwolke verschwinden sah, und damit einen der spannendsten Momente des Rennens schlichtweg nicht mitbekam. Gleiches galt für die Zieldurchfahrt, bei der knappe Entscheidungen nur anhand der Lautsprecherdurchsagen verfolgt werden konnten, und die Fahrer gleichzeitig um ihre Belohnung in Form des verdienten Jubels beim Passieren der schwarz-weißen Flagge gebracht wurden. Sie mussten eine komplette weitere Runde zurücklegen, um sich schließlich den Zuschauern präsentieren zu können. Dies galt freilich nur für die Fahrer, die auch tatsächlich Podiumsplätze erreicht hatten; die restlichen Fahrer wurden lange vorher von den Streckenposten aussortiert und bekamen keinen Pokal, aber auch keinen Jubel. Gerade diese Fahrer müssen aber häufig in den Rennen die vehementesten Positionskämpfe ausfechten und gerade dort gibt es sehr oft die atemberaubendsten Überholmanöver. Wenn ein Fahrer mit ungünstiger Startposition oder nach einem Sturz schließlich am Ende des Rennens mit viel Einsatz, Herz und der nötigen Portion Glück einen der vorderen Plätze erobert hat, dann sollte er nicht sang- und klanglos von der Strecke gewunken werden, nur weil er keinen Podiumsplatz erreicht hat. Alle Fahrer sorgen mit ihrem Einsatz für großartige Unterhaltung, und jeder davon hat den Jubel des Publikums schlicht verdient.
Überhaupt gab es entlang der Strecke für Zuschauer nur wenige Möglichkeiten, das Geschehen auf der Strecke ganzheitlich zu verfolgen. Man war dafür auf die Durchsagen des Sprechers angewiesen, die zumindest am Samstag ohne Unterlass aus den Boxen sickerten und dabei teilweise für unfreiwillige Komik sorgten. Am Rande sei hier nur erwähnt, dass des samstags nicht die gewohnte Stimme aus dem Aether zu hören war. Bei einer der Siegerehrungen war beispielsweise zu erfahren, dass die drei Sieger zur Belohnung außer einem Pokal, auch ein Erfrischungsgetränk erhielten. Ungewollt? zotig wurde es, als die Stimme aus dem Off dann noch verkündete, dass die Männers auch etwas haben, mit dem sie gleich spritzen werden, und „die Damen sich deshalb lieber schon mal in Sicherheit bringen“ sollten. Nun denn.
Ganz gegen jede Supermoto-IDM-Gewohnheit funktionierte die Lautsprecheranlage am Harz-Ring ausgesprochen gut. So konnte man denn bei der Quali der S1am Samstag auch erfahren, dass sich auf der Strecke gerade ein Krimi abspielte und der geneigte Zuschauer die rasanten Führungswechsel doch gerne an der -ebenfalls ausnahmsweise mal funktionierenden- Positionsanzeige vor dem Start-/Zielbereich verfolgen könne. Das hätte man wohl auch gerne getan, wenn besagte Anzeige sich nah genug an der Zuschauertribüne aufgehalten hätte, um die rot leuchtenden Zahlen darauf auch ablesen zu können.
Für bisweilen „Angst und Schrecken“ sorgte hingegen ein weiteres Highlight der funktionierenden Lautsprecheranlage: die „ACHTUNGFAHRERLAGER ACHTUNGFAHRERLAGER -Stimme“. In regelmäßigen Abständen sorgte sie dafür, dass auch ja niemand auf den Gedanken kam, in kontemplatives Grübeln über die aus den Lautsprechern dringende Informationsfülle zu verfallen. Im Verlauf des späteren Samstagnachmittags konnte man im Fahrerlager zunehmend angstvoll zu den Boxen aufblickende Menschen beobachten, die mit nervösem Augenzucken auf die ersten Anzeichen einer Aktivität derselben warteten, um sich sogleich mit allen verfügbaren Fingern die Ohren zu verstopfen. Dazu sei nur so viel gesagt: man konnte nicht genug Finger haben.
Aber genug gefrotzelt. Wie gesagt: die Veranstaltung wurde innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt, und eine solche Leistung kann gar nicht genug gewürdigt werden. Insofern gebührt dem MSV Riesa und den Betreibern des Harz-Rings der herzlichste Dank. Wenn schon ein wenig über das „Drum Herum“ gefrotzelt wurde, so möchte ich Positives am Rande, das sicherlich von einer großen Zahl der Anwesenden gar nicht realisiert wurde, hier erwähnen: Die Pokale. Zum Saisonfinale 2010 tauchten sie in dieser Art in Großenhain erstmals auf , erfrischend anders und liebevoll von Thomas Fischer entworfen und angefertigt, wurden diese besonderen Pokale auch hier an die Sieger und Platzierten übergeben.
