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Supermoto IDM Renntag 1 nach Corona, 04.07.2020 - 05.07.2020 in Cheb
Nach dreieinhalb Monaten Zwangspause startete die Internationale Deutsche Meisterschaft im Supermoto im tschechischen Cheb als erste Internationale Deutsche Meisterschaft des DMSB überhaupt endlich in ihre Saison. Neben den eingeschriebenen Fahrern waren -mangels anderer Rennalternativen- auch einige Gäste aus dem Straßensport mit am Start: Julian Puffe und Toni Finsterbusch aus der Superbike IDM und Jan-Ole Jähnig aus der Supersport 300 WM nutzten den Auftakt im Supermoto für einen ersten Renneinsatz in 2020.
Auch wenn Fahrer und Teams den Startschuss kaum noch erwarten konnten, stößt die Durchführung der diesjährigen Supermotoserie als Deutsche Meisterschaft nicht unumwunden auf Zustimmung: mit Harsewinkel, Großenhain, St. Wendel und Schleizer Dreieck sind vier Renntage bereits gestrichen, ein weiterer Veranstaltungsort steht derzeit noch auf der Kippe, hinzu kommt der durch die Sperrung von Trainingsstätten während des Lockdowns bedingte Trainingsrückstand auf dem Motorrad, der sich durch `Hometraining´ nur ungenügend kompensieren lässt. Dem ein oder anderen wäre es deshalb -u. a. auch wegen fehlender Zuschauer- sicher sinnvoller erschienen, die noch verbleibenden Renntage nicht als Deutsche Meisterschaft sondern als lockere Veranstaltungs"reihe" zu fahren.
Wenn auch etwas lockerer als in den meisten deutschen Bundesländern ist auch in Tschechien die Einhaltung von Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen weiterhin vorgeschrieben. Auflagen hinsichtlich der auf dem Gelände zulässigen Personenzahl -500- hatten das Fahrerlager auf ein Minimum reduziert, so dass die in Cheb auch an `normalen´ Renntagen ohnehin nur spärlich vorhandenen und überwiegend aus Mitglieder der Teams bestehenden „Zuschauer“ am Rand der Strecke auf ein mit Mund-/Nasenschutz vermummtes äußerst beschauliches Grüppchen zusammengeschrumpft war.
Ungeachtet dessen war die Stimmung gut und alle Anwesenden -insbesondere die Fahrer- heiß auf das erste Rennen der Saison, die trotz aller Einschränkungen eine spannende zu werden verspricht.
Marc-Reiner Schmidt, der auch in diesem Jahr unverändert konkurrenzlos unterwegs ist, wird zwar grundsätzlich mit dabei sein, startet allerdings aufgrund eines Hickhacks bezüglich seiner Lizenz lediglich als Gast und wird demnach in der diesjährigen Meisterschaft keine Rolle spielen, und Marc-Reiner wäre nicht Marc-Reiner, wenn er das völlig gelassen sehen könnte: „ich habe mich ganz normal eingeschrieben, Nenngeld-/Startgeld bezahlt und habe dann gestern hier die italienische Lizenz vorgelegt, die aber leider auf italienisch ist. Übersetzer gibt’s anscheinend keinen, und ich bin jetzt soweit gegangen, dass ich gestern noch eine V-Lizenz gekauft habe, damit ich hier fahren kann. Punkte bekomme ich damit nicht, ich mache das also quasi für mich und für Metzler, die mich ja in jeder Hinsicht unterstützen, aber ich finde es schon extrem schade, dass man das ohnehin nur kleine Fahrerfeld in der S1 auf diese Weise nochmal dezimiert“.
Im Zeittraining ging die Pole dann auch unangefochten an den Fahrer auf der Honda CRF 450. Zweiter im Bund wurde Max Banholzer vor dem amtierenden Meister Jan Dominik Deitenbach und Peter Banholzer auf der vierten Position. Die zweite Startreihe bildeten Steffen Albrecht, Peter Mayerbüchler, Simon Vilhelmsen und Tim Szalai.
