oder

eine Lücke ist nicht gleich eine Lücke

Obwohl der vierte Renntag der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Supermoto am 14.07.2018 / 15.07.2018 auf der nördlichsten Rennstrecke der Serie, der Motorsport Arena Oschersleben stattfand, brachten neben heißen Kämpfen um Positionen und Punkte auch hochsommerliche Temperaturen um die 30° C den Asphalt in der Arena förmlich zum kochen.

 

Sommerferien und dem parallel stattfindenden Sachsenring GP war es wohl nur teilweise geschuldet, dass trotz guter Bedingungen nur wenige Zuschauer die Ränge entlang der Kartbahn säumten. Null Werbeplakate in und um Oschersleben, fehlende Medienpräsenz, eine offizielle Internetseite, auf der sich seit St. Wendel (ok ich werte die zwei Zeilen mal so) gar nichts bewegt hat, offizielle Rennberichte, von denen es die ganze Saison bisher keinen einzigen (adäquaten) gab, eine ADAC Supermotoseite, die ihren letzten Eintrag zum Harzring 2017! hatte, Sätze, die bisweilen zu lesen sind, wie "weitere Informationen finden Sie auf Supermoto....de (einmal diesem Hinweis gefolgt, wirken sie mehr als Farce, denn als verlockende Informationsbörse), mögen vielleicht auch einen Anteil daran haben, dass der Supermotozirkus an diesem Wochenende mehr oder weniger als geschlossene Gesellschaft agierte.
Angesichts der Gesamtlage verwundert es denn auch kaum noch, dass auch in diesem Jahr die Gerüchteküche wieder tüchtig brodelt, die diese Saison als die letzte in der Geschichte der Supermoto IDM prophezeit.
Schade wärs, aber Totgesagte leben ja bekanntlich -oder hoffentlich- länger, und so bleibt denn doch die Hoffnung, dass bei den Verantwortlichen noch rechtzeitig der Groschen fällt und sich die Erkenntnis durchsetzt, dass von Nichts nichts kommt, und ohne vernünftige Vermarktung inklusive Werbekonzept und Appetit machender Präsenz in den Medien die Sponsoren ausbleiben werden, sowohl auf Veranstalterseite als auch bei den Teams. Und dies wäre dann tatsächlich das Ende für eine Sportart, die durchaus das Potential hätte, auch in Deutschland zum Publikumsmagneten zu avancieren. Wie gesagt, schade wärs.

 

Die wenigen unverzagten Besucher, die es dennoch nach Oschersleben gezogen hatte, bekamen das geboten, was das Label `IDM´ seitZuschauerinteresse bei der Supermoto IDM DM 2018 Oschersleben jeher verspricht: Supermoto vom Allerfeinsten

Markus Class war an diesem Wochenende aufgrund einer weiteren Terminkollision mit der Europameisterschaft, die wieder mal zeitgleich, nun im griechischen Thessaloniki, stattfand, erneut nicht mit am Start. Nachdem Class neben Marc-Reiner Schmidt derzeit zweifellos die schnellsten Fahrer der IDM und konkurrenzlos unterwegs sind, stand die Frage nach dem voraussichtlichen Sieger der beiden Läufe des vierten Renntages allenfalls hypothetisch im Raum. Dennoch sorgte das auch ansonsten hochkarätig besetzte Fahrerfeld mit Können und Ambition dafür, dass es auf der Rennstrecke alles andere als langweilig zuging.

Das Zeittraining entschied Marc-Reiner Schmidt innerhalb von 6 gefahrenen Runden für sich. Die zweite Startposition ging an Petr Vorlicek vor Markus Volz und dem nach drei Renntagen meisterschaftsführenden André Plogmann mit Rundenzeiten innerhalb einer Zehntelsekunde.

 

Die zweite Startreihe stellten Jan Deitenbach, Steffen Albrecht, Peter Banholzer und Simon Vilhelmsen.

 

Auch wenn die in der Quali eingefahrene Startposition für das Ergebnis des Rennens ausschlaggebend sein kann, so zeigte sich an diesem Wochenende einmal mehr, dass die Startposition bestenfalls die halbe Miete ist, und im Rennen letztlich alles ganz anders kommen kann.