Am Start waren Teilnehmer aus zehn Nationen, die sich nach der zurückliegenden Sommerpause bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen auf die Jagd nach möglichst vielen Punkten für den Endspurt um die Meisterschaft machen wollten.
S2
Der Verlauf des Zeittrainings war wegen der mangelnden Stimmgewalt des Sprechers (der am Samstag nicht DIE Stimme schlechthin war) und aufgrund des dröhnens der Motoren meistens nur schwer rein über die Ansage zu verfolgen und daher nicht wirklich nachvollziehbar. Jochen Jasinski sicherte sich jedenfalls die Pole vor Jan Deitenbach, Dirk Spaniol und Kevin Würterle.
Fast schon zwangsläufig ging auch der Start des ersten Rennens an JJ, Dirk Spaniol folgte auf dem Fuße. Jan Deitenbach machte sich zunächst als dritter auf den Weg, wurde aber von Kevin Würterle schon beim ersten Off Road Durchgang überholt. An dieser Konstellation änderte sich im Verlauf des Rennens nichts. JJ hatte sich bereits nach einer Runde vom Feld abgesetzt, Dirk musste sich allerdings gegen teils vehemente Attacken Kevin Würterles wehren, konnte sich aber gegen Mitte des Rennens schließlich doch etwas Freiraum verschaffen, Jan Deitenbach fiel nach und nach zurück und hatte zeitweise alle Hände voll zu tun, um seine vierte Position gegen den drängelnden Jean-Marc Gaillard zu verteidigen, rettete sich aber schließlich mit einem Vorsprung von knapp 2 Sekunden als Vierter ins Ziel. Beachtliches gelang Jens Wiedemann, der sich mit seinen Ergebnissen in der C2 die Starterlaubnis für die S2 verdient hatte: von der letzten Startposition gestartet wurde er nach einer spektakulären Jagd sechster.
Nicht wesentlich anders verlief der zweite Lauf. JJ machte sich schon nach der ersten Runde auf und davon, Dirk Spaniol folgte auf der zweiten Position und Jan Deitenbach, der im freien Training tags zuvor mit einem Sturz für einen Abbruch des Trainings gesorgt hatte, konnte diesmal die dritte Position für sich behaupten. Kevin Würterle sah sich auf der vierten Position von dem mit Riesenschritten nach vorne eilenden Jens Wiedemann bedrängt, und musste diesem auch schließlich nachgeben. Jochen Jasinski setzte damit seine Siegserie fort, Dirk Spaniol wurde zweiter, Jan Deitenbach ging als dritter über die Ziellinie und Jens Wiedemann überbot auf dem vierten Platz noch seine Leistung aus dem ersten Lauf. Als vorzeitig amtierender C2 Meister fährt es sich scheints ungezwungen und somit recht schnell.