Dominanz zeigte Marc-Reiner Schmidt auch bei den Rennen: nach dem Start des ersten Laufs schob sich Jan Deitenbach in der ersten Kurve zwar kurz innen an ihm vorbei, das Ende der Kurve sah jedoch bereits Schmidt in Führung wo er dem Rest des Fahrerfeldes in Windeseile davon fuhr. Es folgten Deitenbach und Steffen Albrecht vor Max und Peter Banholzer, in der Reihenfolge. Während Peter Banholzer im Verlauf des Rennens etwas zurückfiel, blieb das Trio davor unter sich und mühte sich leidlich erfolgreich, den Anschluss an Schmidt nicht ganz und gar aus den Augen zu verlieren. Hinter Peter Banholzer, nach wie vor auf der fünften Position, erwehrte sich Simon Vilhelmsen zunächst den hartnäckigen Angriffsversuchen Peter Mayerbüchlers, musste diesen jedoch schließlich verletzungsbedingt nachgeben und fiel auf den siebten Platz zurück.
Auch Jan Deitenbach musste dem deutlich schnelleren Steffen Albrecht schließlich Platz machen und die zweite Position räumen.
Schmidt gewann den ersten Lauf souverän, allerdings ohne den Lohn in Form von Punkten einstreichen zu dürfen, vor Steffen Albrecht und Jan Deitenbach, der mit dem Ergebnis aber trotzdem zufrieden war: „Ich bin froh, dass es nach der Coronapause jetzt endlich wieder losgeht. Ich hatte das Glück, dass ich noch 6 Tage lang in Italien trainieren und das neue Motorrad testen konnte, bevor alles zu gemacht wurde, und nachdem es mit dem Sportbetrieb langsam wieder losging, war ich auch relativ schnell wieder auf der Strecke. Mit dem Zeittraining gestern habe ich mich zunächst etwas schwergetan, aber zum Glück habe ich in letzter Minute/Runde sozusagen dann noch die Kurve gekriegt und die dritte Startposition zwischen den Banholzer-Brüdern eingefahren. Nach dem Start war ich ganz kurz vorne, aber letztlich ist Marc-Reiner natürlich einfach schneller. Nachdem ich mir meinen großen Traum im letzten Jahr schon erfüllt habe, ist allerdings auch nicht mehr der Druck da, unbedingt vorne sein zu müssen. Die Hauptsache ist für mich, dass ich ein Grinsen unter dem Helm und Spaß bei der Sache habe, und das hatte ich bei diesem Rennen zu 100%. Insofern bin ich mit dem Ergebnis total zufrieden.“
Max Banholzer wurde Vierter vor seinem Bruder Peter: „Die Coronazeit haben wir mehr oder weniger mit warten verbracht, viel konnte man ja nicht machen. Als es dann wieder langsam losging, haben wir bei uns im Verein, dem AMC Kempten, mit Motocross wieder angefangen, später konnten wir auch mal nach Lichtenberg zum trainieren, und jetzt sind wir froh, dass es mit den Rennen wieder losgeht. Im Zeittraining lief es eigentlich gestern super, Max und ich waren lange auf 2 und 3, bis sich dann der Jan dazwischengeschoben hat, aber für das erste Rennwochenende war das schon okay. Das Rennen jetzt hat großen Spaß gemacht und mit dem Ergebnis bin ich vollauf zufrieden. Mal sehen, wie es dann beim nächsten Mal läuft“.
Steffen Albrecht führt nach seinem zweiten Platz im ersten Rennen der Saison fürs Erste die Tabelle an: „Wir konnten es alle kaum erwarten, endlich wieder Rennen zu fahren, und dann direkt im ersten Rennen so ein super Ergebnis, das ist einfach großartig. Im Zeittraining gestern habe ich leider keine vernünftigen Zeiten zustande gebracht, das lag aber eher an einer Panne im Kopf, als an etwas anderem. Für das Warm up heute morgen haben wir dann doch nochmal eine Kleinigkeit geändert und es hat sich gezeigt, dass wir damit auf jeden Fall den richtigen Schritt gegangen sind. Im Rennen war ich zuerst auf Platz 3 und kam nicht an Jan vorbei, weil er sich ziemlich breit gemacht hat. Letztlich konnte ich aber doch vorbei. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffe, dass es im zweiten Rennen genauso gut läuft“.
Auch im zweiten Lauf ging der Holeshot an Marc-Reiner Schmidt, dahinter kamen Max Banholzer und Jan Deitenbach, die sich bis Eingangs Off Road nicht über ihre Positionen einigen konnten, dort fand Banholzer dann allerdings die günstigere Linie und zog vorbei, während Albrecht die Lücke nutzte, und ebenfalls an Deitenbach vorbeischlüpfte. Deitenbachs Ambitionen auf Revanche fanden im dichten Buschwerk hinter dem großen Anlieger im Off Road ein jähes Ende. Dieses brachte ihn zwar nicht zu Boden, erwies sich jedoch als recht widerborstig und musste zunächst von Streckenposten und Sportkommissar beiseite geräumt werden, bevor Bike und Fahrer wieder auf die Strecke konnte. Damit war für Deitenbach jede Hoffnung auf einen der vorderen Plätze begraben - erst Recht als er eingangs des Off-Roads einen weiteren Verbremser hatte -, während Albrecht fortan genügend Platz um sich herum hatte, um das Rennen ohne Hast nach Hause zu fahren.
Für Simon Vilhelmsen, der nach einem Trainingsunfall vor 2 Wochen mit einem gebrochenen Brustbein unterwegs war, galt es, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt im Rennen eine gute Position zu erreichen, auf der er möglichst ohne Druck den Rest des Rennens bewältigen konnte. Dies gelang ihm in der vierten Runde, in der er an Peter Mayerbüchler, an dem er im ersten Rennen noch gescheitert war, vorbei auf die vierte Position zog und leicht absetzen konnte. Mayerbüchler hingegen sah sich den Angriffen von Peter Banholzer ausgeliefert, denen er aber standhalten konnte. In dieser Reihenfolge schien das Rennen schon entschieden zu sein, bis Albrechts Maschine in der vorletzten Runde zu stottern begann und trotz der redlichen Bemühungen Albrechts nicht dazu zu bringen war, ihre Arbeit zufriedenstellend wieder aufzunehmen. Albrecht fiel zurück, der sichere Podiumsplatz war dahin, Simon Vilhelmsen zog vorbei und auch Peter Banholzer schlüpfte noch durch.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die kämpferische Leistung in beiden Rennen von Peter Mayerbüchler, der deshalb als Gesamtvierter von Cheb nach Hause fahren durfte.
Marc-Reiner Schmidt gewann auch den zweiten Lauf souverän vor Max Banholzer und dem überglücklichen Simon Vilhelmsen: „Das war für mich ein unglaublich wichtiges Rennen. Durch meine Trainingsverletzung bin ich nach wie vor sehr eingeschränkt, und der Start lief auch nicht wirklich optimal. Während der ersten fünf Runden ist es von den Schmerzen her okay, aber danach wird es bei jeder Unebenheit in der Strecke schlimmer und man achtet nur noch darauf den Körper so anzuspannen, dass die Schmerzen erträglich bleiben. Positionskämpfe sind dabei unmöglich, das habe ich im ersten Rennen festgestellt. Vom Speed her wäre es kein Problem gewesen, ein besseres Ergebnis einzufahren, aber leider bin ich nicht schnell genug an Peter Mayerbüchler vorbeigekommen. Jetzt hatte ich Glück, rechtzeitig eine Lücke zu finden und eine gute Position zu erreichen, auf der ich relativ entspannt das Rennen zu Ende fahren konnte. Eigentlich hätte ich dieses Wochenende gar nicht fahren dürfen, aber mit dem Rückstand hätte die Meisterschaft für mich keinen Sinn mehr gemacht. Ich hatte für dieses Wochenende eigentlich nur den Wunsch, wenigstens ein paar Punkte für den nächsten Renntag in zwei Monaten mitzunehmen. Bis dahin wird die Verletzung ausgeheilt sein, so dass ich mich dann auch wieder zu 100% auf das Rennen konzentrieren und mehr Risiko gehen kann. Mit dem siebten Platz in der Quali und im ersten Rennen war ich deshalb vollauf zufrieden, und jetzt bin ich natürlich überglücklich, dass es sogar fürs Podium gereicht hat“.
Peter Banholzer wurde vierter vor Steffen Albrecht, der damit nicht nur das schon sicher geglaubte Podium verlor, sondern gleichzeitig den Tagessieg und die Führung der Tabelle.
Das unverzüglich in Auftrag gegebene Red Plate wird statt dessen beim nächsten Renntag das Bike seines Teamkollegen und Bruders Max Banholzer zieren, der im zweiten Lauf Zweiter wurde: „Der Start lief dieses Mal zum Glück viel besser als im ersten Rennen und zu Beginn konnte ich sogar kurz an Marc-Reiner dranbleiben, aber am Ende des Tages fehlt einfach der Grundspeed um da mitzuhalten; Marc-Reiner fährt ganz klar in einer völlig anderen Klasse. Für Albi tut´s mit total leid dass er so kurz vor Ende technische Schwierigkeiten bekommen hat, aber ich freue mich trotzdem riesig über meinen zweiten Platz. Das rote Platterl habe ich schon in Auftrag gegeben.“
Der Vollständigkeit halber seien hier noch die Platzierungen in der Veranstaltungswertung der Straßensportler erwähnt: P 11 #14 Jan-Ole Jähnig, P 13 #19 Julian Puffe und P 14 #90 Toni Finsterbusch.
Das Schlusswort gehört dem zweimaligen Sieger des Wochenendes, Marc-Reiner Schmidt: „Nach dem Ärger mit meiner Lizenz lief das Wochenende ja dann doch noch ganz gut. Im Zeittraining konnte ich gleich zu Anfang eine schnelle Runde setzen, die Starts in den Rennen waren gut, obwohl das nicht gerade meine Stärke ist. Im ersten Rennen war Jan in der ersten Kurve kurz vorne, aber ich konnte außen mit etwas mehr Schwung doch noch vorbeigehen und bin dann auch vorne geblieben. Ich konnte verschiedene Linien ziehen und für mich noch ein bisschen ausprobieren, das war schon okay. Der Start im zweiten Rennen lief noch besser, ich bin direkt vorneweg gefahren, es ist zwar ein bisschen schade, wenn man da so ein einsames Rennen fahren muss, aber trotzdem war das für mich ein gutes Training für die Italienische Meisterschaft, wo es dann nächstes Wochenende für mich richtig losgeht. Nachdem Thomas Chareyre und Mauno Hermunen dort auch dabei sind, wird es da wahrscheinlich an der Spitze auch wieder etwas enger zugehen, darauf freue ich mich schon. Trotzdem hat mir dieses Wochenende viel Spaß gemacht, und bei der Gelegenheit möchte ich mich besonders bei meiner Familie und meinen Sponsoren bedanken, die das alles für mich möglich machen und mich in jeder Hinsicht unterstützen“.
In diesem Sinne sagen wir Tschüss für heute und freuen uns auf das Wiedersehen im September, wo auch immer dieses stattfinden mag, und nicht doch noch gekippt wird. Denn es dürfte sich rumgesprochen haben, Schaafheim ist als Veranstaltungsort gecancelt, der Termin (05.09.2020 – 06.09.2020) an sich soll bestehen bleiben.
RD Foto: Fotos und Mehr.........., Alles um Motorräder, speziell Supermoto, Supermotard, MotoCross und Superbike