Am 25. und 26.08.2012 fand im schönen Emstalstadion im nordrhein-westfälischen Harsewinkel die vorletzte Runde der diesjährigen Supermoto IDM statt.
Die traditionsreiche Strecke mit schneller Asphaltpiste, Mega-Table und der aufsehenerregenden High-Speed-Sandbahn erfreut sich bei Zuschauern und Fahrern größter Beliebtheit und ist immer wieder für Überraschungen gut.

Das Team der Michelin Reifenwerke hatte für dieses Wochenende allerdings nicht mit großen Überraschungen gerechnet. Im Gegenteil: nachdem Jochen Jasinski bisher mit einer lupenreinen Siegesserie punkten konnte, zweifelte niemand ernsthaft daran, dass er sich in Harsewinkel vorzeitig den Titel des Deutschen Meisters in der Klasse S2 würde sichern können. Und dann kam doch alles ganz anders, als erwartet....
Die Trainings am Samstag konnten bei besten Wetter- und Streckenbedingungen durchgeführt werden. Im Qualifying sicherte sich Jochen Jasinski erneut ohne große Anstrengung die Pole Position, auch wenn der Vorsprung vor dem Zweitplatzierten diesmal etwas knapper als gewöhnlich ausfiel.
Der Sonntag zeigte sich regnerisch und wolkenverhangen. Binnen kurzem hatte sich die staubige Sandbahn in eine Schlammpiste und der Off Road in eine Rutschbahn verwandelt. Jedenfalls ließen Wetter- und Streckenbedingungen die Frage nach den richtigen Reifen gar nicht erst aufkommen: ohne Regenreifen würde hier gar nichts laufen.
Der Start des ersten Laufs ging an Jochen Jasinski, und während seine Verfolger sich abwechselnd in den Matsch warfen, fuhr er schnell einen deutlichen Abstand zu seinen Verfolgern heraus und gewann das Rennen souverän.
Das nächste Rennen würde die Entscheidung über den vorzeitigen Titelgewinn bringen. Je nach Konstellation wäre ein dritter, vierter oder sogar fünter Platz im Rennen dafür ausreichend gewesen, und auch wenn nicht offen ausgesprochen wurde, zweifelte niemand daran, dass Jochen Jasinski an diesem Tag zum dritten Mal in seiner Karriere den Titel des Deutschen Meisters nach Hause fahren würde.
Vor dem Start zum zweiten Rennen trafen Mitglieder, Freunde und Sympathisanten des Teams Michelin Reifenwerke in aller Heimlichkeiten Vorbereitungen, dem neuen Deutschen Meister in der S2 nach der Zieldurchfahrt einen gebührenden Empfang zu bieten. Man bewaffnete sich mit Sekt satt, die vorbereiteten Meister-T-shirts wurden übergezogen und danach sorgfältig mit Jacken verdeckt. Dann ging es bei anhaltendem Regen ins mit Spannung erwartete zweite Rennen.
Der Start ging erneut an JJ, der sich wiederum daran machte, sich vom Verfolgerfeld abzusetzen. Der erste Streckenabschnitt war schnell bewältigt, in der letzten Kurve vor dem Off Road hatte sich das Fahrerfeld schon etwas gelockert, Jochen Jasinski setzte als erster zum Sprung über den Table an, und es geschah, womit niemand gerechnet hatte: er legte sein Bike auf der schlammigen Piste ab und rutschte den Abhang auf seiner Lederkombi hinunter. Nach gefühlten Ewigkeiten hatte er seinen Zweitakter wieder in Gang gebracht und machte sich sofort wieder auf den Weg nach vorne. Er hatte schon wieder einige Plätze gut gemacht, als es erneut in den Off Road ging. JJ setzte zum Sprung an, sprang und es geschah das Unglaubliche: Jasinski verpatzte erneut die Landung und stürzte an exakt der gleichen Stelle wie vorher. Ein Raunen ging durch die Zuschauerreihen und so manchem, der von der Boxengasse aus mitfieberte, mag in diesem Moment ein dicker Kloß in den Magen gerutscht sein. Der vorzeitige Meistertitel schien dahin, und der Meistertitel mit lupenreiner Siegserie, mit dem Jasi seine Karriere beenden wollte, unerreichbar.