Holeshot Markus Volz Supermoto IDM DM 2018 OscherslebenDer Holeshot beim Start des ersten Rennens ging denn auch ganz klar an Markus Volz, vor André Plogmann, Petr Vorlicek und Marc-Reiner Schmidt, der jedoch schon nach der ersten Linkskurve an Vorlicek vorbei auf die dritte Position zog. Plogmann leistete etwas länger Widerstand, musste sich aber zwei Runden später ebenfalls geschlagen geben, und kurz darauf war es auch um Volz´ Führung geschehen. Schmidt suchte dann auch schnell das Weite und überließ die Positionskämpfe den Mannen hinter ihm. Plogmann startete in der Folge mehrere Angriffsversuche auf Volz, der sich jedoch breit machte und Plogmanns Versuche vereitelte. In der Linkskurve nach Start/Ziel sah Plogmann seine Chance schließlich gekommen, setzte etwas unglücklich an, verbremste sich und kollidierte mit Volz, der in hohem Bogen von seinem Bike flog und rücklinks in Fahrtrichtung auf den Asphalt krachte. Plogmann selber war glimpflicher davon gekommen, kam relativ schnell wieder aufs Bike und machte sich an die Verfolgung Jan Deitenbachs, dem die Gunst der Stunde unversehens die dritte Position hinter dem ebenfalls an den zu Boden gegangenen Fahrern vorbeigewitschten Petr Vorlicek beschert hatte.

Nachdem der offensichtlich angeschlagene Markus Volz sowohl sich als auch sein lädiertes Bike kurz sortiert hatte, setzte er das Rennen mit gehörig Wut im Bauch zwar fort, hatte allerdings auf Position 12 den Anschluss an die Spitzenformation verloren. Wen wundert`s bei dem Abflug und mit nur einer Raste.


Hinter dem inzwischen davongezogenen Marc-Reiner Schmidt entspann sich zwischen Petr Vorlicek und Jan Deitenbach der Kampf um Platz 2, in dessen Verlauf Vorlicek im Off-Road den näheren Kontakt zum Untergrund suchte und Ende Off-Road`s auch fand. Deitenbach kam Deitenbach vor Plogmann und Vorlicek  Supermoto IDM DM 2018 Oscherslebengerade noch unbeschadet vorbei und auch der inzwischen herangekommene Plogmann konnte den gefallenen Vorlicek passieren. bevor dieser sich wieder aufs Bike geschwungen hatte. Zum Ende des Rennens war Plogmann auf Schlagweite an Deitenbach heran, jedoch beendete die schwarz-weiße Flagge Plogmanns Hoffnung auf den zweiten Platz. Der Sieg des Rennens ging -nicht unerwartet- an Marc-Reiner Schmidt, den man ob des intensiven Gerangels in der Fahrerriege hinter ihm eigentlich schon aus den Augen verloren hatte. Deitenbach wurde Zweiter vor Plogmann und Vorlicek. Peter Banholzer, sicherte sich einen beachtlichen 5. Platz.:“In Großenhain wars zwar Peter Bannholzer Supermoto IDM DM 2018 OscherslebenPlatz vier, aber Platz 5 ist von dem her auch nicht soooo schlecht. Ich fahre im Moment viel Motocross, fahre auch die MX 1 in der Südbayernserie mit, das ist ein ziemlich gutes Training für Supermoto, und das macht sich im Moment auch bemerkbar, weil man im OffRoad schneller unterwegs sein kann. Ab und an bekomme ich zwar immer noch harte Unterarme, aber das ist durch Motocross schon besser geworden. Der Off Road hier ist eigentlich auch ganz okay, etwas dumm ist allerdings, dass es nur eine Spur gibt und man deshalb schlecht überholen kann. Der Asphalt ist so ähnlich wie in Cheb; ein bisschen flüssiger und schneller; im Großen und Ganzen also gar keine schlechte Strecke. Wäre nicht schlecht, wenn man auch mal da oben ( zeigt aufs Podium ) stehen könnte, aber alles in allem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden“.

Für Plogmann war das erste Etappenziel des Wochenendes, die Sicherung seiner Tabellenführung, damit zunächst erreicht, auch wenn der Weg dahin gerne etwas geschmeidiger hätte verlaufen dürfen: „Beim Start konnte ich mich um 2 Positionen verbessern und war zunächst Zweiter, Marc-Reiner ging relativ schnell vorbei, danach war ich Dritter, hing da erstmal fest, und wartete auf eine Möglichkeit, zu Plogmann noch vor Schmidt Supermoto IDM DM 2018 Oscherslebenüberholen. Markus fährt eigentlich immer Kampflinie, so dass es schwierig ist, an ihm vorbeizukommen. Die Stelle in der 180° Kurve war die einzige, an der ich mir eine Chance ausgerechnet habe, weil er dort immer eine kleine Tür offen gelassen hat. Da habe ich es dann eben versucht, wollte beim Umlegen in die Linkskurve reinbremsen, war dabei etwas zu optimistisch und habe mich klassisch auf dem Vorderrad verbremst, so dass mir das Vorderrad eingeklappt ist, und dann hing ich auch schon drin. Verständlich, dass Markus jetzt sauer auf mich ist, weil er davon ausgeht, dass ich ihn abgeräumt habe, so war es aber nicht, und es tut mir total leid, dass er sich verletzt hat dabei. Ich würde gerne später noch das Gespräch mit ihm suchen und mich entschuldigen. Er ist im Moment noch ziemlich aufgebracht und ich denke, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich hoffe aber, dass sich vor dem nächsten Lauf noch die Gelegenheit ergibt. Wir lagen beide am Boden, aber im Gegensatz zu Markus kam ich schnell wieder aufs Bike, war dann auf der vierten Position und konnte mich auch recht schnell an Vorlicek heranarbeiten. Im Off Road vverlor er ein wenig den Rhythmus, sodass ich an ihm vorbei auf die dritte Position konnte und danach versuchte, die Lücke zu Position 2 zu schließen. Zum Schluss hat es dann so gerade eben nicht gereicht, aber mit dem dritten Platz bin ich auch ganz zufrieden.“
Jan Deitenbach holte mit dem zweiten Platz an diesem Wochenende sein zweites S1-Podium nach Hause, über das er sich natürlich riesig freute. Dennoch sah er die Dinge realistisch: „Ich bin superfroh, aber ich muss natürlich auch zugeben, dass ich ein bisschen Glück hatte. Schmidt, Deitenbach, Plogmann und Rooky Hiemer Podium Supermoto IDM DM 2018 OscherslebenAndré und Markus sind gestürzt, so dass Vorli vorbei konnte und ich dann auch noch. Ich habe versucht, an Vorli ranzukommen, was ich auch einigermaßen geschafft habe, bis er dann auch gestürzt ist und der Weg für mich frei war. Ob ich andernfalls die Attacke auf ihn hätte fahren können, weiß ich nicht, aber ein bisschen Glück gehört im Motorsport ja auch mal dazu, und ich bin im Moment einfach nur superhappy, dass es nach Harsewinkel heute nochmal für einen zweiten Platz gereicht hat. Nach St. Wendel und Grossenhain tut mir das einfach richtig gut, heute nochmal auf dem Podium zu stehen. Nachdem André nach seinem Sturz wieder zu mir aufschloss, hat mir meine Boxencrew die Abstände angezeigt, und je enger es wurde, desto nervöser wurde ich und habe insbesondere im Off Road ziemlich viele Fehler eingebaut., sodass es zum Schluss doch noch knapp wurde. Aber rankommen ist das eine, vorbeikommen das andere. Ich weiß nicht, ob er es bei etwas mehr Zeit versucht hätte, aber dazu kam es ja dann nicht mehr, sodass ich auf dem Podium gelandet bin, was mich wirklich glücklich macht“.

Ganz und gar nicht zufrieden, alles andere als friedfertig und sichtlich angeschlagen, war Markus Volz nach dem ersten Rennen: „Das Rennen ist äußerst dumm gelaufen für mich. Der Start war perfekt, danach bin ich auf Position 2 dann gestürzt worden und musste das Feld von hinten aufräumen und bin letztlich auf Platz 12 oder 13 durchs Ziel gegangen. Sch…., mehr kann ich dazu nicht sagen.“.

 

Auch der Start des zweiten Rennens ging souverän an Markus Volz, diesmal vor Schmidt, Vorlicek und Deitenbach. André Plogmann hingegen verpatzte den Start komplett und rutschte im Bemühen, den Anschluss nach vorne zu finden und seine Meisterschaftsführung über den vierten Renntag hinaus zu retten, auch noch weg und fiel deshalb weit nach hinten.
Volz hielt sich über zwei Runden an der Spitze des Fahrerfeldes, musste die Führung dann zwar in der Schikane an den überlegenen Schmidt abtreten, hielt aber dennoch Anschluss und konnte über die Renndistanz einen komfortablen Abstand zu seinen Verfolgern herausfahren. Während dessen entspann sich zwischen Vorlicek und Deitenbach auf den Plätzen drei und vier ein ambitionierter Fight um den dritten Podiumsplatz, aus dem Vorlicek nach einem Ausrutscher seines Verfolgers letztlich als Sieger hervorging. Schmidt gewann auch den zweiten Lauf souverän vor Markus Volz und Petr Vorlicek. Jan Deitenbach beendete das Rennen auf Position 5 hinter Gaststarter Steffen Albrecht. André Plogmann war es nach seinem Patzer nicht mehr gelungen, wesentlich Boden gutzumachen, sodass es für ihn zum Schluss nur für Platz 10 reichte.

Petr Vorlicek genoss den Aufenthalt auf dem Podium sichtlich, teilte den Siegerschampus anschließend großzügig mit seiner reizenden Ehefrau -und nicht ohne mich vorher schelmisch zu fragen, ob ich nicht ein Foto von ihm und seiner Frau machen könnte- und nahm auch den Fauxpas im ersten Lauf von der humorvollen Seite:

“ Meine Frau und ich haben Donnerstag auf Freitag einen kleinen Kurzurlaub gemacht, und auf dem Weg hierher habe ich noch erzählt, Vorlicek`s Shampusdusche Supermoto IDM DM 2018 Oscherslebendass ich mich echt gut fühle und so richtig Bock auf geiles Racing habe. Als ich dann beim ersten Rennen im Off Road gecrasht bin, hab ich an die Leute aus dem Team gedacht, die zugeschaut haben und gedacht: oh mein Gott, so was peinliches, die lachen sich alle kaputt über dich. Aber nicht schlimm, sollen sie doch, pah, damit kann ich gut leben. Umso mehr freue ich mich natürlich, dass ich im zweiten Rennen aufs Podium gefahren bin“.

 

Für Markus Volz, dem auch nach dem zweiten Rennen die Folgen des Crashs im ersten Laufs noch deutlich anzusehen waren, war der zweite Platz nicht nur Erfolg, sondern auch Genugtuung, auch wenn der Rückschlag auf dem Punktekonto schmerzte: „Das zweite Rennen ist für mich perfekt gelaufen, ich habe mich auf dem Motorrad sehr wohl gefühlt, trotz des Handicaps aus dem ersten Rennen, konnte Anfangs auch mit Marc-Reiner ganz gut mithalten, was mich selbst ein bisschen gewundert hat. Das Motorrad hat gestimmt, Reifen und Fahrwerk haben perfekt funktioniert, so dass ich trotz Schmerzen tatsächlich einen sehr guten Lauf hatte. Ich bin zwar jetzt nicht unbedingt jemand, der sich vor dem Rennen ausrechnet, welche Platzierung er punktmässig erreichen muss, ich fahre immer meine 100% und was rauskommt, kommt eben raus. Trotzdem ist es natürlich ärgerlich, wenn du im ersten Rennen wegen so etwas in der Wertung dann nach hinten rutschst.“

Marc-Reiner Schmidt, der mit keinem anderen als dem Ziel des Titelgewinns in die Meisterschaft gestartet ist, war mit dem Ergebnis des Rennens zwangsläufig zufrieden: „Im ersten Rennen habe ich den Start total verpatzt, war zunächst vierter, konnte aber auch direkt auf drei vor. Nach wenigen Runden konnte ich dann auch André überholen, kurz danach Markus, und dann hat es hinter mir auch schon gerumpelt. Nachdem ich da aber schon etwas Vorsprung hatte, war ich davon gar nicht betroffen und konnte mein Rennen ganz gelassen nach Hause fahren, genau wie im zweiten Rennen. Die Strecke hier hat mir richtig Spaß gemacht, sie war super vorbereitet, im Off Road Lonesome Rider MR Schmidt Supermoto IDM DM 2018 Oscherslebengeben sie sich viel Mühe mit dem Bewässern. Es gibt zwar nur eine Hauptspur, aber man kann auch recht problemlos eine zweite Spur fahren, so dass es auch mit dem Überholen klappt. Also man kann sich wirklich nicht beschweren, es gibt eine gute Infrastruktur hier und es macht richtig Spaß, hier auf der schönen Strecke in Oschersleben zu fahren. Alles ist sauber, man hat zuverlässig Strom und auch sonst ist alles gut organisiert hier. Solche Veranstaltungsorte kann es in der Serie ruhig öfter geben, da kommt man sehr gerne wieder.“

Der fünfte und vorletzte Renntag dieser Saison wird für den immer gut gelaunten Tschechen dann fast ein Heimspiel: am 25. und 26. August gastiert die IDM auf der Kartbahn im tschechischen Cheb. Also bis dahin und übersteht die Sommerpause ohne Entzugserscheinungen :-)

 

 

 

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