Wenn´s am schönsten ist oder: Angst vor dem nächsten Morgen....

Gerade noch hatte man das Gefühl, der Sommer hätte noch gar nicht so richtig angefangen, da ist er auch schon vorbei. Der Gewerbepark Breisgau in Eschbach bei Freiburg war in diesem Jahr Gastgeber für das große Finale in der Supermoto IDM / DM 2012 und `vorbei´ ist gleich in dreifacher Hinsicht das Wörtchen, das als Sinnbild für diese Veranstaltung stehen könnte.

2004 fand die erste Supermoto-Veranstaltung in Südbaden statt, mit der ein neues Kapitel in der Tradition des Freiburger Motorsportclubs aufgeschlagen wurde. In zahllosen ehrenamtlichen Stunden stampfte der Verein im Gewerbepark Breisgau eine anspruchsvolle Supermoto-Strecke aus dem Boden, die nicht nur höchsten internationalen Ansprüchen genügte, sondern sich fortan sowohl bei Fahrern als auch Zuschauern größter Beliebtheit erfreuen sollte. Schon die erste Veranstaltung auf dieser Strecke war die Internationale Deutsche Meisterschaft, und mit den Finalläufen der IDM in diesem Jahr schließt sich der Kreis: die letzte Veranstaltung der diesjährigen IDM war zugleich die letzte Veranstaltung, die auf der schönen und traditionsreichen Rennstrecke stattfand. Für das Gelände wurde ein Investor gefunden, der es zukünftig einer anderen Verwendung zuführen wird. Für den FMC Freiburg sicher Grund genug, die Vorbereitungen zum großen Finale mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu treffen. Einen würdigeren Abschluss einer Aera hätte man sich allerdings nicht wünschen können, und nachdem man derzeit bereits eifrig auf der Suche nach einem Ausweichgelände ist, wird dies sicher nicht die letzte Supermoto-Veranstaltung gewesen sein, die der FMC ausrichtet.
Endgültiger ist da schon das Ende einer weiteren Aera, die mit den Finalrennen in Freiburg ihren krönenden Abschluss fand. Der Prince Charming des Supermoto, the One and Only Mr. Two-Stroke himself, bestritt in Freiburg seine letzten IDM-Läufe und komplettierte mit Pole und 2 x Sieg seine lupenreine Serie. Jochen Jasinski hängt nach einer triumphalen Saison endgültig seinen Helm an den Nagel, will mit Zweirädern zukünftig nichts mehr zu schaffen haben und wird seine Zeit demnächst in Bermudashorts und Hawaiihemd bunte Cocktails schlürfend an den sonnigen Stränden dieser Erde verbringen.
Moment mal....., reden wir hier von DEM Jochen Jasinski? Jawohl, das tun wir. Nachdem es schon mehrmals fast soweit war, macht er diesmal Ernst; jedenfalls was den Teil mit dem Helm und dem Nagel angeht. JJ beendete in Freiburg seine aktive Karriere als Supermoto-Pilot und wird demnächst `was anderes´ machen.
Der Teil mit den Bermudashorts ist wohl eher unwahrscheinlich, und das nicht nur, weil man das vielleicht gar nicht sehen will :-). Wenn man also eine Prognose abgeben müsste, dann würde man sicher wetten, dass Jochen auch in der nächsten Saison seine Finger nicht aus dem Renngeschehen lassen wird. Nur eben nicht auf sondern eher neben der Rennstrecke.
Zu guter Letzt ist nach dem Finale natürlich die diesjährige Supermoto IDM Geschichte, womit wir dann beim dritten `vorbei´ des Wochenendes wären.
Eine denkwürdige Veranstaltung also, die der MSC Freiburg da auszurichten hatte. Sogar das Wetter spielte mit, so dass sich bei Sonnenschein und traumhaften Spätsommertemperaturen die internationale Supermoto-Elite in Freiburg traf, um ihre diesjährigen Meister zu küren.
S2

In der S2 stand mit Jochen Jasinski der Deutsche Meister bereits nach dem letzten Renntag fest. JJ holte sich in dieser Saison jede Pole und gewann jedes Rennen, insofern ging es für ihn `nur´ noch darum, seine Serie sauber zu halten. Weiter spannend war es jedoch im Kampf um den Vizetitel geblieben. Dirk Spaniol startete in Freiburg mit gerade mal 8 Punkten Vorsprung vor Jan Deitenbach, der seinerseits zwar einen etwas komfortableren, aber keineswegs sicheren Vorsprung vor Kevin Würterle aufweisen konnte.
