Jan Deitenbach kürt sich am 28. / 29.09.2019 in Harsewinkel zum Internationalen Deutschen Meister
Für die alles entscheidenden letzten beiden Läufe der diesjährigen Jagd auf die Meisterkrone traf sich die Supermotogemeinde rund um die Internationale Deutsche Meisterschaft IDM / DM am letzten Wochenende im September auf der bei Fahrern und Zuschauern gleichermaßen beliebten Sandbahn in Harsewinkel.
Bis zuletzt gab es keinen klaren Favoriten auf den Titel, Jan Deitenbach führte nach den Läufen in Cheb die Tabelle mit 12 Punkten Vorsprung vor Simon Vilhelmsen an, Steffen Albrecht folgte mit 14 Punkten Abstand als Gesamtdritter, seinerseits mit einem hauchdünnen Vorsprung von 3 Punkten auf Petr Vorlicek auf Rang 4 der Tabelle.
Sicherer Kandidat für die Meisterkrone dieser Saison wäre zweifellos Marc-Reiner Schmidt gewesen, der jedoch aufgrund zweier Nullrunden aufgrund von Terminkollisionen auf Platz 7 der Tabelle zum Finale antrat, und somit für die Anwartschaft auf einen der drei begehrten Plätze auf dem Meisterpodium keine Rolle spielte.
Bei herbstlich trübem Wetter und wiederkehrenden Regenschauern erübrigte sich wenigstens die stete Frage nach den richtigen Reifen, Regenreifen waren das Maß der Dinge, und selbst diese wurden spätestens bei den Rennen am Sonntag nachmittag hart an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit geführt. Die Sandbahn war eine einzige Matschwüste, verlangte den Fahrern höchste Konzentration ab und war deutlich sichtbar nicht dazu angetan, Fahrfehler zu verzeihen. Jeder Patzer hätte fatale Folgen für die Gesamtwertung haben können und so galt es bis zum letzten Lauf des Finales, Sicherheit und Risiko genauestens abzuwägen, um bisherige Positionen zu sichern und möglicherweise sogar noch zu verbessern.
Jan Deitenbach führte bis dahin die Tabelle zwar an, war jedoch mit einem durchaus aufholbaren Vorsprung von 12 Punkten keineswegs unangefochten; ein Sturz zur Unzeit, und der Traum von der Meisterkrone wäre dahin. Gleiches galt für Simon Vilhelmsen, für den einerseits zwar sogar der Titel noch in greifbarer Nähe war, ein Fehler andererseits ihn aber auch hätte zurückwerfen und den Platz für Steffen Albrecht freimachen können, dem allerdings in erster Linie die Sicherung des 3. Platzes auf dem Podium am Herzen lag.
Viel spannender hätte das Finale also gar nicht werden können, und schon das Zeittraining am Samstag Nachmittag gab einen Vorgeschmack auf das, was die Rennen am Sonntag bieten würden.
Anders als gewohnt sicherte sich Marc-Reiner Schmidt sozusagen erst auf den letzten Drücker in der 16. Runde mit 0,079 Vorsprung die Pole Position vor Simon Vilhelmsen und Steffen Albrecht. Max Banholzer vervollständigte die erste Startreihe, während Jan Deitenbach, Petr. Vorlicek, Andy Buschberger und Peter Banholzer mit der zweiten Startreihe vorlieb nehmen mussten.
Auch der Sonntag wartete mit herbstlicher Kühle und wiederkehrende Regenschauer auf, und bis mittags hatte sich insbesondere die Sandbahn in eine Schlammbahn verwandelt, auf der jeder Fahrfehler fast unweigerlich mit einem Sturz beantwortet werden würde.
Nach dem Start des ersten Laufs ging Vilhelmsen nach einem Holeshot als erster Pilot in die erste Kurve, musste die Führung aber noch vor dem Off Road an Marc-Reiner Schmidt abtreten. Steffen Albrecht konnte seinen Startplatz über die erste Kurve retten, wurde aber wenig später zunächst von Jan Deitenbach und Andy Buschberger überholt. Schmidt und Vilhelmsen hatten sich inzwischen an der Spitze des Fahrerfeldes etabliert, Deitenbach heftete sich an deren Fersen, kam allerdings nicht wirklichauf Schlagdistanz heran. Buschberger fiel nach einem Drittel des Rennens den Tücken der Sandbahn zum Opfer, ging zu Boden, rappelte sich auf und rutschte einige Meter weiter erneut weg; Steffen Albrecht rückte auf die vierte Position vor, für Buschberger war der Anschluss an das Führungstrio damit verloren. Bis zum Ende des Rennens hatten Schmidt und Vilhelmsen sich mit komfortablem Abstand vom Rest des Fahrerfeldes abgesetzt und gingen in dieser Reihenfolge durchs Ziel. Jan Deitenbach wurde Dritter und rückte dem Titel damit ein Stückchen näher:
„Vorbei ist es erst nach dem zweiten Rennen, aber für den Moment habe ich das Beste getan, was ich in meiner Lage tun konnte. Ich war gleich hinter Simon, so dass ich im zweiten Rennen das Risiko minimieren kann. Klar geht es immer noch darum, ein Rennen abzuliefern, aber ich werde auch ein bisschen darauf achten, was ich mache und mit wem ich mich auf der Strecke anlege. Ich will dieses Podium unbedingt haben, gerade hier in Harsewinkel und für das Team, für Britta und Bergo, die krankheitsbedingt heute leider nicht dabei sein können. Beim Zeittraining habe ich leider etwas Pech gehabt, mir ist durch einen eigenen Fehler das Vorderrad eingeklappt, musste dann übers Grün und bin mit dem Fuß hängen geblieben. Blöderweise ging das Motorrad dann nicht mehr an, so dass ich in die Box schieben musste. Zum Glück hat mein Mechaniker den Fehler binnen Sekunden gefunden so dass ich weiterfahren konnte. Ziemlich nervenaufreibend das Ganze, aber es ging ja zum Glück gut, und jetzt bin ich über das Ergebnis des Rennens total happy und kann den zweiten Lauf etwas entspannter angehen.“
Steffen Albrecht wurde Vierter vor Max Banholzer.
Auch beim Start des zweiten Laufs hatte Marc-Reiner Schmidt auf der Pole das Nachsehen hinter Simon Vilhelmsen, ließ sich aber erneut nicht lange bitten und übernahm noch vor dem Off Road die Führung vor Vilhelmsen und Steffen Albrecht. Schmidt und Vilhelmsen setzten sich zügig vom Rest des Fahrerfeldes ab und `bretterten´ unter Zuhilfenahme der Bande förmlich durch die Sandbahn, Albrecht tat es ihnen auf der dritten Position etwas weniger risikobereit gleich, dahinter folgten Peter Mayerbüchler und Max Banholzer. Jan Deitenbach, beim Start etwas glückloser als noch im ersten Lauf, verteidigte im Kampf um seine Meisterkrone über fast den gesamten Rennverlauf die sechste Position gegen den an seinem Hinterrad klebenden Petr Vorlicek, der zwar sichtlich schneller unterwegs hätte sein können, aber schlicht nicht an der 44 vorbei kam. Andy Buschberger, der aufgrund seines durch einen technischen Defekt begründeten verspäteten Erscheinens bei der Startaufstellung aus der Boxengasse startete und das Feld von hinten aufrollen musste, saß gegen Ende des Rennens in Vorliceks Nacken, zog zunächst an diesem und wenig später auch an Deitenbach vorbei, der dadurch auf die siebte Position zurückfiel. Schmidt gewann den letzten Lauf der diesjährigen Saison vor Simon Vilhelmsen, dem damit der Titel des Vizemeisters sicher war. Steffen Albrecht wurde Dritter des Laufs und in der Gesamtwertung. Jan Deitenbach, nach wie vor auf Position 7, riss wenige Meter vor dem Ziel im Taumel der Vorfreude beide Arme hoch, verringerte dabei das Tempo so dass Vorlicek doch noch um den Bruchteil einer Sekunde vor ihm über die Ziellinie rollte und ihm eine weitere Position abnahm. Dennoch brachte der achte Platz im zweiten Lauf Jan Deitenbach den langersehnten Titel in der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Supermoto in der Klasse S1 ein, über den sich auch Jans langjähriger Weggefährte Sebbi (Röhler) total freute:
„Absoluter Wahnsinn! Anfang der Saison hätte ich nicht damit gerechnet, dass es am Ende so ausgeht, und ich bin einfach nur glücklich und absolut stolz, Teil des Teams zu sein und Jan als Freund auf diesem Weg zu begleiten. Das war eine geile Saison mit einem perfekten Abschluss. In zwei Wochen steht noch der Superbiker in Mettet an, und wie es im nächsten Jahr weitergeht, sehen wir dann, aber ich denke, dass es auch in 2020 gemeinsam weitergeht. “ Der neue Meister der S1 sah das nicht anders: „Sebi ist einer meiner besten Freunde und wir arbeiten jetzt schon zusammen, seit er selber aufgehört hat zu fahren. Davor habe ich schon meine Ferien bei ihm verbracht, wir haben uns gegenseitig besucht und viel Zeit miteinander verbracht. Eine so erfolgreiche Saison mit einem seiner besten Freunde zu erleben, dass ist schon etwas ganz Besonderes. Ende der letzten Saison ging ich eigentlich davon aus, dass 2019 mein letztes Jahr als aktiver Fahrer sein wird, aber wenn man dann am Ende den Titel erreicht hat, dann möchte man wenigstens eine Saison auch mit der Startnummer 1 fahren, und das werde ich auch tun. Für mich war dieses das erste Jahr mit Husqvarna und Metzlerreifen, wir haben viel gelernt und einiges an Erfahrung gesammelt, und dass es jetzt mit dem Titel endet, hätte ich am Anfang der Saison nicht erwartet. Im Moment fühle ich mich wie in einer Traumwelt, und ich glaube, ich habe noch nicht wirklich realisiert, dass ich mein großes Ziel endlich erreicht habe. Ich denke, dass es in der Supermoto im Moment eine gute Entwicklung nimmt, und jetzt aufzuhören, wäre schlichtweg die falsche Entscheidung. Insofern werde ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein.“
Für Simon Vilhelmsen war schon vor dem Wochenende klar, dass der Meistertitel zwar greifbar nah, aber nur aus eigener Kraft nicht zu erreichen war. Neben dem Zufall wären Siege in beiden Läufen hilfreich, bei realistischer Betrachtung aber ein nur schwierig zu erreichendes Ziel gewesen: „Ich hatte in beiden Läufen einen sehr guten Start und konnte Marc-Reiners Tempo über die Renndistanzen gut mithalten. Im zweiten Rennen kam ich teilweise so dicht heran, dass ich das Gefühl hatte, früher oder später vorbeigehen zu können und dem Titel damit ein Stück näher zu kommen. Der Rest hätte ja sowieso von Jans Ergebnis abgehangen, aber dann ist leider kurzfristig das Motorrad ausgegangen und ich habe etwas gebraucht, um es wieder zu starten, danach war die Chance auf einen Sieg natürlich vollends verloren. So, wie es jetzt aussieht, hätte ein Sieg im zweiten Rennen mir den Titel eingebracht, aber dafür hat es leider nicht gereicht; nur 1 Punkt ist schon eine bittere Pille, aber so ist es nun mal. Ich habe dieses Wochenende mein Bestes getan, aber das war eben nicht genug. Natürlich bin ich enttäuscht, den Titel so knapp verpasst zu haben, aber ich weiß auch, dass ich die Meisterschaft nicht heute verloren habe, sondern schon in Oschersleben. Wäre es dort besser gelaufen, wäre es heute nicht so knapp gewesen, so einfach ist das. Dieses Jahr kam wahrscheinlich einfach zu viel zusammen: meine Frau und ich bauen zur Zeit ein Haus, unsere Tochter wurde im Sommer geboren, zu viel Stress wahrscheinlich. Nach dem etwas schleppenden Start in die Saison ist der Speed inzwischen da, ich bin fokussiert und absolut motiviert für die nächste Saison. Mein Ziel ist auf jeden Fall der Titel, und mit der großartigen Unterstützung durch mein Team, und natürlich auch meiner Familie, auf die ich in dieser Saison bauen durfte, halte ich dieses Ziel für erreichbar. Für dieses Jahr bedanke ich mich bei allen, die mich in diesem Jahr bis zum Titel des Vizemeister begleitet haben und bin für den Erfolg absolut dankbar“.
Steffen Albrecht wurde Dritter, sowohl im zweiten Lauf als auch in der Gesamtwertung: „Meine einziger Wunsch für dieses Wochenende war der Erhalt des dritten Platzes in der Gesamtwertung. Bei den knappen Abständen war das sowohl vor dem Rennen, als eigentlich auch die ganze Zeit seit Cheb ein enormer Druck, und ich bin absolut glücklich über das Ergebnis dieses Wochenendes. Regen liegt mir eigentlich, aber ich musste auf dieser Strecke trotzdem extrem vorsichtig sein, weil ich ja doch kürzlich bei ähnlichen Verhältnissen das ein oder andere Mal ganz gerne gestürzt bin (Anmerkung der Readktion: SMoN). Man musste insbesondere auf der Sandbahn aufpassen, weil man da nur noch oben an der Bande fahren konnte, wenn du dabei einen Fehler machst, fliegst du sofort ab, und da muss man schon sehr abwägen, wieviel Risiko man dabei eingehen kann. Es wäre sicher noch etwas mehr Tempo möglich gewesen, aber das Risiko war mir dann doch zu hoch. Ich bin absolut glücklich über den dritten Platz auf dem Meisterpodium, auch wenn ich mir eigentlich doch etwas mehr erhofft hatte. Leider hatte ich gegen Mitte der Saison einen kleinen Durchhänger, und die Punkte haben zum Schluss dann einfach gefehlt. Jede Menge Erfahrung habe ich jedenfalls bei meiner Teilnahme an Supermoto of Nations sammeln können. Das war ein superschönes und interessantes Wochenende, und ich fühle mich geehrt, dass ich daran teilnehmen durfte. Ich kenne das auch von der Motocross-WM, es ist schon alleine eine Ehre, gegen die schnellsten Fahrer der Welt antreten zu dürfen, und dass es im zweiten Lauf sogar für den zweiten Platz gereicht hat, ist einfach sensationell. Der erste Lauf war leider etwas daneben, weil ich genau die Sturzeinlagen eingebaut habe, die mich heute davon abgehalten haben, zu sehr auf Risiko zu setzen. Nations war einfach geil und eine Erfahrung fürs Leben.
Ich fahre schon seit Ewigkeiten Michelin Reifen, deshalb freue ich mich extrem darüber, seit Anfang dieser Saison Teil des Teams zu sein, und ich denke mal, dass es auch im nächsten Jahr gemeinsam weitergehen wird, der Spirit und die Unterstützung ist genial und ich bin sehr guter Dinge, dass ich die Saison 2020 etwas weiter oben in der Tabelle abzuschließen kann.“
Das erhofft sich auch Max Banholzer für die nächste Saison. Die diesjährige Meisterschaft schloss er auf Platz 6 der Gesamtwertung ab: „Mit diesem Wochenende bin ich eigentlich ganz zufrieden man lernt mit jedem Rennen dazu kommt dadurch auch Stück für Stück nach vorn. Mit diesem Wochenende bin ich eigentlich ganz zufrieden, man lernt mit jedem Rennen dazu und kommt nach und nach dann auch weiter nach vorn. Ich habe es gestern geschafft, in die erste Startreihe zu kommen, und wenn man merkt, dass es vorwärts geht, ist das schon ein gutes Gefühl. Der Speed ist auf jeden Fall da, allerdings fehlt es im Moment bei mir noch etwas an Kontinuität. Ich arbeite daran, das zu verbessern, und für die nächste Saison habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen, in der Gesamtwertung weiter nach vorn und vielleicht sogar aufs Treppchen zu kommen. Von Michelin und natürlich auch meinem Team fühle ich mich dabei sehr gut unterstützt. Nächstes Jahr werden wir zusätzlich mit neuen Reifen an den Start gehen, die in Sachen Grip und Haltbarkeit noch mal eine Steigerung mit sich bringen. Bei den ersten Tests in diesem Jahr haben wir schon erste und sehr gute Erfahrungen gesammelt, so dass es im nächsten Jahr mit Sicherheit nur aufwärts gehen kann.“
Peter Banholzer, der nach einem Trainingsunfall eine Zwangspause einlegen musste, ließ es sich nicht nehmen, beim Finale dabei zu sein: „Dafür, dass ich verletzungsbedingt seit vier Wochen gar nicht mehr trainiert habe, bin ich sehr zufrieden. Das Zeittraining gestern lief für mich sehr gut, bei den Rennen heute wars etwas schwieriger, weil Regen mir nicht wirklich gut liegt; ich mag es lieber trocken und staubig. Dazu kam, dass mein Fuß auf Dauer immer noch etwas schmerzt, aber alle in allem kann ich mich dieses Wochenende nicht beschweren. In St. Wendel war ich Zweiter im ersten Rennen, wobei ich gar nicht damit gerechnet habe, dass ich das dieses Jahr schon schaffe, von daher bin ich unterm Strich mit meiner Leistung in dieser Saison absolut zufrieden, und ich denke, im nächsten Jahr ist Top 5 in der Gesamtwertung ein realistisches Ziel.“
Pechvogel des Wochenendes war Andy Buschberger, der dem Ganzen aber trotzdem eine leicht humorige Note abgewinnen konnte: „Ich habs ja schonmal gesagt: man muss den Leuten auch etwas Spektakel bieten, und das habe ich heute, glaube ich, wieder ganz gut gemacht. Gestern bin ich leider nicht ganz so gut zurecht gekommen. Im ersten Renne heute hat es eigentlich zuerst sehr gut funktioniert, dann habe ich leider in der Sandbahn einen Sturz gehabt, bin wieder aufgestiegen und danach gleich wieder gestürzt, und dann bin ich nicht mehr recht ins Fahren gekommen, weil alles mit Dreck verklebt war. Vor der Startaufstellung zum zweiten Rennen habe ich Probleme mit dem Auspuff gehabt, kam deshalb zu spät und musste deshalb aus der Box starten und von hinten aufrollen. Für mich ging es aber in der Meisterschaft um nix mehr, deshalb wars okay. Trotzdem bin ich noch sechster geworden und hab ein richtig geiles Rennen gehabt. Alles in Allem wars deshalb ein super Saisonabschluss. In einer Meisterschaft, entweder in Österreich oder in Deutschland, wollte ich auf jeden Fall den Titel, in Österreich hat es geklappt, in Deutschland auch wegen Terminüberschneidungen nicht. Natürlich hätte ich am Ende in Deutschland gerne noch ein paar Podeste mehr gehabt, aber passt schon; meine Ziele für diese Saison habe ich jedenfalls erreicht und ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Im nächsten Jahr würde ich gerne die Europameisterschaft fahren, das hängt aber davon ab, ob es mit den freien Reifen so funktioniert, wie es angedacht ist. Darüber hinaus möchte ich natürlich verletzungsfrei bleiben, und eine zweite Meisterschaft ist auch geplant; ob es die Deutsche oder die Österreichische ist, hängt von den Terminplanungen ab, deshalb kann ich dazu im Moment noch nichts sagen. Aber wenns passt, bin ich bei der Deutschen im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei.“
Aufgrund der Terminkollisionen mit der italienischen Meisterschaft tendierten für den Metzler-Fahrer Marc-Reiner Schmidt die Chancen auf den diesjährigen Titel von vornherein gegen Null; Enttäuschung war bei ihm insofern nicht angezeigt: „Im Zeittraining war es gegen Simon diesmal schon sehr knapp. Die Streckenverhältnisse waren äußerst schwierig, ich bin vorne mit Regenreifen und hinten mit Slicks gefahren, das machte die Sache zusätzlich schwierig. Zum Schluss ist mir doch noch die Bestzeit gelungen, und darüber bin ich auch sehr froh und auch über das Ergebnis der beiden Läufe. Beim Start bin ich generell immer etwas vorsichtig, weil bei dem Geknubbel leicht etwas schief gehen kann, aber ich bin heute ja relativ schnell auch wieder nach vorn gekommen, und dann macht es mir nichts aus, beim Start nicht direkt vorn zu sein. Für Simon und Jan ging es ja heute sowieso um die Meisterschaft, da hätte ich mich dann auch nicht in der Form einmischen wollen.
Die Sandbahn war heute extrem und eigentlich auch nur noch außen zu befahren. Das Tempo war nur zu halten, indem man die Bande als Anlieger nutzte, so wie Danny Fuhrbach das seinerzeit gemacht hat. Im fünften Gang mit Vollgas in die Bande rein, das war extrem geil und hat einen Riesenspaß gemacht; da kann man nur noch hoffen, dass die Bande auch hält. Eigentlich verrückt, aber es hat ja geklappt. Die Strecke an sich war sehr gut vorbereitet und wurde während des ganzen Wochenendes auch perfekt in Schuss gehalten; Riesenkompliment deshalb auch an den Veranstalter, das war bei den Wetterverhältnissen wirklich nicht einfach.
Gratulation auch an Jan und Simon, beide haben in dieser Saison eine Superleistung gezeigt und den Erfolg verdient. Ich selber hatte auch eine super Zeit bei der Deutschen Meisterschaft, auch ohne Titelgewinn. Wie es im nächsten Jahr weitergeht, weiß ich noch nicht so ganz genau, weil ich zum Einen die Termine noch nicht kenne und zum Anderen auch noch keinen Vertrag unterschrieben habe. Ich bin noch mit mehreren Teams in Verhandlung und ich denke, dass bis Anfang November eine Entscheidung getroffen sein wird, auch wie es mit EM/WM und Reifenreglement aussieht. Wenn´s passt, werde ich im nächsten Jahr in Deutschland auch wieder dabei sein.“
Definitiv nicht mehr dabei sein wird Toni Krettek, der mit Abschluss der Saison 2019 seinen Helm unwiderruflich an den Nagel hängen wird: “Mein erstes Supermotorennen bin ich 2003 beim Youngster Cup gefahren, seitdem hat sich natürlich alles extrem weiterentwickelt: Motorräder und Reifen, alles ist viel schneller geworden.
Als ich angefangen habe, war es noch das Größte, wenn man möglichst quer in die Kurve gefahren ist, dann war man irgendwie auch am schnellsten, das kann man fahrerisch gar nicht mehr mit heute vergleichen. Der Sport hat sich sehr in Richtung Straßenrennen gewandelt, es wird viel übers Vorderrad gefahren weil die heutigen Reifen das einfach auch möglich machen; damals wäre das undenkbar gewesen. Anfang dieser Saison habe ich mir als Ziel Top Ten gesetzt, und wenigstens einmal in der Saison unter den ersten 5 gewesen zu sein; beides hat funktioniert. Am Ende hat mir leider ein bisschen die Kontinuität gefehlt, unterm Strich wäre ich gerne etwa eine halbe Sekunde schneller unterwegs gewesen. Das ein oder andere Mal hat es geklappt, aber eben nicht durchgängig. Heute musste ich wegen technischer Probleme mit meinem Kupplungsnehmerzylinder aus der Box starten: ich bin im Leerlauf losgelaufen, hab dann den ersten Gang eingelegt und bin dem Feld ohne Kupplung hinterher gefahren; ging dann auch irgendwie, aber optimal ist natürlich anders. In der nächsten Saison werde ich nicht mehr starten, ich spiele ja schon länger mit dem Gedanken, konnte mich aber nie so richtig entscheiden. In diesem Jahr haben wir mit Siggi Chadrysiak und Axel Bergfeld noch mal ein gutes Paket geschnürt, aber ich habe jetzt das Gefühl, dass es an der Zeit ist, die Reißleine zu ziehen. Die Supermotoausrüstung wird komplett verkauft, ich möchte meine Rennleiterlizen angehen und über Kurz oder Lang bei uns zu Hause im Club in die Vorstandsarbeit einsteigen. An Zukunftsplänen mangelt es also nicht und ich bin schon sehr gespannt, wo mich mein Weg hinführen wird.“ Auf diesm Wege wünschen Wir Toni viel Erfolg auf seinen neuen Wegen.
Auch Supermoto-Urgestein Petr Vorlicek hat sich neue Ziele gesetzt. Mit seiner Frau freut er sich derzeit auf die bevorstehende Geburt eines Stammhalters, und danach wird er sich zunächst ganz seiner Rolle als Ehemann und Vater widmen: „Gerade eben war ich noch Deutscher Meister (Anm. d. Red.: 2009 ) und jetzt sind 10 Jahre vergangen und ich fahre mein letztes Rennen Für mich war das eine großartige Zeit, ich bin zwar nicht durchgehend in Deutschland gefahren, ich war zwischendurch in Italien und in einem englischen Team, aber ich habe mich immer gefreut, nach Deutschland zurückzukommen und hier fahren zu dürfen. Die Atmosphäre hier war immer toll, alles perfekt organisiert und für Fahrer und Teams very easy going. Inzwischen scheinen sich die Organisatoren darum zu bemühen, alles komplizierter und auch teurer zu machen, ich muss das leider so sagen. Für die Fahrer ergeben sich keine Verbesserungen, sie müssen lediglich mehr zahlen. Allerdings kann ich mich schlecht beschweren, weil es ja schließlich eine Deutsche Meisterschaft ist, aber ich persönlich bin darüber nicht glücklich und ich halte das auch für den falschen Weg. Unabhängig davon fühle ich mich in der Deutschen Meisterschaft wie zu Hause; nach inzwischen fast 20 Jahren kenne ich die meisten Leute hier gut und habe eine Menge Freunde gefunden, deshalb tut es mir natürlich leid, dass ich nächstes Jahr nicht mehr dabei bin. Man könnte sagen, ich habe hier fast mehr Freunde als zu Hause und das kann man ja nicht so ohne weiteres hinter sich lassen. Trotzdem ist es für mich an der Zeit, mir neue Ziele zu setzen und ich habe mir eine Menge vorgenommen. Zunächst mal möchte ich natürlich ein guter Vater werden und mich um meine Familie kümmern, das Haus muss umgebaut werden und ich habe außer der Rennfahrerei jede Menge Interessen, denen ich mich in Zukunft verstärkt widmen möchte.; ich denke also, dass dies für mich der nächste logische Schritt ist. Allerdings soll man ja niemals nie sagen, und ich werde mit Sicherheit das ein oder andere Mal vorbeikommen, um Freunde zu treffen und über alte Zeiten zu reden. Privat wünsche ich mir, dass meine Familie und alle Menschen, die mir am Herzen liegen, gesund bleiben und ein glückliches Leben führen können. Dabei denke ich insbesondere auch an Dirk Spaniol, der über die Jahre ein wirklich guter Freund geworden ist. Er hat so viel für mich getan und ich hoffe sehr, dass er weiß wie sehr ich das zu schätzen weiß. Wenn mir jemand etwas Gutes erweist, dann wünsche ich mir, dass es ihm gut geht und ihm ebenfalls Gutes erwiesen wird. Andererseits vergesse ich auch nicht, wenn mir jemand Schaden zufügt, so bin ich nun mal. Ich hoffe jedenfalls, dass die vielen guten Menschen, die ich hier kennengelernt habe, sich das bewahren und wir uns auch in Zukunft noch häufig treffen und Späße miteinander machen können. Zum Abschluss möchte ich mich auf diesem Weg bei allen bedanken, die mich auf meinem Weg begleitet und dazu beigetragen haben, dass ich mich hier jederzeit wohl und willkommen gefühlt habe. Wir sehen uns.
Best wishes, good luck and good bye, you will be missed Petr
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike