Nach achtjähriger Pause war der MSCW Schaafheim in diesem Jahr erneut Gastgeber für die Supermoto IDM.
Der Odenwaldring in Schaafheim zählt zu den interessantesten Rennstrecken Deutschlands und seit der Gründung des MSCW im Jahr 1967 fanden hier schon zahlreiche nationale und internationale Rennen in verschiedenen Sportarten statt. Bereits seit den Kindertagen von Supermotard in Deutschland wird am Wartturm gedriftet.


Die Strecke besticht im Asphaltbereich durch zahlreiche Kurven mit wenigen kurzen Geraden, gepaart mit einem fast ebenso langen Off-Road-Bereich, der die Herzen der „MX`ler“ im SuMo-Bereich höher schlagen lässt.
Für die Supermoto IDM Rennen wurde die Strecke in einigen Bereichen umgebaut, wobei die Endfassung der Streckenführung nach einigen Diskussionen mit den Fahrern erst am Samstagmorgen Gestalt angenommen hatte.
Nachdem die bei solchen Veranstaltungen unvermeidbaren organisatorischen Verzwicktheiten durch das Zutun vieler helfender Hände schließlich aus dem Weg geräumt waren, konnten sich Organisatoren, Fahrer und Zuschauer auf ein spannendes Rennwochenende freuen.

Training und die ersten Läufe der Amateure sowie C-Klassen fanden am Samstag bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen statt. Eben solche Bedingungen fanden die übrigen Klassen bei den Qualifikationsläufen vor. Der Sonntag zeigte sich eher von einer herbstlichen Seite. Sonne, Wolken und mal mehr und mal weniger Regen wechselten sich ab. Der Regen war es dann auch, der zu einer teilweisen Sperrung des Off-Roads im ersten Rennen der S3 führte.

Die Qualifikation der Königsklassen des Supermoto, S1 und S2, verliefen wenig überraschend.

Wie nicht anders erwartet, ging die Pole in der S1 an Mauno Hermunen, der in dieser Klasse zurzeit konkurrenzlos unterwegs ist. Mauno Hermunen ließ seine Konkurrenten gerade soweit herankommen, dass sie an seiner Pole nicht kratzen konnten. Jürgen Künzel folgte auf der zweiten, Petr Vorlicek auf der dritten Startposition.

Michi Herrmann in der S 2 hatte zunächst nicht definierbare Fahrwerksprobleme. „Plötzlich schaukelte sich das Bike durch eine Unwucht im Fahrwerk immer mehr auf. Je schneller ich fuhr, desto mehr schlingerte es. In der Boxengasse konnten wir uns das Problem erst mal nicht erklären und dachten, es hätte sich etwas am Fahrwerk gelöst. Nachdem wir dann einen knapp 300 gr. schweren Dreckklumpen von der Felge entfernt hatten, war auf einmal alles in Ordnung. Im Off-Road hatte sich Matsch dort festgesetzt, der durch die Hitze der Reifen dann derart festgebacken war, dass er selbst durch die Rotation der Reifen haften blieb und eine Unwucht hervorrief. Kurios, aber man lernt eben nie aus.“ In der Klasse S2 konnte er sich trotz alledem die Pole Position vor Jochen Jasinski und Nico Joannidis sichern.

Supermoto S1

Gleich nach dem Start ging Mauno Hermunen fast schon ein wenig zwangsläufig in Führung und überließ es seinen Verfolgern Petr Vorlicek, Jürgen Künzel und Julian Becher, den Kampf um die weiteren Plätze auf dem Podium unter sich auszumachen. Nach weniger als der Hälfte des Rennens konnte Künzel sich an Vorlicek vorbeimogeln und widerstand bis zum Ende des Rennens den drängenden Angriffsversuchen Vorliceks, der sich daher doch mit dem dritten Platz zufrieden geben musste. Ein spannendes Rennen lieferten sich Markus Volz und Harry Näpflin um Platz 4; Näpflin gelang es bis kurz vor Ende des Rennens, seine bereits in der 3. Runde erkämpfte 4. Position gegen Volz zu verteidigen. Buchstäblich in letzter Minute musste er in der Schlussrunde und auf den letzten Metern dem energischen Bemühen von Markus Volz dann doch noch Tribut zollen und sich mit dem 5. Platz begnügen.

Der Start des zweiten Lauf sorgte für erhebliche Irritationen: in der Startaufstellung ging Jürgen Künzels Motor aus und ließ sich auf die Schnelle nicht mehr starten.

Allerdings entgingen Künzels hastige Kickversuche und auch die Handzeichen, mit denen er der Rennleitung Startschwierigkeiten signalisierte, offenbar der Aufmerksamkeit der Offiziellen; der Start wurde freigegeben, und Künzel musste dem Fahrerfeld als letzter folgen, nachdem er sein Moped doch noch in die Gänge bekommen hatte. Nach Ende des Rennens legte er Protest ein, über den jedoch vor Ort nicht mehr entschieden werden konnte. Es bleibt deshalb abzuwarten, ob das Ergebnis dieses Laufs so Bestand haben wird. „Das darf doch nicht sein. Die hätten meinen gehobenen Arm sehen und den Start abbrechen müssen. Sie hätten mir Zeit zum Starten geben müssen, im schlimmsten Fall hätte ich nicht starten dürfen. Wäre zwar ärgerlich gewesen, aber mir geht die Sicherheit der Kollegen und die meine vor. Was glauben die, wenn mir im Startgetümmel einer hinten drauf gefahren wäre. Zwei Verletzte und für was? Ich habe Protest eingelegt. Der konnte jedoch vor Ort entschieden werden“ äußerte sich ein sichtlich erboster Jürgen über den Ablauf des Starts.

Spannungsträger des zweiten Laufs waren erneut Vorlicek, Näpflin und Volz. Kurzzeitig konnte Julian Becher sich zwar unter den ersten drei mitbehaupten, machte aber nach einem Fahrfehler den Platz für Harry Näpflin frei, der sich hinter Vorlicek auf die dritte Position setzte. Nach hartem Kampf ging Petr Vorlicek als zweiter durchs Ziel, dicht gefolgt von Näpflin und Volz. Die Platzierung von Volz ist insofern bemerkenswert, als das er als Einziger im Feld komplett auf Regenreifen gesetzt hat.
Ach ja: Mauno Hermunen passierte die Ziellinie als erster, in gewohnter Manier auf einem Rad und mit knapp 5 Sekunden Vorsprung.

Supermoto S2

Pechvogel des ersten Laufes war Jochen Jasinski. Wegen eines, sagen wir mal, technischen Problems wurde er von der zweiten Startposition auf die letzte verbannt.

Dirk Spaniol nutzte die Gunst der Stunde und platzierte sich von der 9 Startposition direkt auf Platz 3 hinter Michi Herrmann und dem Niederländer Maik Voorwinden. Dieser musste aber nach knapp zwei Dritteln des Rennens passen, machte den 2. Platz frei für Spaniol und rutschte direkt weiter auf Platz 4 hinter Manolito Welink. Über diese Platzierung vollführte Dirk wahre Freudentänze. „ In der Quali war ich noch recht verkrampft, obwohl mir die Strecke wegen des langen Off-Roads entgegen kommt. Die neunte Startposition war die Konsequenz. Ich fahre eigentlich lieber bei Regen als auf trockener Strecke. Insofern kam mir der Wetterwechsel am heutigen Renntag sehr entgegen. Nach meinem Superstart lag ich direkt an dritter Stelle. Ich hatte im Gefühl schneller sein zu können als Maik. Als er mir eine kleine Lücke öffnete, bin ich an ihm vorbei. Danach hat zwar Manolito noch mächtig gepushed, ich konnte den zweiten Platz jedoch verteidigen. Von neun auf zwei, einfach nur super“

Michi Herrmann ging souverän mit mehr als 7 Sekunden Vorsprung als erster durchs Ziel, Dritter wurde Manolito Welink. Jochen Jasinski hingegen wäre nicht Jochen Jasinski, wenn er sich von einem letzten Startplatz entmutigen ließe: sehr routiniert und zielstrebig räumte er das Feld von hinten auf und belegte einen eindrucksvollen 5. Rang. Glück im Unglück: sowohl Manolito Welink als auch Maik Voorwinden starteten als Gastfahrer, weswegen Jochen trotz allem noch die Meisterschaftspunkte für den 3. Rang eingeheimst hat. Das mag auch ein Grund gewesen sei, dass er dennoch über das „technische Problem“ mit ein wenig „Galgenhumor“ schmunzeln konnte.

Zum Ausgleich hat sich Jasinski im zweiten Lauf gleich nach dem Start vor Michi Herrmann an die Spitze des Fahrerfeldes gesetzt. Michi Herrmann folgte ihm wie ein Schatten, bereit, auch noch die kleinste Lücke zu nutzen. Beide setzten sich sehr schnell vom restlichen Fahrerfeld ab und schenkten sich gegenseitig nichts. Jochen: „Michi hat mächtig Druck gemacht. Ich spürte, er war eigentlich ein Ticken schneller als ich. Bei dem schlüpfrigen Asphalt konnte er jedoch die ganze Power seiner Maschine nicht auf den Boden bringen. Die Charakteristik der Strecke tat ihr übriges. Es ist schwer hier zu überholen“

Die dritte Position wurde nach dem Start kurzzeitig von Jan Deitenbach gehalten, der mit einem angebrochenen Mittelfuß angetreten war. Zum Glück ist Supermoto ja eine Sportart, die man gemütlich im Sitzen betreiben kann. Danach musste er in der 5. Runde den 3. Platz an seinen Teamchef Dirk Spaniol abtreten, der sie aber seinerseits auch nicht bis zum Schluss halten konnte und gegen Ende des Rennens an Manolito Welink abgab. Jochen Jasinski entschied den zweiten Lauf für sich, dicht gefolgt von Michi Herrmann und –mit einem Abstand von knapp 10 Sekunden- Manolito Welink, der damit gleich an seinem ersten Renntag zweimal auf dem Podium stehen durfte. Manolito gelang damit bei seinem ersten Supermoto Rennen in diesem Jahr ein furioses Comeback, auch wenn er selber das nicht ganz so sehen möchte: „Ein richtiges Comeback ist es nicht wirklich. Die ganze Zeitkonstellation um Supermoto –Donnerstag schon packen und Sonntag zum Teil recht spät zu Hause- passt derzeit nicht in mein privates Umfeld. Im letzten Jahr wurde mein kleiner Sohn Maurizio geboren und sorgt seitdem für Aufregung in der Familie. Daneben habe ich ein Haus gekauft, um das ich mich im Moment kümmern muss. Taunus Moto hatte mich gefragt, ob ich dieses Rennen mit ihnen fahren möchte. Dies habe ich gerne angenommen und freue mich mit Taunus Moto sehr über die unerwarteten Podestplätze“

Am Rande noch aufgeschnappt:

Was passieren kann, wenn ein erwachsener Sohn `spektakuläre´ Sportarten betreibt, während sein Vater Selbige kommentiert, sieht man an dieser Geschichte:

Jan Deitenbach, einer der an die Spitze drängenden jungen Wilden der S2 Klasse, trat zum Rennwochenende in Schaafheim mit einem angebrochenen Mittelfuß an und war deshalb das ganze Wochenende entweder mit dem Moped, meistens aber, weil im Fahrerlager, auf Krücken unterwegs:„Ich habe mir beim Training den Mittelfuß angebrochen und muss den Fuß deshalb schonen. Ich „darf“ ihn weder belasten oder sonst wie beanspruchen. Die Rennen fahre ich aber trotzdem“ war sein lapidarer Kommentar dazu. Während des 2. Laufs gelang es ihm trotz dieses Handicaps, über 4 Runden die 3. Position hinter Michi Herrmann und Jochen Jasinski gegen Dirk Spaniol zu verteidigen. Letztlich musste Jan aber den drängenden Versuchen seines Teamchefs doch nachgeben. Dieses Geschehen veranlasste Tommy Deitenbach, seines Zeichens seit mehr als 20 Jahren Jan´s Vater und ebenfalls seit vielen Jahren `Die Stimme´ oder besser „The Voice“ der Supermoto zu folgendem Kommentar über die Stadionlautsprecher: `Auf der dritten Position Jan Deitenbach, der von seinem Teamchef hart bedrängt wird. Der 20-jährige weiß einerseits, dass sein Chef die Meisterschaftspunkte gut gebrauchen kann, andererseits wartet er natürlich auch sehnsüchtig auf seinen ersten Podiumsplatz in der S2. Hinzu kommt, dass Jan mit einem angebrochenen Fuß zum Rennen angetreten ist, der Fuß darf also NIIIICHT BELASTET werden und der Junior muss UUUUNBEDINGT darauf achten, dass der Fuß SCHÖÖÖÖN OBEN BLEIBT....


Unbestätigten Gerüchten zufolge hat sich der Junior NICHT IMMER an diese Anweisung gehalten; aber im Eifer des Gefechts und bei dem Motorenlärm und mit einem Helm über den Ohren kann man ja als Fahrer nicht auch noch auf die Lautsprecherdurchsagen achten oder?


Supermoto S1 Lauf 1

1. Mauno Hermunen (FIN), Husqvarna. 2. Jürgen Künzel (D), Aprilia. 3. Petr Vorlicek (CZ), Suzuki. 4. Markus Volz (D), KTM. 5. Harry Näpflin (CH), Kawasaki. 6. Jean-Marc Gaillard (B), Honda. 7. Julian Becher (D), Kawasaki. 8. Asseri Kingelin (FIN), Honda. 9. Marcel Götz (CH), Kawasaki. 10. Vit Janousek (CZ), Honda. 11. Geoffrey Poncin (D). 12. Jonas Mikkelsen (DK), Yamaha. 13. Max Nölte (D). 14. Jan Simon Ter Heide (NL), Suzuki.

Supermoto S1 Lauf 2

1. Hermunen. 2. Vorlicek. 3. Näpflin. 4. Volz. 5. Becher. 6. Gaillard. 7. Kingelin. 8. Künzel. 9. Janousek. 10. Götz. 11. Poncin. 12. Nölte. 13. Ter Heide

vorläufiger Gesamtstand Supermoto S 1 nach 10 von 14 Läufen (Jürgen Künzel hat Protest eingelegt)

1. Hermunen 250 Punkte. 2. Künzel 187. 3. Vorlicek 176. 4. Volz 168. 5. Becher 143. 6. Götz 135. 7. Näpflin 124. 8. Hiemer 115. 9. Class 114. 10. Kingelin 105. 11. Gaillard 96. 12. Janousek 85. 13. Mikkelsen 62. 14. Flockerzie 48. 15. Bauerschmidt 30. 16. Spaniol 26. 17. Rihak 23. 18. Bachmann 18. 19. Wolf 16.

Supermoto S2 Lauf 1

1. Michael Herrmann (D), Husqvarna. 2. Dirk Spaniol (D), Suzuki. 3. Manolito Welink (D), Husqvarna. 4. Maik Voorwinden (NL), KTM. 5. Jochen Jasinski (D), Husaberg. 6. Frederik Eriksson (S), Honda. 7. Nico Joannidis (D), Husaberg. 8. Jan Deitenbach (D), Suzuki. 9. Ramon Von Hamond (NL). 10. Lukas Wolf (D), Aprilia. 11. Fabian Riedl (D), Suzuki. 12. Morten Hagemann (D), Husqvarna. 13. Toni Krettek (D), Suzuki. 14. Fokke Van der Walle (NL), Honda. 15. Angelo Bouchee (NL), Honda. 16. René Tänzer (D), Husqvarna. 17. Peter Stang (D), KTM. 18. Andreas Huber (D), Husqvarna

Supermoto S2 Lauf 2

1. Jasinski. 2. Herrmann. 3. Welink. 4. Joannidis. 5. Spaniol. 6. Deitenbach. 7. Mikkelsen. 8. Krettek. 9. Von Hamond. 10. Eriksson. 11. Voorwinden. 12. Stang. 13. Hagemann. 14. Riedl. 15. Tänzer. 16. Bouchee. 17. Huber

Gesamtstand Supermoto S 2 nach 10 von 14 Läufen

1. Herrmann 241 Punkte. 2. Jasinski 205. 3. Joannidis 173. 4. Spaniol 165. 5. Mikkelsen 121. 6. Eriksson 114. 7. Deitenbach 109. 8. Riedl 109. 9. Krettek 103. 10. Wolf 101. 11. Hagemann 97. 12. Wagner 90. 13. Huber 86. 14. Tänzer 73. 15. Freyermuth 59. 16. Stang 54. 17. Bauer 50. 18. Carl 41. 19. Van der Walle 31.

 

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