Kevin Würterle stand erst am letzten Renntag erstmals in diesem Jahr auf dem Podium, und es scheint so, als ob ihm die Luft dort oben gut gefallen würde: „Ich war selber etwas erstaunt, dass ich Dritter werden konnte. Das Qualifying lief für mich nicht wirklich gut, ich hatte einen weiten Rückstand auf Dirk Spaniol und dachte, das wird heute nichts für mich. Nach dem Start war ich dann vierter, konnte dann aber außen herum an Jan Deitenbach vorbei und wollte so lange wie möglich vor ihm bleiben. Auf dieser sehr anspruchsvollen Strecke gibt’s fast keine Überholmöglichkeiten, und der Off Road ist mit tiefen Löchern geradezu übersät. Davon bin ich nicht wirklich ein Freund, insofern bin ich sehr zufrieden, dass ich meine Leistung halten und anfangs sogar mit Dirk Spaniol mithalten konnte.“
Jan Deitenbach nahm seinen dritten Platz im zweiten Rennen als Versöhnung für den verpassten Podiumsplatz im ersten Lauf: „Im ersten Rennen war der Start miserabel. Ich war auch total nervös,
obwohl ich gestern beim Zeittraining deutlich schneller war als Dirk und Kevin. Irgendwie habe ich meinen Rhythmus nicht gefunden, dazu kam noch, dass ich ja gestern im freien Training schwer gestürzt bin und mir dabei wahrscheinlich ein paar Rippen geprellt oder gebrochen haben. Irgendwann ging es dann auch wegen der Schmerzen nicht mehr, und ich habe nur noch versucht, den vierten Platz nach Hause zu fahren. Im zweiten Lauf ging es dann besser, die Pace war deutlich schneller und ich war auch sichtbar schneller als Dirk. Es ist hier schwierig, zu überholen. Im Off Road hat er mir dann immer ein paar Meter weggenommen, so dass ich auf dem Asphalt dann auch nicht so richtig angreifen konnte. Trotzdem bin ich zufrieden, und dass ich jetzt hier auf dem Podium stehe, vor allem auch der Abstand von über 10 Sekunden zu Kevin, zeigt eigentlich, dass es richtig gut gelaufen ist.“
Für Dirk lief das Zeittraining nicht ganz optimal: „Ich bin ein bisschen steif gefahren, hab´ein paar Fehler eingebaut und bin nicht so locker gefahren, wie man es eigentlich hätte tun können. Wichtig ist aber, dass es für die erste Startreihe reichte. Den Start im ersten Lauf habe ich fast gewonnen, den Start im zweiten Lauf habe ich auch fast gewonnen, der war sogar noch einen Tick besser als der erste (... frotzelnd und mit Augenzwinkern in Richtung JJ, der sich inzwischen dazu gesellt hatte....), aber der Jochen hat mir die Tür dann vor der Nase zugeschlagen. Beim ersten Lauf war Kevin dann ziemlich dicht dran, ich hatte hinten einen Reifen erwischt, der etwas zu stark wegging, aber nachdem ich mich dran gewöhnt hatte, lief es gut. Kevin fiel dann auch ein Stück zurück, so dass ich dann auch ein Stück wegfahren konnte. Im zweiten Rennen habe ich nicht gehört, dass Jan hinter mir ist. Ich hab mich umgedreht und gesehen, dass Kevin ein Stück hinter mir war, Jasi war auch ein Stück weg, und weil ich sowieso gemerkt habe, dass ich da nicht ran komme, habe ich es locker angehen lassen. Als ich gemerkt habe, dass Jan an mir dranhängt, dachte ich mir, jetzt musst du dich aber doch mal ein bisschen beeilen. Das habe ich dann gemacht und konnte das Tempo dann auch ganz easy nochmal steigern, und Jan hatte dann auch keine Chance mehr, mitzuhalten.“
Zu Anfang der Saison sah es ja zunächst so aus, als ob die Meisterschaft eine Frage zwischen Jochen und Dirk werden könnte, und nach 5 von 7 Rennen hätte Dirk durchaus noch Chancen auf den Titel. Trotz direkter Titelkonkurrenz sieht man beide oft genug miteinander fachsimpeln und lachen. Sowohl Jochen als auch Dirk sehen die Sache allerdings entspannt: „Für viele ist es nicht vorstellbar, dass man trotzdem befreundet sein und sich gut verstehen kann. Wir trainieren auch häufig zusammen, und in erster Linie fahren wir hier hobbymäßig -ambitioniert zwar und auf relativ hohem Niveau, aber letztlich verdient niemand von uns sein Geld damit. Kann doch nicht Sinn der Sache sein, dass man sich dann überall Feinde macht und sein Ding immer nur alleine durchziehen will. Das geht für mich gar nicht. Ich will Spaß dabei haben, und mir macht es auch Spaß. Es macht natürlich keinen Spaß, wenn der Drecks.... hier dann so weit da vorne wegfährt, darüber müssen wir dann auch nochmal reden, aber unter vier Augen, und so weiter.., aber....“ und der Rest des Gesprächs ging dann in allgemeinen Gekicher und Gelächter unter..
Zu Anfang der Saison sah es ja zunächst so aus, als ob die Meisterschaft eine Frage zwischen Jochen und Dirk werden könnte, und nach 5 von 7 Rennen hätte Dirk durchaus noch Chancen auf den Titel. Trotz direkter Titelkonkurrenz sieht man beide oft genug miteinander fachsimpeln und lachen. Sowohl Jochen als auch Dirk sehen die Sache allerdings entspannt: „Für viele ist es nicht vorstellbar, dass man trotzdem befreundet sein und sich gut verstehen kann. Wir trainieren auch häufig zusammen, und in erster Linie fahren wir hier hobbymäßig -ambitioniert zwar und auf relativ hohem Niveau, aber letztlich verdient niemand von uns sein Geld damit. Kann doch nicht Sinn der Sache sein, dass man sich dann überall Feinde macht und sein Ding immer nur alleine durchziehen will. Das geht für mich gar nicht. Ich will Spaß dabei haben, und mir macht es auch Spaß. Es macht natürlich keinen Spaß, wenn der Drecks.... hier dann so weit da vorne wegfährt, darüber müssen wir dann auch nochmal reden, aber unter vier Augen, und so weiter.., aber....“ und der Rest des Gesprächs ging dann in allgemeinen Gekicher und Gelächter unter..
Spätestens an diesem Punkt dürfte jedenfalls klar sein, dass die beiden Urgesteine des Supermoto dem jungen Gemüse nicht nur davonfahren, sondern dass sie dabei auch wirklich (ihren) Spaß haben.
À propos Spaß: ein weiterer Fahrer, der ganz offensichtlich einen Heidenspaß bei der Sache hat, ist Danni Fuhrbach. Er ist derzeit der einzige Fahrer, der es sich nicht nehmen lässt, nach den Rennen über die Strecke zu brettern und das Publikum mit Kunststückchen zu unterhalten; ganz egal, welche Platzierung er vorher eingefahren hat. Es schreckt ihn dabei auch nicht ab, wenn er völlig alleine unterwegs ist und zum x-ten Mal über Lautsprecher aufgefordert wird, jetzt doch endlich die Strecke zu verlassen. Geil.
Jochen Jasinski bleibt damit mit fantastischen 250/250 Punkten Tabellenführer der S2, vor Dirk Spaniol mit 197 Punkten und Jan Deitenbach mit 184 Punkten. Nach dem nächsten Renntag in Harsewinkel könnte der neue Deutsche Meister in der S2 also schon feststehen.
S1
Während ein Blick in die Kristallkugel für die S2 aller Voraussicht nach keine allzu große Überraschungen mehr verspricht, sieht es in der S1 ganz anders aus. Nach dem Desaster von Stendal musste Markus Class nicht nur die Führung der Tabelle an Pavel Kejmar abgeben, sondern fiel aufgrund des Totalausfalls sogar mit 18 Zählern Rückstand auf Kejmar, und 9 Zählern auf den zweitplatzierten Jürgen Künzel, auf den dritten Platz zurück. Wer Markus kennt, der weiß, dass er sich mit dieser Position nicht kampflos zufrieden geben kann.
Markus ist ein Klassefahrer, und ganz zweifellos hätte er mit seinem charakteristischen Fahrstil das Zeug dazu, die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Während Markus Sympathie und Anerkennung offensichtlich derzeit auf seiner Seite hat, muss Pavel Kejmar sich diesen Pluspunkt wohl erst noch erarbeiten. Für beide also keine leichte Situation. Nachdem beide sackschnell sind und keiner auch nur im Traum daran denkt, dem anderen etwas zu schenken, wurde das Duell der beiden Rivalen auf dem Harz-Ring mit besonderer Spannung erwartet.
Markus ist ein Klassefahrer, und ganz zweifellos hätte er mit seinem charakteristischen Fahrstil das Zeug dazu, die Meisterschaft für sich zu entscheiden. Während Markus Sympathie und Anerkennung offensichtlich derzeit auf seiner Seite hat, muss Pavel Kejmar sich diesen Pluspunkt wohl erst noch erarbeiten. Für beide also keine leichte Situation. Nachdem beide sackschnell sind und keiner auch nur im Traum daran denkt, dem anderen etwas zu schenken, wurde das Duell der beiden Rivalen auf dem Harz-Ring mit besonderer Spannung erwartet.
So viel vorab: es wurde niemand enttäuscht....
Leider gelang es dem durchaus fachkundigen und bemühten Sprecher erneut nicht, den Nervenkitzel des Zeittrainings auf die Zuschauer zu übertragen, und auch die Streckenanzeige war aufgrund ihrer Positionierung nur wenig hilfreich in der Sache. Ein Blick auf die Ergebnisse lässt allerdings erahnen, welcher Krimi sich tatsächlich auf der Strecke abgespielt haben muss: Markus Class sicherte sich mit einer Bestzeit von 1:12.81 die Pole Position vor Pavel Kejmar, der mit einer Rundenzeit von 1:12.981 nur knapp unterlag. Die dritte Position ging mit 1:13.142 an Gaststarter Tomas Travnicek, Markus Volz komplettierte mit 1:14.085 die erste Startreihe.