Was nun kam, ließ dem Publikum allerdings schier den Atem stocken: JJ ` beeilte´ sich, startete eine Verfolgungsjagd, die es in sich hatte, und brannte dabei Zeiten in die Piste, die um 2, 6 Sekunden schneller waren, als die des Fahrers an der Spitze. Ein Fahrer nach dem anderen sah Jochen Jasinski an sich vorüberziehen, bis schließlich kurz vor Ende des Rennens nur noch zwei Fahrer zwischen ihm und dem Sieg standen. Der Meistertitel war ihm zu dem Zeitpunkt schon sicher, aber es war eine Frage der Ehre, dieses Rennen zu gewinnen, wenn es irgendwie möglich wäre. Niemand hätte damit ernsthaft noch gerechnet. Niemand, außer Jochens Mechaniker Mike. Von ihm wird berichtet, er hätte in der Boxengasse ein ums andere Mal gemurmelt: `der kommt noch, abwarten, der kommt noch´, und er kam. Unter dem frenetischen Jubel des Publikums zog er eingangs der Sandbahn souverän an seinen beiden Kontrahenten vorbei, setzte sich an die Spitze des Fahrerfeldes und fuhr den wohl glanzvollsten Sieg seiner Laufbahn nach Hause.
„So gesehen war der erste Lauf ja ein ziemlich lockeres Spiel, der zweite war dann schon „etwas“ spannender.
Gleich in der ersten Runde habe ich über dem Table das Motorrad quer gestellt und bin total unnötig gestürzt, und musste dann von der letzten Position aufholen. Das mir der gleiche Anfängerfehler in der zweiten Runde direkt nochmal passiert, ist schon so peinlich, dass man es eigentlich gar nicht erwähnen sollte. Nachdem ich dann aber trotzdem noch auf Platz 1 vorgefahren bin, stehe ich da jetzt einfach mal drüber“ lachte der bekennende Antialkoholiker, nachdem die klebrigen Reste der Sektdusche abgewaschen waren. „Ich wusste zwar, dass ich nicht unbedingt gewinnen muss, um Meister zu werden, aber unterwegs hat mich dann doch der sportliche Ehrgeiz gepackt. Bisher habe ich jedes Rennen gewonnen, und da wäre es doch schade gewesen, wenn meine schöne Serie kaputt gewesen wäre. Ich hätte selber nicht gedacht, dass es funktioniert, aber ich habe mir einfach eingeredet, dass noch was geht, und deshalb bin ich natürlich sehr glücklich, dass es dann tatsächlich noch ging. Was mich doch ein wenig gewundert hat, nach dem Rennen haben mich ,mehr Leute zum Gewinn in diesem Rennen beglückwünscht, als zum Gewinn der deutschen Meisterschaft.
Überhaupt ist die Saison für uns bisher hervorragend gelaufen. Heute waren die Bedingungen mit Regen und schlammiger Piste wieder mal extrem, und man sieht einfach, dass die Kombination zwischen Reifen und Motorrad perfekt passt. Der Meistertitel -insbesondere auf einem eigentlich schon lange totgesagten Zweitakter- ist ein großartiger Erfolg, nicht nur für mich, sondern für das komplette Team der Michelin Reifenwerke.“
Jochen Jasinski ist damit zum dritten Mal Deutscher Meister in der Klasse S2 und seit 1999 der erste Fahrer, der diesen Titel auf einem Zweitakter gewinnt. Sein in der letzten Saison ins Leben gerufenes `Projekt Zweitakter´ kann damit wohl mit Fug und Recht als Erfolgsstory in den Geschichtsbüchern des deutschen Supermotosports verbucht werden.
Jochens Amtsvorgänger auf dem Thron der S2, Nico Joannidis, startet in dieser Saison in der S1, und musste bislang in dieser Klasse wegen eines noch nicht optimal eingestellten Motorrades eine kleine Durststrecke hinnehmen. In Harsewinkel erreichte er im ersten Lauf der S1 mit dem dritten Platz seine erste Podiumsplatzierung in dieser Saison, und auch Jürgen Künzel war mit dem dritten Platz im zweiten Rennen an diesem Wochenende für das Team der Michelin Reifenwerke auf Podiumskurs unterwegs.
Das große Finale findet am 15./16. September in Freiburg statt. Für Jochen Jasinski geht es dabei zwar `nur´noch um die Perfektionierung seiner makellosen Serie, alle anderen Positionen sowohl in der Klasse S2 als auch in der S1 sind aber nach wie vor offen. Spannende Rennen sind also vorprogrammiert, und wer sich die Entscheidungsschlacht in der Supermoto IDM nicht entgehen lassen möchte, der sollte sich den Termin im Kalender notieren.
 
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike