Für ein Supermotofest fast `wie früher´ traf sich die Internationale Deutsche Meisterschaft im Supermoto am Wochenende 11.09.2021 / 12.09.2021 auf dem spektakulären und bei Fahrern und Zuschauern gleichermaßen beliebten Straßenparcours im saarländischen St. Wendel.

Auch weil die nach wie vor geltenden Coronabeschränkungen eine Limitierung der Zuschauerzahlen nötig machten, war die Veranstaltung zwangsläufig nicht so gut besucht wie gewohnt und vllt. daraus resultierend die Zuschauerstimmung bisweilen „verhalten“, Neben dem Umstand, dass dieses der letzte Renntag vor dem Finale sein würde- trug die Zuschauerresonanz dennoch zur Stimmung und Motivation im Fahrerlager bei. Das spätsommerlich schöne Wetter tat ein übriges, so dass einem spannenden Rennwochenende, bei dem es zwar mit Gaststarter Markus Class einen klaren Favoriten für die beiden Laufsiege, nach wie vor aber keinen klaren Favoriten für den Titel gab, nichts im Wege stand. Marc-Reiner Schmidt war auch an diesem Wochenende nicht mit von der Partie und hat damit nach zwei Nullrunden keine Chancen mehr auf den Titel, Jan Deitenbach und Simon Vilhelmsen lagen bis Oschersleben punktgleich, in St. Wendel trat Deitenbach mit einem dünnen Vorsprung von 7 Punkten vor Vilhelmsen an, der ebenso schnell zerronnen sein könnte wie er gewonnen wurde. Für beide Fahrer könnte jeder Punkt den Ausschlag dafür geben, wer letztendlich die Meisterkrone mit nach Hause nehmen und wer als zweiter Sieger auf dem Meisterpodest stehen wird.

Wie nicht anders zu erwarten sicherte sich Markus Class im Zeittraining am Samstagnachmittag mit knapp einer halben Sekunde Vorsprung die Pole Position vor Peter Banholzer und Simon Vilhelmsen sowie Jan Deitenbach. Nico Joannidis, Steffen Albrecht, Tim Szalai und Hampus Gustafson stellten sich in die zweite Startreihe.

Simon Vilhelmsen Supermoto IDM DM St Wendel 2021 Nach dem Start des ersten Laufs am Sonntag setzte sich Simon Vilhelmsen mit einem Holeshot vor Markus Class an die Spitze des Fahrerfeldes, Peter Banholzer kam als dritter aus der ersten Kurve, gefolgt von Nico Joannidis, Jan Deitenbach und Steffen Albrecht folgte auf sechster Position. Über zwei Runden führte Vilhelmsen das Fahrerfeld an, unterlag sodann jedoch dem immer energischer und außer Konkurrenz fahrenden Class und fiel auf die zweite Position zurück, Banholzer haderte nach einem spektakulären Sturz ausgerechnet in der Einführungsrunde bereits kurz nach dem Start sichtlich an einem technischen Defekt, fiel Runde um Runde zurück und bescherte Joannidis damit die dritte Position. Dahinter rückte Steffen Albrecht auf Position fünf konstant an den nach einem Sturz beim Motocross-Training schulterverletzten Jan Deitenbach heran, verstärkte im letzten Drittel des Rennens Nico Joannidis Supermoto IDM DM St Wendel 2021kontinuierlich den Druck, kam schließlich an Deitenbach vorbei auf die vierte Position, fand allerdings keinen Anschluss an das Führungstrio. Markus Class gewann das Rennen überragend vor Simon Vilhelmsen und Nico Joannidis: „Ich habe mein Motorrad noch nicht ganz so wie ich es haben will, deshalb war das Zeittraining gestern schon nicht ganz so gut. Heute nacht haben wir noch einige Sachen am Motorrad verändert, und heute lief es dann auch schon etwas besser. Nach dem Start konnte ich mich auf die vierte Position verbessern und an Peter Banholzer vorbei, nachdem er sich -glaube ich- etwas verbremst hat, und danach konnte ich mein Rennen eigentlich ganz easy zu Ende fahren. Fürs zweite Rennen hoffe ich natürlich auch aufs Podium, ich geb auf jeden Fall mein Bestes.“ 

Steffen Albrecht Supermoto IDM DM St Wendel 2021Steffen Albrecht wurde Vierter vor Jan Deitenbach. Peter Banholzer beendete das Rennen trotz erheblicher technischer Probleme, ging jedoch als letzter Fahrer mit nur 4 Punkten für sein Meisterschaftskonto durchs Ziel.

Der Start des zweiten Laufs blieb bei Polesetter Markus Class, Simon Vilhelmsen kam als Zweiter aus der ersten Kurve, gefolgt von Peter Banholzer, Nico Joannidis und Jan Deitenbach, Tim Szalai und Steffen Albrecht dahinter. Während das Führungsduo sich auf Markus Class Supermoto IDM DM St Wendel 2021den Positionen etablierte, hatte Peter Banholzer erneut Pech: schon während der ersten Runden löste sich der Auspuff aus der Verankerung, so dass für Banholzer die schwarze Flagge geschwenkt wurde und er das Rennen vorzeitig beenden musste. Joannidis räumte seine Position nach einem Sturz für Jan Deitenbach, konnte nach einem zweiten Sturz zwar erneut etliche Plätze gut machen, fand den Anschluss zur Spitze aber nicht mehr, wohl auch weil er die Sprünge mehr zelebrierte denn sie in Renngeschwindigkeit zu absolvieren. Nach Banholzers Ausscheiden fand Deitenbach sich auf der dritten Position wiederum vor Steffen Albrecht, der diesmal jedoch nicht auf Schlagweite herankommen konnte. Markus Class gewann auch den zweiten Lauf souverän vor Simon Vilhelmsen und Jan Deitenbach. Steffen Albrecht, Hampus Gustafson und Tim Szalai gingen auf den Positionen vier, fünf und sechs durchs Ziel. Nico Joannidis, der nach seinem zweiten Sturz weit nach hinten zurückgefallen war, schaffte es dennoch auf die achte Position.

Simon Vilhelmsen II Supermoto IDM DM St Wendel 2021Mit Markus Class als Gaststarter konnte Simon Vilhelmsen seinem Konto zweimal Punkte für den ersten Platz gutschreiben und übernahm damit erstmals in dieser Saison mit 3 Punkten Vorsprung von Jan Deitenbach die Tabellenführung: „Auch wenn das hier in St. Wendel eine super Strecke ist, habe ich hier immer so etwas wie eine Blockade im Kopf. Seit Philipp Prestels Unfall vor vier Jahren hasse ich die Strecke, deshalb hatte ich vor diesem Wochenende tatsächlich die Befürchtung, dass es nicht gut laufen würde. Tatsächlich hat sich aber gezeigt, dass mein Speed richtig gut war und beide Starts sehr gut gelungen sind. Ich habe mich auf dem Bike und auch auf der Strecke sehr wohl gefühlt, besser hätte es ja gar nicht laufen können. Zweimal 25 Punkte sind natürlich sehr gut für die Meisterschaft insgesamt, so dass ich zum Finale mit 3 Punkten Vorsprung antreten werde. Großenhain ist mein absoluter All-Time-Favourite-Track, ich mag das Rumgehopse auf den alten und holperigen Fahrbahnplatten auf dem Flugplatz sehr. Man muss sehr konzentriert bei der Sache bleiben, und der Rest hat etwas von `Augen zu und durch´, das macht so viel Spaß, deshalb freue ich mich total auf das Finale und hoffe, dass ich die Meisterschaft dieses Jahr dort gewinnen werde.“

Bisher ist allerdings noch nichts entschieden, das sah auch Jan Deitenbach so, der an diesem Sonntag seinen Geburtstag feierte: „Ich bin einfach froh, heute Jan Deitenbach Supermoto IDM DM St Wendel 2021hier überhaupt am Start sein zu können und habe mich insofern eigentlich selber ein bisschen beschenkt. Am Mittwoch bin ich beim MotoCross heftig gestürzt, das war wohl so ziemlich der blödeste Zeitpunkt im Jahr wo das passieren konnte. Jetzt ist es allerdings wie es ist und ich habe versucht das Beste darauf zu machen. Anfangs konnte ich die Geschwindigkeit gut halten, aber gegen Ende wurden die Schmerzen in der Schulter einfach so groß, dass ich keinen Druck mehr machen konnte und zusehen musste, wenigstens die Position zu halten, von daher sind die Punkte zwar verspielt, aber das ist nichts, was man nicht auch wieder umdrehen könnte. Heute wird die Meisterschaft nicht gewonnen, ich hätte sie allenfalls verlieren können, von daher hieß es für mich lediglich, stabil sitzen bleiben und so viele Punkte wie möglich nach Hause bringen. Das ist gelungen und deshalb sehe ich das Ergebnis des Wochenendes mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“

Peter Banholzer Supermoto IDM DM St Wendel 2021Pechvogel des Wochenendes war zweifellos Peter Banholzer, der nach seinem letzten Platz im ersten und dem Ausscheiden im zweiten Rennen seine dritte Position in der Gesamtwertung zwar einbüßte, deshalb aber trotzdem nicht haderte: „Im ersten Rennen bin ich leider geflogen und danach war dann anscheinend die Auspuffhalterung dahin und hat im zweiten Rennen den Geist aufgegeben. So etwas kommt eben vor. Der Samstag war gut, im Zeittraining war ich kurzzeitig endlich mal Zweiter und bin auch in die erste Startreihe gekommen. Heute beim Warm up war auch noch alles bestens, und dann, im ersten Rennen in der zweiten Einführungsrunde, bin ich im ersten Anlieger drüber, eigentlich sogar recht langsam, und, ich weiß nicht wie, bin ich auf einmal auf der Schnauze gelegen. Dabei hats mir den Bremsbehälter weggerissen, den habe ich dann wieder draufgesteckt, das hat auch sechs Runden gehalten, und dann wars vorbei. In der Gesamtwertung stehe ich jetzt auf Platz 4 und muss in Großenhain auf jeden Fall zusehen, dass ich das wieder aufhole. Mal sehen obs funktioniert.“

Eine kleine Sensation bot der erst 15 Jahre alte Leon Heimann, der erst in dieser Saison in die S2 aufgestiegen ist: nach zwei Laufsiegen in seiner Klasse startete er im zweiten Lauf der S1 mit einer Wild Card von der letzten Position und ging als 14. von 22 Startern in der Königsklasse durchs Ziel: „Ich fühl mich Leon Heimann Supermoto IDM DM St Wendel 2021einfach mega. Als Aufsteiger direkt im ersten Jahr in St. Wendel mit den sagenhaften Zuschauern hier zweimal aufs Podium zu kommen und dann auch noch erfolgreich in der S1 mitzuhalten ist der Hammer. Ich bin vor drei Wochen 15 geworden, und jetzt gemeinsam mit den Erwachsenen am Start zu sein, das ist schon eine andere Hausnummer als im letzten Jahr. In den Klassen wird natürlich viel härter gefahren, da wird teilweise richtig reingehalten. Das Motorrad ist auch eine Nummer größer, wobei das für mich nicht so eine große Umstellung ist, weil ich über den Winter schon sehr viel damit trainiert habe, und das macht Podest Supermoto IDM DM St Wendel 2021sich jetzt bezahlt. Wir haben zusammen mit Husqvarna entschieden, dass ich von den Junioren direkt in die S2 gehe, weil man sich da sehr viel abschauen kann und eben am besten von den schnelleren Fahrern lernt. Wenn man dann auch noch erfolgreich unterwegs ist, kann man gar nicht beschreiben, wie gut sich das anfühlt.“

Wie gut Erfolg sich anfühlt, ist für Markus Class nichts Neues. Auch wenn er bei der IDM nur sporadisch als Gast am Start ist, sieht er die Läufe dort als Vorbereitung für die Rennen, in denen es für ihn um etwas geht: „Im Moment freue ich mich sehr auf den Superbiker in Mettet in drei Wochen. Da sind alle hochklassigen Fahrer mit dabei, manche wahrscheinlich schneller als ich, obwohl ich das natürlich nicht hoffe ( grinst ) Ich hatte eigentlich gedacht, dass Marc-Reiner heute hier wäre, um mal zu sehen, wo ich tempomäßig im Moment so stehe. Nach Großenhain kann ich leider aus beruflichen Gründen nicht kommen, von daher bin ich gespannt, wie es in Mettet läuft, und was danach kommt, weiß ich noch nicht.“    

In der IDM bleibt es jedenfalls spannender denn je. Gut möglich, dass sich die Meisterschaft tatsächlich erst beim allerletzten Rennen des Finales auf dem Flugplatz am Wochenenden 25.09.2021/ 26.09.2021 in Großenhain entscheiden wird.

Bis dahin
Herzlichst

Euer RD-Foto

 

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