Der Start des ersten Rennens ging an Pavel Kejmar, dem sich Markus Class sogleich ans Hinterrad klebte. Markus Volz hatte nach einem guten Start zunächst die dritte Position inne, musste aber schon in der zweiten Runde für Tomas Travnicek Platz machen. Dieser attackierte fast sofort Markus Class, der nun zwischen der Verteidigung gegen Travnicek und dem Angriff auf Kejmar hin und hergerissen war. Nachdem Travnicek hartnäckig blieb, musste Class sich zwangsläufig auf die Verteidigung konzentrieren und hielt bis zur siebten Runde stand. Ein unmerklicher Strauchler in der Kurve brachte Travnicek einen winzigen Vorteil, so dass er sich wenig später an Class vorbeischieben und unverzüglich daran machen konnte, Kejmar von der Spitze zu verdrängen. Markus Class ließ sich daraufhin leicht zurückfallen und wartete zunächst ab, wie das Gerangel vor ihm ausgehen würde. Wenig später ging Travnicek an der gleichen Stelle an Kejmar vorbei, an der er zuvor an Class vorbeigegangen war, und sofort schloss Class zu Kejmar auf, um ihn zu attackieren. Kejmar hatte die Tür allerdings luftdicht verschlossen, und Tomas Travnicek gewann den ersten Lauf vor Pavel Kejmar und Markus Class. Markus Volz wurde Vierter.
Jürgen Künzel, der bis dahin Tabellenzweite, erreichte nach einer Stop-and-Go-Strafe den siebten Platz.
Für Michi Herrmann scheint die Pechsträhne in dieser Saison nicht abzureißen: bereits im freien Training des sonntags musste er wegen eines technischen Problems vorzeitig die Strecke verlassen. Mit seinem Reservebike hatte er im Zeittraining noch den fünften Startplatz erringen können, war im ersten Rennen auch aussichtsreich gestartet, musste aber im Verlauf erneut mit einem Motorschaden aufgeben.
Ebenfalls keinen glücklichen Verlauf nahm der erste Lauf für Nico Joannidis, der Fahrer, der am Samstag vom Stadionsprecher noch als im Moto Team Super Factory fahrend, angekündigt wurde. Wegen eines schleichendes Plattfußes konnte er das Rennen nicht beenden.
Der Start des zweiten Rennens bescherte Markus Class nach einem Holeshot die Führung, vor Markus Volz, Nico Joannidis und Tomas Travnicek. Pavel Kejmar musste sich nach einem misslungenen Start auf der sechsten Position hinter Jürgen Künzel einreihen, ließ sich dadurch aber nicht lange aufhalten. Auch Travnicek fackelte nicht lange, servierte zunächst Joannidis ab und kurz darauf Volz, so dass er sich schon in der zweiten Runde hinter Markus Class auf der zweiten Position befand. Was nun folgte, war Supermoto vom Allerfeinsten: Travnicek klebte über die komplette Renndistanz förmlich am Hinterrad der gelben 111 und lauerte auf den winzigsten Fehler, um sich an Markus Class vorbeizuschieben. Nach knapp der Hälfte des Rennens musste Markus Volz seinen erbitterten Widerstand gegen die Angriffsversuche Kejmars aufgeben, und ihn auf die dritte Postion vorziehen lassen. Während Markus Class weiterhin hartnäckig von Tomas Travnicek beharkt wurde, mühte Kejmar sich seinerseits, auf Schlagdistanz an Travnicek heranzukommen. Schließlich gelang es ihm, und nun war es an Travnicek, sich zwischen Angriff und Verteidigung zu entscheiden. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als er in der drittletzten Runde im letzten Teil des Off Roads stürzte und damit für Pavel den Weg nach vorne frei machte. Das kleine Scharmützel der beiden Tschechen hatte Markus aber einen kleinen Freiraum verschafft, so dass der Versuch, doch noch den Sieg gegen seinen ebenbürtigen Kontrahenten zu erringen, für Pavel ein hoffnungsloses Unterfangen war. Nach einem absolut furiosen Rennen errang Markus Class den verdienten Sieg vor Pavel Kejmar und Markus Volz.
Was für ein Rennen!
Tomas Travnicek wurde vierter und Nico Joannidis ging -nach einem kleinen Geschiebe mit Jürgen Künzel- als fünfter über die Ziellinie, während Jürgen im Verlauf dessen gestürzt war, und sich mit dem zwölften Platz zufrieden geben musste.
Markus Class belegt nach den Rennen am Harz-Ring nun den zweiten Platz in der Tabelle hinter Pavel Kejmar und ist damit seinem Saisonziel ein Stückchen näher gerückt: „Im ersten Lauf hatte ich beim Start ein paar Probleme, bin nicht so gut weg gekommen und war dann zweiter. Danach habe ich in einer Kurve einen Fehler gemacht, so dass Travnicek mich dann kurz danach überholen konnte. Im zweiten Lauf war der Start viel besser, ich bin dann auch gleich rechts rüber, damit von da keiner mehr kommen kann, und bin dann zügig weggefahren. Travnicek hat zwar von hinten gehörig Druck gemacht, aber ich konnte die Konzentration halten und nach Hause fahren. Mit der Platzierung im ersten Rennen war ich auf keinen Fall zufrieden, aber der Start ist immer noch die halbe Miete, deshalb bin ich froh, dass es jetzt im zweiten Rennen geklappt hat“.
Auch für Markus Volz war der zweite Lauf so eine Art versöhnlicher Abschluss:“Im ersten Rennen hatte ich einige technische Probleme, die mein Team in der Pause aber beseitigen konnte. Im zweiten Lauf konnte man sehen, dass ich die Pace mitgehen konnte, und Pavel Kejmar einige Zeit Widerstand leisten konnte. Wir sind zwar Teamkollegen, aber trotzdem fahren wir gegeneinander und da gibt es auch kein Pardon. Jeder fährt letztlich für sich selber, und zum Schluss sieht man eben, wer die Nase vorn hatte. Momentan bin ich mit dem dritten Platz sehr zufrieden, das heißt aber nicht, dass das auch so bleiben wird.“
Langsam aber sicher wird es also ernst im Kampf um die Meisterschaft. Noch zwei Renntage gilt es zu bestreiten, bis endgültig feststeht, wer in dieser Saison `die Nase vorn´ hatte.
Für einige Fahrer ist die Saison allerdings jetzt bereits zu Ende. Wie schon berichtet, hatte S1 Fahrer Steffen Schmid schon am letzten Renntag in Stendal erhebliche Probleme mit dem Schultergelenk. Inzwischen hat er sich einer OP unterzogen und wird aufgrund dessen in dieser Saison nicht mehr an den Start gehen. Es bleibt zu hoffen, dass er im nächsten Jahr wieder dabei sein wird.
Der zweite im Bunde ist Alexander Köckritz, der in dieser Saison ursprünglich mit einem Zweitakter an den Start ging. In Stendal war er dann wieder mit vier Takten unterwegs, die inzwischen aber zum Verkauf stehen. Aufgrund massiver Kniegelenksprobleme muss sich Alexander von der Supermotoszene verabschieden und gab am Harz-Ring sozusagen seine Abschiedsvorstellung.
Last but not least sei noch Markus Rutz genannt, den man nicht nur als Fahrer der C2 kennt, sondern den meisten von euch auch als das zweite Gesicht von Motomonster und Herrscher über die ehemals zugelassenen Helmcams bekannt ist. In Stendal zog er sich bei einem Sturz eine üble Verletzung des Kanbeines zu, musste operiert werden, und plante, zumindest in Freiburg noch mal ins Renngeschehen einzugreifen. Schade auch, weil er zumZeitpunkt des Unfalls den zweiten Platz in der Tabelle belegte und sich über einen Platz auf dem diesjährigen Meisterpodium wie ein Schneekönig gefreut hätte. Ein besonders lieber Gruß geht deshalb von hier nach dort, und hoffentlich trifft man sich -ob mit oder ohne Moped- in Freiburg.
Für alle anderen wird es am Wochenende 25. / 26.08.2012 im schönen Harsewinkel dann endgültig ernst, wenn es in das letzte Recall vor der Entscheidungsschlacht um den Titel gehen wird. Das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Bis dann also
Ich hoffe, Ihr hattet ein wenig Freude beim lesen über die Supermoto IDM / DM vom 11.08.2012 bis 12.08.2012 auf dem Harzring und freut Euch auch über das kommende Supermoto Festival im Emstalstadion von Harsewinkel am 25.08.2012 und 26.08.2012.
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike