Die 5. Runde der Supermoto IDM / DM 2013 fand am Wochenende 03./04. August auf dem Harzring bei Aschersleben statt. Nachdem inzwischen feststeht, dass das ursprünglich für Anfang September geplante 6. Rennwochenende der Serie aus organisatorischen Gründen nicht stattfinden wird, war dies zugleich der letzte Renntag vor dem Finale in Großenhain.
Grund genug für die Fahrer des Michelin Teams, vor der nun folgenden zweimonatigen Unterbrechnung trotz subtropischer Temperaturen noch einmal alles zu geben, um mit einem möglichst beruhigenden Punktevorsprung ins Finale um die Internationale Deutsche Meisterschaft 2013 zu gehen.
Den ersten Erfolg des Wochenendes heimste Michelin-Küken Laura Höllbacher ein: von der zweiten Startposition aus konnte sie sich im ersten Rennen der C2 am Samstag Nachmittag mit etwas Glück aus einem Handgemenge gleich nach dem Start heraushalten, und als Zweite ins Rennen gehen. Über die komplette Renndistanz folgten ihr zwei hartnäckige Konkurrenten, teils mit etwas mehr oder teils mit etwas weniger Abstand, setzten sie somit zwischenzeitlich gehörig unter Druck, fanden jedoch keine Möglichkeit, sich an der wie festgetackert auf ihrem Moped klebenden Laura vorbeizuschieben. Souverän nahm sie Kurve um Kurve, knallte ihrem Verfolger dabei konsequent die Tür vor der Nase zu, fuhr jubelnd ihr erstes Podium 2013 in der C2 nach Hause und zeigte einmal mehr, dass ihr Potential auf der Rennstrecke noch längst nicht ausgeschöpft ist: „Ich freue mich, dass ich meine gute Startposition diesmal auch in eine gute Platzierung umwandeln konnte. In Stendal bin ich ja auch von Position 2 gestartet, aber damals bin ich nach dem Start nicht weggekommen. Ich hatte heute zusätzlich Glück,, dass ich unmittelbar nach dem Start der Aktion vor mir ausweichen konnte; da haben sich die Fahrer nämlich gleich reihenweise vernichtet“ grinst der talentierte Rotschopf. „Ich hoffe, dass es im zweiten Rennen genauso gut funktioniert.“
Im zweiten Rennen hat es leider nur für Platz 6 gereicht, trotzdem kann kein Zweifel daran bestehen, dass Michelin mit der fröhlichen Österreicherin einen echten Glücksgriff getan hat.
Das Zeittraining in der Klasse S2 ließ sich zunächst etwas schleppend an, allerdings schlug Markus Class seinen Konkurrenten entgegen deren Erwartung 3 Runden vor Ende doch noch ein Schnippchen und sicherte sich die Pole Position. Dirk Spaniol ging auf dem Harzring nicht an den Start, weil seine Verletzung vom Saisonstart in Saarbrücken ihm nach wie vor erhebliche Probleme bereitet. Mit Rücksicht auf seine Gesundheit sah sich der DSR-Suzuki-Chef das Treiben auf der Rennstrecke schweren Herzens vom Teamzelt aus an.
Und sehenswert waren die Rennen auch an diesem Wochenende allemal. Die drückenden Temperaturen der Vortage hatten am Sonntag Mittag mit einem kräftigen Regenschauer ihren Tribut gefordert und während der völlig ausgetrocknete Offroad die plötzlich auftretenden Wassermengen nur langsam absorbierte, war die Feuchtigkeit auf dem heißen Asphalt binnen kurzem verdunstet.
Die Folge war ein schmierig-nasser Offroad, von dem aus es dann auf die bereits abgetrocknete Asphaltstrecke ging. Die Entscheidung über die passenden Reifen sollte unter diesen Verhältnissen ein weiteres Mal über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Tatsächlich war die Strecke bereits im trockenen Zustand anspruchsvoll und teilweise grenzwertig. Lukas Höllbacher bezahlte diesen Umstand mit zwei Carbon-Felgen, die es beim Durchfahren des Offroads komplett zerlegte: „Hinter einem Table im Offroad gibt es ein Loch, in das man nach dem Sprung so richtig reinknallt, und das hat die Carbon-Felge im Training nicht durchgehalten. Nachdem mit der neu aufgezogenen Felge das gleiche passiert ist, habe ich danach ganz normale Alufelgen aufgezogen, und die sollten jetzt eigentlich durchhalten.“
Im ersten Rennen der S2 ging Markus Class als zweiter Fahrer vor seinem direkten Konkurrenten um die Meisterschaft in die erste Runde auf der von einem kräftigen Regenguß in der Mittagspause noch nassen Strecke. Beim Kampf um die Führung kam es zwischen den beiden im Offroad zu Rangeleien, im Verlauf derer sich Markus kurzfristig neben der Fahrbahn wiederfand und sein Bike erst wieder auf den richtigen Weg bringen konnte, nachdem das komplette Fahrerfeld an ihm vorbeigezogen war. Sofort machte er sich erfolgreich daran, das Feld von hinten aufzurollen, während der Fahrer an der Spitze Meter um Meter Boden gutmachte. Drei Runden vor Schluss –Markus hatte sich schon wieder auf Platz 3 vorgekämpft, reichte ihm das Schicksal die Hand und bescherte dem vermeintlich uneinholbar die Spitze behauptenden Fahrer eine Reifenpanne, die ihn letztlich auf Platz 9 zurückfallen ließ. Markus Bemühen wurde mit dem zweiten Platz belohnt.
Auch das zweite Rennen der S2 verlief nicht ohne Ungereimtheiten: Markus spurtete nach dem Start zunächst hinter dem derzeit Meisterschaftszweiten über den Trail, nutzte in der dritten Runde eine sich bietende Gelegenheit um an ihm vorbei an die Spitze des Fahrerfeldes zu ziehen. Nachdem er vorbei war, folgte der Konter auf dem Fuß, beide rasten nebeneinander in die letzte Kurve des Offroads, verloren dabei die Spur und mussten einige Fahrer ziehen lassen. Über dieses Manöver gibt es unterschiedliche Auffassungen, jedenfalls kam sein Konkurrent von der Position nach dem Manöver besser weg und konnte damit erfolgreich Kurs auf die Führung nehmen, während Markus Class eine Weile brauchte, um die inzwischen vor ihm liegenden Fahrer zu überholen und letztlich auf Platz 3 über die Ziellinie zu gehen.
Einen negativen Geschmack bekommt das Geschehen aufgrund der Tatsache, dass es sowohl in dieser als auch der letzten Saison einige ähnlich gelagerte Vorkommnisse gab. Nachdem Sport immer auch etwas mit Fairness zu tun haben sollte, protestierte Michelin-Bewerbersprecherin Daniela Mauer wegen unfairer Fahrweise gegen das Ergebnis, und belegte ihren Protest mit einem vom Streckenrand aufgenommen Video, auf dem das in Frage stehende Manöver zu sehen ist. Inzwischen wurde dem Protest in Form einer 15 Sekunden Zeitstrafe stattgegeben, so dass Markus Class nach dem korrigierten Ergebnis auf dem zweiten Platz im Lauf 2 beendete, und damit seine Führung in der Meisterschaft der S2 auf 12 Punkte ausbauen konnte.
Die Läufe der S1 verliefen an diesem Wochenende zwar weniger turbulent, aber nicht minder spannend.
Während die Michelin-Fahrer der S1 im Qualifying noch eher glücklos unterwegs waren, Tabellenführer Lukas Höllbacher musste sich mit Position 3 zufrieden geben, Markus Volz erreichte Startplatz 5, Andre Plogmann kam über P 10 nicht hinaus, drehten sie in den letzten Rennen vor dem Finale auf schwieriger Strecke noch mal so richtig auf.
Beim ersten Rennen konnte Lukas Höllbacher seine dritte Startposition gut nutzen und ging als zweiter Fahrer hinter Ex-Weltmeister Bernd Hiemer ins Rennen. Gleich in der ersten Kurve nutzte Höllbacher seinen Grip-Vorteil und übernahm mühelos die Führung, die er bis zum Ende des Rennens souverän behauptete. Markus Volz nutzte seine Möglichkeiten hervorragend und ging im ersten Rennen als Dritter durchs Ziel, vor seinem Teamkollegen André Plogmann auf Platz 4.
Lukas Höllbacher gewann den Start des zweiten Rennens problemlos, und ebenso problemlos hielt er seine Konkurrenten auf Abstand. Markus Volz konnte zunächst die zweite Position für sich behaupten, schied aber unglücklicherweise bereits in der zweiten Runde aufgrund eines technischen Defektes aus. Besonders unglücklich deshalb, als ihn der damit verbundene herbe Punkteverlust vor dem Finale auf den dritten Platz in der Gesamtwertung zurückwarf. Da ist es nur ein schwacher Trost, das Michelin-Teamkollege André Plogmann auf DSR Suzuki den zweiten Platz von ihm übernommen hat.
Erwartungsgemäss keinerlei Probleme hatten die von den Michelin Reifenwerken unterstützten Fahrer mit ihren Pneus. Für Markus Haas vom Michelin Reifendienst ein klarer Fall: „Wir waren mit der Performance der weichen Reifen hoch zufrieden. Sie haben bei dem Wetter so super funktioniert, dass sogar Fahrer aus dem Lager der Konkurrenz auf Michelin gewechselt haben. Unser größter Vorteil mit Michelin lag am schwierigen Offroad Ausgang; da hatten wir unglaublich Grip und Traktion.“
Nach einem spannenden vorletzten Renntag sieht es im Moment für die Michelin Reifenwerke ganz danach aus, als ob nicht nur beide Meister der S-Klassen, sondern gar das komplette Meisterpodium der S1 in diesem Jahr aus dem Fahrerpool um Daniela Mauer gestellt werden könnte.
Lukas Höllbacher führt die Tabelle der S1 derzeit mit 41 Punkten Vorsprung vor André Plogmann auf Rang zwei an. Markus Volz folgt mit 3 Punkten Abstand auf Platz 3 und hat damit trotz des Rückschlages beim zweiten Rennen in Aschersleben auch gute Chancen auf den Titel des Vizemeisters. Das sieht Markus ganz genauso, und an Motivation mangelt es ihm nicht: „ Der erste Lauf war eigentlich gut. Sauber vom Start weggekommen und als 3. in die erste Kurve. Wegen der Streckenverhältnisse nach dem Regen entschied ich mich, nur vorne Regenreifen zu montieren. Die Michelin Reifen zeigten über die komplette Distanz keinerlei Schwächen. Der 2. Lauf war für mich leider schnell vorbei. Nach einem Top Start bog ich als 2. direkt hinter Lukas Höllbacher in den Offroad ein. Der letzte Table vor Ausgang des Offroads wurde mir dann zum Verhängnis. Ich war vor dem Absprung leider unabsichtlich ans Gas gekommen, landete ziemlich hart im Flat und bemerkte sofort dass etwas nicht in Ordnung ist. Wieder zurück auf der Straße war der Grund dafür schnell zu sehen: Plattfuss! 0 Punkte, 2. Gesamtrang abgegeben; extrem ärgerlich. Für Großenhain heißt das natürlich, mit Volldampf zum letzen Lauf und Rang 2 wieder erkämpfen.“
Etwas weniger klar sind die Rollen in der S2 verteilt: Markus Class führt die Tabelle nach erfolgreichem Protest mit leicht beruhigenden 12 Punkten auf Pavel Kejmar an, und kann sich die durchaus berechtigte Hoffnung machen, den verdienten Meistertitel mit seinem Zweitakter nach Hause zu fahren.
Die Entscheidung darüber fällt am Wochenende 12./13. Oktober auf dem Flugplatzparcours in Großenhain.
Die Supermoto IDM geht jetzt zunächst in eine mehr als zweimonatige Pause und trifft sich am 12. und 13. Oktober 2013 in Großenhain wieder zu einem sicherlich packenden Finale.