Beim Zeittraining holte, wie bereits erwähnt, JJ sich die Pole und hatte damit für den ersten Teil seiner Serie den Sack wenigstens schon zu. Die zweite Startposition ging an Deitenbach, vor Jens Wiedemann und Dirk Spaniol. Kevin Würterle erreichte in der Quali die sechste Startposition.
Fast schon traditionsgemäß entschied Jochen Jasinski umgehend den Start für sich und distanzierte sich auch sogleich vom Getümmel hinter ihm. Jan Deitenbach folgte auf P2, gleich dahinter Jens Wiedemann, der allerdings als Gast außerhalb der Wertung fuhr. Im Off Road ließ Deitenbach ihn denn auch widerstandslos ziehen, was ihn zwar einerseits keine Punkte kostete, andererseits allerdings zum unmittelbaren Attackeziel des auf vierter Position fahrenden Dirk Spaniol machte. Eine Weile ließ er ihn zappeln, und ging schließlich gegen Mitte des Rennens eingangs des Off Roads an Deitenbach vorbei und machte dessen Punktestrategie damit zunichte.
Wie sollte es anders sein, Jasinski ging mit souveränem Abstand als Sieger über die Ziellinie, vor Jens Wiedemann und Dirk Spaniol, der damit seinen Vorsrpung vor Jan Deitenbach um zwei weitere Zähler ausbauen konnte.
Bei der Startaufstellung zum zweiten Lauf, der Jochen Jasinskis letztes Rennen sein sollte, hatten nicht wenige einen dicken Kloß im Hals, und der ein oder andere musste sich sogar das eine oder andere Tränchen aus dem Augenwinkel wischen. Dies hatte natürlich nichts mit dem Kloß zu tun, sondern lag einzig an dem Umstand, dass bei trockenem Wetter einem auf einer Supermotostrecke eben mal schnell ein Staubkörnchen ins Auge fliegt, und da war es gut, dass die Warm-up laps diesmal eine willkommene Gelegenheit boten, den Routineschalter zu finden und umzulegen.
JJ gewann auch diesen Start, vor Jens Wiedemann und Jan Deitenbach. Dirk Spaniol folgte auf Position 4 und Danni Fuhrbach war nach einem sensationellen Start von der neunten Startposition auf den fünften Platz  vorgezogen, fiel danach aber zurück.
Dirk Spaniol saß dem drittplatzierten Jan Deitenbach über weite Strecken des Rennens im Nacken, attackierte ihn zeitweilig auch, fiel allerdings gegen Ende des Rennens offenbar wegen eines technischen Problems zurück. Jochen Jasinski, der inzwischen erneut einen deutlichen Abstand zwischen sich und seine Verfolger gebracht hatte, schaltete für die letzten beiden Runden sichtbar in einen entspannten Cruisermodus und genoss seinen Triumph. Als unangefochtener Sieger gewann er das Rennen und den Meistertitel, beendete mit 7 mal Pole und 14 konkurrenzlosen Siegen seine Karriere als Supermoto Pilot. JJ ist zum dritten Mal Internationaler Deutscher Meister in der S2 und machte mit dieser Meisterschaft seine Vision wahr, für die er am Anfang der Saison 2011 nur milde belächelt wurde: er brachte als erster Fahrer seit 1999 einen Zweitakter auf das Meisterpodium der S-Klassen und sicherte sich damit seinen Platz in der Geschichte des Supermotosports. Glanzvoller kann ein Abschied nicht sein.  Also JJ, herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel!
Der zweite Platz in diesem Rennen ging erneut an Jens Wiedemann, der auch in diesem Rennen eine gute Figur machte und die Messlatte für die S2 der kommenden Saison schon mal locker vor justiert hat. Ob er im nächsten Jahr tatsächlich in der S2 starten wird, wusste er in Freiburg noch nicht so ganz genau: „Im letzten Jahr bin ich MX Masters gefahren, dieses Jahr habe ich es mal mit der Supermoto C2 versucht. Es macht beides gleich viel Spaß, gerade hier in Freiburg kommt mir der geniale Off Road natürlich entgegen, aber auf der Straße klappt es bei mir auch immer besser. Die Stimmung beim Supermoto ist einfach geil und je nachdem, was sich jetzt noch mit Sponsoren und meinem Teamchef Lars Dicke ergibt, wird sich entscheiden, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Im Moment ist aber noch nichts konkretes geplant“. 
Jan Deitenbach ging zwar als Dritter vor Dirk Spaniol über die Ziellinie, konnte diesem damit aber den Rang des Vizemeisters nicht mehr ablaufen und muss sich mit dem dritten Platz in der Gesamtwertung begnügen.
Sowohl Meister- als auch Vizemeistertitel gingen damit in der S2 an die beiden `gesetzteren´ Herren des Fahrerfeldes, die von bösen Lästermäulern auch schon mal mit den aus Film und Fernsehen bekannten Herren Waldorf und Stadler verglichen wurden. Jochen Jasinski und Dirk Spaniol zeigten den `jungen Wilden´ in dieser Saison eindrucksvoll, wo der Hammer hängt, auch wenn zumindest für Dirk die Saison nicht nur Höhen, sondern auch ein paar Tiefen hatte. Trotzdem war er zufrieden mit seinem Titel und bedauerte an diesem Wochenende nur eins so richtig: dass die letzte Chance, Jochen Jasinski den Start ab zu kaufen, unwiederbringlich dahin ist. „Das erste Rennen war für mich okay. Beim Start gab´s ein bisschen Gerangel mit Jens Wiedemann, aber ich habe dann schnell meinen Rhythmus gefunden und bin irgendwann auf Jan aufgelaufen, konnte eigentlich ganz easy an ihm vorbeiziehen und dann auch das Tempo bestimmen. Im zweiten Lauf sah es eigentlich ähnlich aus, nach dem Start war ich wieder Vierter hinter Jan, konnte anfangs auch ein bisschen pushen und bin bis auf 0,7 Abstand gefahren, und dachte mir, dass ich gleich auflaufen würde, und wenn du aufläufst, ist es meistens auch so, dass du ganz gut vorbei kannst, aber dann hat mir leider meine Bremse einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Vorderradbremse hatte nicht mehr genügend Druck, deshalb musste ich das Tempo einfach raus nehmen. Zum Schluss war ich froh, dass das Rennen vorbei war, weil du ohne vernünftige Bremse logischerweise nicht schnell fahren kannst.
Die Saison war für mich durchwachsen, anfangs bin ich am Jochen dran geblieben, aber dann hat er so zugelegt, und ich habe so viele Fehler gemacht, dass er ganz klar den Meistertitel verdient hat.
Für mich persönlich ist es ganz schade, dass Jochen aufhört, weil wir wirklich gut miteinander können. Teilweise sind wir ja ein Kopf und ein Arsch, wie man so schön sagt, und dass wir zwei alten Säcke den Jungen noch zeigen konnten, wie´s geht, ist schon echt klasse. Wenn Jochen nicht mehr dabei ist, bin ich jetzt der einzige `Alte´ der da vorne rumfahren soll, und das ist schon blöd. Jochen ist ein Aushängeschild für den Sport und ich hoffe natürlich, dass er dem Sport erhalten bleibt. Vielleicht macht er ja ein eigenes Team, oder mit Husaberg zusammen eine Jugendbetreuung, oder vielleicht stellt er ja auch einem anderen Fahrer seinen ollen Zweitakter da zur Verfügung; da könnte ich mir schon so einiges vorstellen. Ich würde mir deshalb wünschen, dass er nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit dabei ist, wenn auch nicht auf der Strecke, und wir auch weiter viel Spaß zusammen haben können. Jochen ist so ein Typ, der auch mal gerne aneckt; ein Original eben. Aber wenn er etwas sagt, dann kann man sich zu 100% auf ihn verlassen. Fertig.
Wäre deshalb schön, wenn wir ihn im nächsten Jahr hier wieder sehen würden.
Was die nächste Saison angeht, so hoffe ich, dass wir heute abend endlich mal Tacheles geredet wird, wie es denn nun mit den Klassen weitergehen soll. Die Saison ist vorbei und wir planen jetzt schon für das nächste Jahr und wenn ich in zwei Wochen bei Suzuki mein Wunschteam für 2013 vorstellen soll, dann muss ich ja zumindest wissen, in welchen Klassen wir an den Start gehen können. Sollte es nur noch eine Klasse geben, besteht auf jeden Fall die Gefahr, dass Fahrer hinten runter fallen, wenn es nicht früh genug bekannt gemacht wird. Wenn die Info irgendwann Ende Oktober kommt, könnte es sogar sein, dass einige Fahrer schon aus Trotz absagen. So was ist zwar nie gut, aber es ist auch nicht fair, die Teams so lange im Regen stehen zu lassen. Der Sport lebt von den Fahrern, und gegeneinander werden wir nichts erreichen; es kann nur zusammen gehen. Insofern hoffe ich schon, dass es heute Abend wenigstens ein paar klare Worte gibt, auf die wir dann reagieren können.“
Last but not least sollen die Schlussworte für die S2 dem neuen Deutschen Meister seiner Klasse gehören:

„ Die Saison war perfekt, alles hat perfekt funktioniert, ob es das Motorrad war, die Reifen von Michelin, das Team um MH Motorräder oder die Mechaniker. Wenn man jede Pole holt, und jedes Rennen der Saison gewonnen hat, dann kann man über rein gar nichts jammern. Besser hätte es nicht laufen können.“

S1
Die Meisterschaft in der S1 sollte sich endgültig erst in Freiburg entscheiden. Aussichtsreichster Kandidat für den Meistertitel war Pavel Kejmar, der die Tabelle mit 24 Punkten Vorsprung auf Markus Class anführte und der die Führung von Markus nach dessen persönlichem Waterloo in Stendal übernommen hatte. Mit weiteren 24 Punkten Abstand folgte Jürgen Künzel auf der dritten Position mit einem knappen Vorsprung von 9 Zählern auf Markus Volz. Während zwischen Kejmar und Class es relativ entschieden zu sein schien, und sowohl Künzel als auch Volz über die Saison mit durchaus wechselhaften Erfolgen unterwegs waren, war die Frage um Platz 3 auf dem Meisterschaftspodest noch völlig offen.
Die erste Überraschung zeigte sich denn auch schon in der Qualifikation: Michi Herrmann, der in dieser Saison erneut viel Pech hatte, und deshalb in der Tabelle nur auf dem 10. Rang lag, brannte die unschlagbar schnellste Zeit in die Piste. Zweiter wurde Pavel Kejmar vor dem frischgebackenen Österreichischen Staatsmeister Lukas Höllbacher, der auf die tausendstel genau die gleiche Zeit fuhr wie Pavel, allerdings erst nach diesem, und Markus Class auf der vierten Startposition.
Der Start des ersten Laufs ging an Herrmann, Höllbacher hatte Kejmar den Schneid abgekauft und folgte auf der zweiten Position vor Kejmar, Class und Joannidis. Schon im Off Road baute Michi Herrmann seinen Vorsprung auf Lukas Höllbacher aus. Hinter Pavel Kejmar, dem es in diesem Rennen zum Gewinn der Meisterschaft gereicht hätte, vor Markus Class ins Ziel zu kommen, lauerte dieser auf seine Chance, den Tschechen vor der Entscheidung noch ein wenig ins Schwitzen zu bringen. Diese Chance wurde allerdings buchstäblich in den Sand gesetzt, als Class -und damit auch jede noch so kleine Hoffnung, doch noch den Meistertitel zu erringen- ausgerechnet von Nico Joannidis zu Fall gebracht wurde, und das Feld von hinten aufrollen musste. Die Rangelei der beiden machte den Weg für Bernd Hiemer frei, der in der nächsten Saison nach zweijähriger Abwesenheit wieder als eingeschriebener Fahrer für KTM Bauerschmidt bei der IDM dabei sein wird, und die letzte Veranstaltung der Saison für sein Comeback auserkoren hatte. Nur wenig später ging er auch an Kejmar vorbei, der sich auf der vierten Position mit seinem Teamkollegen Markus Volz einen heissen Fight um Platz 4 lieferte.
Michi Herrmann siegte überragend und der erst 17-jährige Lukas Höllbacher zeigte mit dem zweiten Platz, was man von ihm noch alles erwarten darf. Bernd Hiemer belegte gleich bei seinem Debüt einen unerwarteten dritten Platz vor seinen beiden Teamkollegen Pavel Kejmar, der damit  den diesjährigen Meistertitel in der S1 nach Hause holte, und Markus Volz.
Jürgen Künzel, der von Position 11 gestartet war und damit ohnehin keine besonders gute Ausgangsposition hatte, wurde zu allem Überfluss unterwegs ebenfalls von Nico Joannidis abgeräumt und musste danach das Rennen beenden. Nachdem bereits die erste Aktion gegen Markus Class von der Rennleitung als grenzwertig eingestuft wurde, zog die `Begegnung´ mit JK für Nico eine Sportstrafe wegen "unfairer"  Fahrweise nach sich. Schwacher Trost für Markus Class,  und erst recht für Künzel, der damit dem dritten Platz in der Gesamtwertung Lebe Wohl sagen durfte.
Nach einer Saison voller Enttäuschungen war der Sieg für Michi Herrmann ebenfalls nur ein schwaches Trostpflaster: „Harsewinkel war nochmal so ein richtiger Tiefschlag. Zum verletzungsbedingten Ausfall in St.Wendel kamen in dieser Saison zahlreiche technische Probleme hinzu. Kurioserweise lag der Fehler immer woanders, und das hat uns über die Saison schon mächtig beschäftigt. Gestern lief es für uns schon gut, und mit dem Sieg im ersten Rennen bin ich mehr als zufrieden. Mehr geht eigentlich gar nicht. Ich denke aber auch, dass mir die Strecke hier einfach zu Gute kommt, mit ihren spitzen Schikanen und natürlich dem Off Road, und wenn es über das zweite Rennen so bleibt, sind wir mit dem Wochenende zufrieden.
Leider hatten wir in diesem Jahr ja fast kein Rennen, in dem wir nicht irgendwelche technischen Probleme beheben und in einer Notsituation irgendwas zusammenbasteln mussten. Man darf halt nicht vergessen, dass das Motorrad bereits im dritten Jahr läuft, und wenn dann ständig jemand drauf sitzt, der auch eine Menge Gas gibt, tauchen die Probleme dann eben nach und nach auf. Wenn das Motorrad mal ohne Flickereien gelaufen ist, dann war ich auch immer unter den ersten vier dabei. Das die S1 von den Zeiten her viel enger ist und auf viel höherem Niveau fährt, als die S2, das war mir von vornherein klar, aber das ist ja gerade die Herausforderung für einen Rennfahrer, und für mich war genau das der Grund, warum ich in die S1 gewechselt bin. Wenn man sich keine neuen Ziele setzt, wird es schnell langweilig und man wird auch faul. Das will ich für mich auf jeden Fall vermeiden, und deshalb werde ich in der nächsten Saison auch dem Supermotosport und der Klasse auf jeden Fall treu bleiben. Im Augenblick will ich allerdings nur verraten, dass es ein neues Motorrad geben wird. Der Rest muss warten bis nach der Intermot.“
Bernd Hiemer, der 2010  in St. Wendel das letzte Mal in Deutschland bei einem Supermoto IDM Rennen startete (zumindest bis zur Quali),  war selber ein bisschen  überrascht über seinen dritten Platz: „Ich bin froh, wieder dabei zu sein, aber für mich war es doch ein schwieriges Rennen. Wir haben vor zwei Wochen erst das Motorrad bekommen, letzte Woche bin ich das erste Mal damit gefahren, und wir hatten bis jetzt viel zu wenig Zeit, ein vernünftiges Set up auszuarbeiten. Die Jungs an der Spitze waren einfach viel zu schnell, da konnte ich definitiv noch nicht mithalten. Ich habe zwar ein bisschen gehaushaltet, aber für ganz vorne reicht es einfach noch nicht. Mal sehen, wie es im zweiten Rennen läuft, aber fürs erste bin ich sehr zufrieden mit der guten Platzierung gleich beim ersten Versuch.“
Im zweiten Rennen sicherte sich der neue Deutsche Meister -befreit von der Notwendigkeit des Punktesammelns- durch Holeshot den Start, vor Michi Herrmann und Lukas Höllbacher. Herrmann wollte die Spitzenposition nicht kampflos aufgeben, rutschte aber schon in der ersten Runde weg und konnte sich erst auf der 13. Position wieder einreihen. In der nächsten Runde tat Kejmar es ihm gleich, ging zu Boden und machte den Weg frei für Lukas Höllbacher, der damit unversehens in Führung ging. Während hinter ihm zwischen seinen Verfolgern Nico Joannidis und Markus Class nach dem Eklat im ersten Rennen ein verbissener Kampf um den zweiten Platz tobte, schlossen beide zwar im Verlauf des Rennens zu Höllbacher auf, konnten aber auch nicht verhindern, dass sich Michi Herrmann von hinten schon wieder mit Riesenschritten näherte. Wie ein Torpedo klebte Class an Joannidis Hinterrad, bereit, in die kleinste sich bietende Lücke hineinzustoßen, doch bis zur letzten Runde bot Joannidis seinem Verfolger Paroli. In der langen Linkskurve auf dem Weg zur Fahrerlagerkurve machte er schließlich den von Markus Class ersehnten Fehler, hielt in der Schikane zu lange dagegen, und musste ihn ziehen lassen. Fast hätte ihn der inzwischen auf Tuchfühlung herangerückte Michi Herrmann auch noch kassiert, und nur um Haaresbreite gelang es  Nico, den dritten Platz um 12 Tausendstel vor Michi über die Ziellinie zu retten.

Fantastischer Sieg also für Lukas Höllbacher, zweiter Platz und damit der Titel des Vizemeisters für Markus Class und ein knapper dritter Platz für Nico Joannidis.
Lukas Höllbacher, der erst am Wochenende vorher zu Hause den Titel des Österreichischen Open Staatsmeisters einfuhr, und zur Siegerehrung des letzten IDM Rennens dieser Saison in `Begleitung´ einer österreichischen Nationalflagge erschien, sind die Prioritäten dennoch eindeutig: „Im letzten Jahr war ich bei den österreichischen Meisterschaften in der gleichen Klasse Vizemeister. Der Meistertitel in diesem Jahr ist für mich deshalb großartig. Was aber heute hier passiert ist, das ist für mich einfach ein Hammer. Letztes Jahr bin ich beim Finale in Stendal als Wild Card Fahrer zweiter geworden, und das ich heute hier gewonnen habe, das kann ich selber fast gar nicht glauben. Das ist richtig geil und zeigt mir, dass ich es kann, und dass es im nächsten Jahr vielleicht besser , weil kontinuierlicher, läuft, als dieses Jahr.“
Sowohl Vizemeistertitel als auch der zweite Platz im letzten Rennen der Saison können für Markus Class nur ein schwacher Trost sein: „Im ersten Rennen hatte ich eigentlich einen ganz guten Start und war Vierter hinter Pavel Kejmar, dessen Geschwindigkeit ich auch gut mitgehen konnte. Kurz vorm Off Road wollte ich zu einem Überholversuch ansetzen, aber da hat der Nico mir leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich weiß nicht, ob er sich verbremst hat, oder ausgerutscht ist, auf jeden Fall hat er mich sauber abgeräumt, so dass ich das Feld von hinten aufrollen musste. Ich war schon wieder neunter, als ich an der Teambox mit der Fußraste hängen geblieben bin und fast nochmal abgeflogen wäre. Im zweiten Rennen lief es dann besser, obwohl Nico mich da in der zweiten Runde auch fast nochmal abgeschossen hätte, weil er mir im Off Road fast auf den Kopf gesprungen ist. Da hab ich mir gedacht, `warte, das bekommst Du wieder`. Ich bin deshalb ganz froh, ihm das in der letzten Runde `wiedergeben zu haben` und ihn dann doch noch erwischt habe. Mit dem Vizetitel bin ich soweit zufrieden und dann müssen wir einfach mal sehen, wie es nächste Saison läuft.“
Pavel Kejmar, der neue Deutsche Meister in der Klasse S1, war natürlich überglücklich über seinen Titel, auch wenn das Finalwochenende für ihn allenfalls suboptimal lief: „Das Wochenende war für mich härter, als ich vermutet hätte. Ich mag es, wenn die Strecke nass ist, und dementsprechend lief das erste Training für mich super. Beim zweiten Training auf trockener Strecke hatte ich den schlimmsten Crash meiner bisherigen Supermotokarriere. Danach tat mir wirklich jeder Knochen weh; mein Kopf, mein Hinterteil, meine Hände. Ich habe Glück gehabt, dass ich überhaupt noch fahren konnte und mir bei dem Sturz nichts gebrochen habe. Dafür hat das Motorrad umso mehr abbekommen und obwohl die Reparatur uns viel Arbeit gekostet hat, war bei der Quali noch nicht alles optimal eingestellt. Aber ich habe trotz einiger Schwierigkeiten den zweiten Platz erreicht, und damit war ich auch ganz zufrieden. Nachts konnte ich wegen all der Prellungen kaum schlafen, was sich am Sonntag beim Rennen dann auch bemerkbar machte. Beim ersten Rennen wusste ich, dass ich nur 3 Punkte mehr brauchte als Markus, um den Titel zu sichern, und ich war soooooo froh, als das dann auch geklappt hat. Der ganze Druck war auf einmal weg, all die Probleme, die ich wegen einiger Verletzungen während der Saison hatte. Erinnerst du dich noch, wie ich in Stendal aussah? Alles weg. Das war wirklich eine verrückte erste Saison in Deutschland für mich, aber ich habe mein Ziel erreicht, und darüber bin ich wirklich glücklich. Am Donnerstag geht’s erst mal nach Frankreich, und auch dort werde ich versuchen, mein bestes zu geben. Danach kommt noch der Cup of Nations, wo ich mit Petr Vorlicek und Tomas Travnicek in einem -wie ich glaube- sehr starken Team fahren werde und für uns gute Chancen auf einen der vorderen Plätze bestehen.
Für heute will ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mir in dieser Saison zur Seite standen und mir geholfen haben, die Meisterschaft zu gewinnen. Zum einen ist das natürlich mein Team von KTM Bauerschmidt, meine Freunde, ganz besonders mein Dad und überhaupt meine Familie, Familie Würterle und -natürlich und vor allem- meiner Freundin. Vielen Dank an euch alle für eure Unterstützung und eure Freundschaft. Ich hoffe, ich werde euch auch in der nächsten Saison nicht enttäuschen.“
Jürgen Künzel beendete dieses Rennen als siebter hinter Markus Volz, der damit den dritten Platz in der Gesamtwertung für sich beanspruchen konnte. Bei der Meisterehrung später am Abend blieb Markus Platz auf dem Podium allerdings leer, was ihm teilweise durchaus negativ ausgelegt wurde.  Nach eigenem Bekunden hatte er sich allerdings bereits eine Woche vorher für sein Fernbleiben entschuldigt.
Für Michi Herrmann bleibt nach viel Pech in dieser Saison und einem für ihn sehr erfolgreichen letzten Renntag die Hoffnung auf die nächste Saison.
Damit sind die Rennen um die deutsche Supermotomeisterschaft 2012 zu Ende. Was nun bleibt, wäre ein Blick auf die Meisterschaftsfeier, bei der auch der von Dirk `geforderte´ Ausblick auf die kommende Saison gegeben wurde. Das Wesentlichste, das hier erwähnt wurde war, dass die zwei S Klassen auch in 2013 gefahren werden.
Über den weiteren Verlauf der Meisterschaftsfeier soll an dieser Stelle diskret der Mantel des Schweigens gebreitet werden. Die Beurteilung eines S2 Fahrers etwa zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung will ich euch aber doch nicht vorenthalten: „Das dürft ihr euch auf k.e.i.n.e.n  Fall entgehen lassen. Ich habe jetzt schon Angst vor morgen früh“ und es wäre wirklich völlig Banane, jetzt darüber zu spekulieren, von wem diese Beurteilung stammt....
In diesem Sinn bedankt RD-Foto sich bei allen, die über die Saison jederzeit geduldig meine „hochqualifizierten“ Fragen beantwortet, für Fotos zur Verfügung standen und sich es immer wieder aufs Neue angetan haben, Zeilen auf dieser Seite zu lesen.
Also, bis nächstes Jahr denn...
Ich hoffe, Ihr hattet ein wenig Freude beim lesen über das Finale der Supermoto IDM / DM vom 15.09.2012. und 16.09.2012 in Freiburg.
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike